033
hätte es verdient, ausgepeitscht zu werden.
„Reina, mein Kind", sagte er mit halberstickter Stimme und streckte die Hand nach ihr aus. Er war überrascht, als die Tochter sich von ihm umarmen ließ. Es war sehr lange her, seit sie solche Zuneigung geteilt hatten. „Es tut mir Leid, so Leid. Ich hätte fast einen unverzeihlichen Fehler begangen. Aber die Sache ist jetzt erledigt. Du musst dich nie wieder mit Mr. Marlow befassen."
„Vater?" Seine Worte hatten Reina überrascht. Vollkommen verwirrt trat sie einen Schritt zurück und schaute ihn an.
„Du hattest die ganze Zeit in Bezug auf Mr. Marlow Recht. Ich war nur zu verzweifelt und zu beunruhigt über die Vorstellung, die Hazienda zu verlieren, um die Wahrheit zu erkennen. Er ist ein unmoralischer, verschlagener Bastard und deiner nicht wert.
Auch ich bin deiner Liebe nicht wert. Wenn ich daran denke, dass ich dich beinahe an ihn verkauft hätte ..."
Tränen der Erleichterung und der Freude stiegen Reina in die Augen. Die Neuigkeit entzückte sie. Als Luis sah, wie glücklich sie war, fühlte er sich erleichtert. Erneut drückte er sie, innerlich sehr aufgewühlt, an sich.
„Aber was sollen wir jetzt machen, Vater?" fragte sie, weil sie an die Möglichkeit gedacht hatte, man könne jetzt die Hazienda verlieren.
„Alles ist in Ordnung", antwortete er ernst in der Annahme, sie habe ihre Schwangerschaft gemeint.
„Ja?"
„Ja, und ich habe Verständnis."
„Du hast Verständnis?"
„Ja. Mr. Marlow hat mir alles erzählt. Du musst mir also nichts mehr verschweigen."
„Mr. Marlow hat dir was erzählt?" Einen Moment lang begriff Reina nicht, wovon der Vater redete. In dem Augenblick jedoch, da ihr das klar war, wurde sie leichenblass. Zum Glück konnte der Vater ihr Gesicht nicht sehen, da er es an seine Schulter schmiegte.
„Ja, Mr. Marlow hat mir erzählt, dass du in anderen Umständen bist. Sei unbesorgt!
Diesmal lasse ich dich nicht im Stich. Ich will genau von dir hören, was passiert ist.
Danach werde ich beschließen, wie ich mich verhalten werde. Hat Mr. Cordeil dir Gewalt angetan oder dir in irgendeiner anderen Weise wehgetan?" fragte Luis, während er sich von der Tochter löste. Er versuchte, in ihren Augen zu erkennen, ob der Kopfgeldjäger sie misshandelt und ausgenutzt hatte. Sollte das der Fall gewesen sein . . .
„Nein, nein, so war das überhaupt nicht", erwiderte sie rasch, schluckte nervös und versuchte, schnell einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Sie hatte Mr.
Marlow in Bezug auf ihre Schwangerschaft belogen, nur um ihn loszuwerden. Das hatte funktioniert. Aber sie hätte sich nicht träumen lassen, dass ihr Vater es herausfinden würde. Sie hatte angenommen, Mr. Marlow würde wütend verschwinden, weil er sich in seinem männlichen Stolz gekränkt sah, und das würde dann das Ende der Beziehung zu ihm sein. Offensichtlich hatte sie sich geirrt.
„Wie war die Sache dann?"
Reina wusste, sie war in die Enge getrieben. Erzählte sie dem Vater die volle Wahrheit, würde er wütend auf sie sein. Beließ sie es bei der Lüge, konnte sie nicht abschätzen, was er tun würde. Um sich zu retten, erzählte sie ihm schließlich einen Teil der Wahrheit: „Ich habe mich in Mr. Cordell verliebt, Vater."
„Weiß er, dass du ein Kind von ihm bekommst?"
„Nein. Das konnte ich ihm nicht sagen, weil ich wusste, dass ich nach meiner Rückkehr Mr. Marlow heiraten sollte."
„Liebt Mr. Cordeil dich?"
„Nein!" Reina wurde sich bewusst, dass sie viel zu schnell geantwortet hatte. Daher schwächte sie ab: „Ich meine, ich weiß nicht, ob er mich liebt oder nicht."
Luis schwieg einen Moment. Gespannt wartete sie darauf, was er als Nächstes äußern würde.
„Hast du genügend Vertrauen zu mir, um mich diese Angelegenheit regeln zu lassen, Reina? Wirst du mir eine weitere Chance geben, dir zu beweisen, dass ich nur dein Bestes im Sinn habe?"
Reina saß in der Falle und sah keinen Ausweg. „Ich möchte nicht, dass Mr. Cordell zu irgendetwas gezwungen wird, Vater."
„Keine Angst! Ich kümmere mich um alles."
„Versprich mir, dass du ihn nicht zwingen wirst, mich zu heiraten!"
„Ich gebe dir mein Wort, dass ich ihn zu nichts zwingen werde, was er nicht tun will." Luis ging zur Tochter und drückte ihr väterlich einen zarten Kuss auf die Stirn.
„Ruhe dich aus und kühle deine Wange. Ich bin so schnell zurück, wie es mir möglich ist."
Voller Unbehagen sah Reina ihn ihr Zimmer verlassen. Sie war in einem Netz aus
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