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033 - In den Krallen der Tigerfrauen

033 - In den Krallen der Tigerfrauen

Titel: 033 - In den Krallen der Tigerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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rauh aussehende Schale, aber in ihr befand sich ein butterweicher Kern.
    Ein Mord, der Anblick eines Toten, hätte sich ihm bestimmt tagelang auf den Magen geschlagen. Dennoch zögerte Al O'Hara nicht, entschlossen seiner Pflicht nachzukommen.
    Wenn es sich nicht vermeiden ließ, würde er eben auch das durchstehen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, keuchte er die Treppe hinunter. Ein dröhnendes Raubtiergebrüll brachte ihn noch mehr aus der Fassung.
    Ein Raubtier? Unmöglich. Es gab keine wilden Bestien in einer U-Bahn-Station. Der Sergeant redete sich ein, sich geirrt zu haben.
    Es konnte sich lediglich um den Schrei des Opfers gehandelt haben. Schwer atmend erreichte Al O'Hara das untere Ende der Treppe. Er hatte einen kleinen Vorsprung auf Gary Hooker, den dieser ihm absichtlich ließ, denn wenn es dort unten eine Leiche gab, wollte Hooker nicht als erster über sie stolpern.
    Himmel! schoß es dem Schalterbeamten siedendheiß durch den Kopf. Wenn es einen Toten gibt, gibt es auch einen Mörder!
    Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Er war kein Held, ging jedem Streit aus dem Weg, weil er keine Dresche beziehen wollte. Wenn nun ein Mörder ihn angriff, ein Mensch, der nichts mehr zu verlieren hatte… Nicht auszudenken.
    Sofort fiel er hinter dem stämmigen Sergeanten noch weiter zurück. Er biß sich nervös auf die Unterlippe. Wenn der Mörder Al O'Hara überrannte, würde er, Hooker, sich ihm nicht in den Weg stellen, das stand fest.
    Es war nicht seine Aufgabe, Killer dingfest zu machen. Das durfte niemand von ihm verlangen. Es überstieg ja bereits seinen Mut, dem Sergeanten hier herunter zu folgen.
    Er hatte sich von O'Haras Schwung mitreißen lassen, bereute das aber inzwischen längst. Doch konnte er jetzt noch umkehren? Das wäre O'Hara gegenüber nicht fair gewesen.
    Nein, er wollte den Sergeanten nicht allein lassen. Aber den Vortritt, den sollte Al O'Hara haben. Der Sergeant erreichte soeben den Bahnsteig. Er blieb stehen, schob den Helm in den Nacken und wischte sich mit der Hand über die schweißbedeckte Stirn.
    Die U-Bahn-Station war leer, verwaist. Nirgendwo lag eine Leiche. Kein Mörder war zu sehen. Es gab niemanden, der so entsetzlich geschrien haben konnte. Und das Raubtiergebrüll?
    O'Hara wußte nicht, ob er es in seinem Bericht überhaupt erwähnen sollte.
    Damit würde er nur eine Reihe von Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten konnte. Atemlos blieb Gary Hooker neben ihm stehen. Der Schalterbeamte blickte sich verdattert um.
    »Also das verstehe ich nicht, Sergeant.«
    »Ehrlich gesagt, ich auch nicht«, brummte O'Hara.
    »Wer hat geschrien?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir können doch nicht beide verrückt sein. Und dieses markerschütternde Raubtiergebrüll?«
    O'Hara blickte den Schalterbeamten finster an. »Das haben Sie auch gehört?«
    Hooker nickte. Das bedeutete für den Sergeanten, daß er das Gebrüll nun doch nicht unter den Tisch fallen lassen konnte, wie es ursprünglich seine Absicht gewesen war.
    »Was für ein Tier kann das gewesen sein, Sergeant? Ein Tiger? Ein Löwe?«
    »Fragen Sie mich was Leichteres, Hooker. Können Sie mir erklären, wie hier ein Löwe oder ein Tiger herkommen soll?«
    »Vielleicht ist das Vieh aus irgendeinem Zoo ausgerückt. Oder gastiert möglicherweise ein Zirkus in der Nähe, dem ein Raubtier abhanden kam?«
    »Ein Raubtier in der U-Bahn. Das kann's ja gar nicht geben.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es so etwas noch nie gegeben hat!« sagte O'Hara schroff.
    »Und weil es so was einfach nicht geben darf! Zum Teufel, ich bin nicht bereit, so etwas Verrücktes zu glauben.«
    »Aber Sie haben doch ganz deutlich das Gebrüll gehört.«
    »Ein phonetischer Irrtum, eine Täuschung — was weiß ich. Aber auf keinen Fall ein Löwe oder ein Tiger.«
    »Bin gespannt, was Sie in Ihren Bericht schreiben werden, Sergeant.«
    »Ich auch«, seufzte O'Hara. »Ich auch.« Er ließ den Schalterbeamten stehen und lief bis zum Ende des Bahnsteigs vor. Gewissenhaft, wie er war, sprang er sogar auf die Schienen hinunter und eilte ein Stück in den finsteren U-Bahn-Stollen hinein.
    Als er die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnte, kehrte er um. Auch hier lag kein Toter. Eigentlich war O'Hara froh darüber. Aber das Rätsel blieb bestehen.
    Wer hatte geschrien? Wer hatte dieses dröhnende Gebrüll ausgestoßen. Al O'Hara begab sich wieder zu Hooker. Damit man ihm später keine Vorwürfe machen konnte, lief er auch noch bis ans andere Ende des

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