0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte
Menschen gibt, die sich von ihnen nicht beeindrucken ließen.
Ich war schneller. Meine Arme schossen in die Höhe, die Hände bekamen ihre Köpfe zu packen, und einen Moment später klatschten die Schädel der Schläger und Aufpasser gegeneinander.
Ein hohles Geräusch erklang nicht, dafür ein dumpfes. Die Gesichter wurden so käsig wie das des Ghouls. Weiche Knie bekamen die Kerle auch noch, und ich räumte sie zur Seite. Einer fing sich an der Wand, der andere landete am Boden.
»Geh nur, John!« hörte ich die Stimme meines Freundes. »Ich halte sie schon in Schach.«
»Danke.« Ein Blick über die Schulter zeigte mir, dass Suko seine Waffe gezogen hatte.
Ich wollte die Tür öffnen. Es war nicht mehr nötig, denn Costello erschien.
Er blieb vor mir stehen, schaute nach links und rechts, sah seine Aufpasser und schüttelte den kantigen Betonschädel, auf dem das dunkle Haar allmählich immer grauer wurde. »Ich glaube, ich muss mir ein paar bessere Männer suchen.« Auffordernd schaute er mich an. »Was meinen Sie dazu, Sinclair?«
»Das ist Ihr Problem.«
»Wollen wir uns nicht setzen?«
»Gern.«
Costello nahm zwischen Suko und mir Platz. Er trug einen blauen Bademantel, an den Füssen Sandalen und zwischen seinen Lippen klemmte eine Zigarre. Wenn er die Beine übereinander schlug, konnten wir die dunklen Haare an den Waden sehen. Insgesamt betrachtet machte er einen lächerlichen Eindruck.
»Ich habe dafür gesorgt, dass wir nicht gestört werden. Was wollen Sie also wissen?«
»Es geht um Ed Gurny!« sagte Suko.
Costello runzelte die Stirn. Ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, fragte er: »Müsste ich den kennen?«
»Möglich. Er war Geldverleiher.« Den Satz hatte ich gesagt.
Costello lachte bellend. »Da Sie von ihm in der Vergangenheit sprechen, kann ich davon ausgehen, dass er nicht mehr lebt. Oder?«
»Sehr richtig.«
Nach dieser Antwort kam mir Costello irgendwie beruhigt vor. Er nahm die Zigarre aus dem Mund und stäubte die Asche ab. »Was wollen Sie dann von mir? Halten Sie mich oder einer meiner Männer für den Mörder?«
»Wir kennen den Killer.«
»Und wer war es?«
»Keiner von Ihren Leuten, Costello«, sagte Suko.
Der Mafioso breitete die Arme aus. »Da bin ich aber beruhigt«, erklärte er mit übertriebener Gestik. »Nur frage ich mich noch stärker, was ich hier eigentlich soll?«
»Sie hatten Verbindungen zu Gurny.«
»Sagen Sie mir erst, wer ihn umgebracht hat.«
»Lenken Sie nicht ab, Costello!« fuhr ich ihn an. In mir kochte es sowieso schon, wenn ich daran dachte, was alles auf Costellos Konto ging. Das waren die schlimmsten Verbrechen. Und wir saßen ihm hier gegenüber und plauderten wie Geschäftspartner.
»Ich will es trotzdem wissen, Sinclair!«
»Okay, es war ein Ghoul!«
Fast wäre Costello die Zigarre aus der Hand gefallen. Diese Überraschung war nicht gespielt, das sahen wir ihm an. So gut konnte niemand schauspielern. »Ein Ghoul also«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
»Wir auch nicht«, erklärte ich. »Aber es muss wohl so gewesen sein, denn ich erledigte den Ghoul.«
»Schön, dann haben Sie ja Ihren Killer. Was wollen Sie dann noch von mir?«
»Mehr über die Querverbindungen zwischen Gurny und Ihnen wissen. Costello.«
»Da gab es keine.«
»Erzählen Sie mir nichts. Sie kontrollieren doch das Verleih-Geschäft. Es bringt zwar nicht so viel ein wie Ihre anderen Geschäfte, aber es ernährt seinen Mann.«
»Ach, hören Sie auf, Sinclair! Das sind wilde Behauptungen, mehr nicht.«
»Soll ich Sie an die Vergangenheit erinnern?«
»Das brauchen Sie nicht. Ich habe mit der Mordliga nichts mehr am Hut. Es ist aus. Xorron gibt es ebenfalls nicht mehr, und er war der letzte. Ich habe mein Lehrgeld bezahlen müssen, verstehst du?«
»Natürlich. Dennoch sind Sie nicht aus dem Geschäft und sähen uns lieber tot als lebendig.«
Costello schaute zuerst Suko an, dann mich, paffte drei Wolken und begann zu lachen. »Stimmt, Sinclair. Ich würde Ihnen und Ihrem Partner besonders teure Kränze auf die Särge legen lassen, nur habe ich mit Ed Gurny nichts zu tun und auch nichts mit dem Anschlag auf Sie. Da kann ich Ihnen mein Ehrenwort geben.«
»Auf das wir pfeifen«, erklärte Suko trocken.
»Trotzdem. Sie müssen es hinnehmen.«
Costello machte mir einen verdammt sicheren Eindruck. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er uns die Wahrheit sagte.
Dennoch wollte ich weiterbohren.
»Was wissen Sie über
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