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hinter ihr hergeschickt worden war.
Am liebsten hätte er sie windelweich geprügelt. Er wollte Angst und Entsetzen in ihren Augen sehen, während er sie dafür bestrafte, dass sie es gewagt hatte, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er wollte sie leiden sehen. Ihm war klar, dass er sie jetzt nie mehr in die Hände bekommen werde. Es gab jedoch bessere, sogar viel raffiniertere Möglichkeiten, sie gesellschaftlich zu ruinieren.
Hart stellte er das Glas auf die Theke und wartete ungeduldig darauf, dass George, der übergewichtige, gutmütige Barmann die Bestellung der beiden Männer aufnahm, die soeben die Kneipe betreten hatten. Nachdem der Barmann Frenchie und Josie eine Flasche Whisky und zwei Gläser zum Tisch gebracht hatte, eilte er rasch an das andere Ende der Theke, um Mr. Marlows Glas nachzufüllen. Nathan bedankte sich knapp und trank es aus. Brennend rann ihm der Whisky durch die Kehle, und seine Wut verstärkte sich.
„Noch einen", befahl er, ehe George sich entfernen konnte.
George war über den Durst des Gastes überrascht und erkundigte sich, während er ihm das Glas nachfüllte: „Feiern Sie etwas, oder sind Sie nur durstig?"
„Ich feiere etwas", antwortete Nathan absichtlich so laut, dass man ihn im Saloon hören musste.
„Ach, ja? Haben Sie eine gute Neuigkeit erfahren?"
„Ja, eine wirklich gute", sagte Nathan strahlend. Er war bereit, allen Zuhörern Reinas Geheimnis preiszugeben. Er wollte ihren Ruf so gründlich ruinieren, dass sie sich nie mehr in der Stadt blicken lassen konnte.
„Welche gute Nachricht haben Sie denn erfahren, mein Freund?" versuchte George, Mr. Marlow auszuhorchen. Der war in der Stadt ein ziemlich wichtiger Mann, und alles, was er zu sagen hatte, vermutlich äußerst interessant.
Nathan hatte gehofft, George möge ihn ausfragen. „Ich habe mich soeben davor bewahrt, in die Ehefalle zu tappen", verkündete er.
„Ich dachte, Sie stünden davor, die bezaubernde Miss Alvarez zu heiraten", äußerte George ein wenig erstaunt. „Ich habe Sie beneidet, und die Hälfte aller Männer in der Stadt sind ebenfalls neidisch auf Sie. Sie sollten doch alles bekommen, eine schöne Frau und eine wunderbare Hazienda."
„Das beweist nur, wie sehr man sich täuschen kann. Schon so mancher Mann ist auf ein hübsches Gesicht hereingefallen, und in dieser Hinsicht bin ich keine Ausnahme", log Nathan, weil er wollte, dass man annahm, er sei betrogen worden.
„Hinter diesem lieblichen, guten Aussehen verbirgt sich ein liederliches Weib, George. Miss Alvarez ist eine Hure. Ich bin nur froh, dass ich das vor der Hochzeit herausgefunden habe."
Der Barmann war verblüfft. „Miss Alvarez soll eine Hure sein?" Vollkommen von dieser Neuigkeit fasziniert, bemerkte er nicht, dass, nachdem Miss Alvarez' Name gefallen war, der hoch gewachsene, mit Frenchie und Josie am Tisch sitzende dunkelhaarige Mann plötzlich aufschaute und in seine Richtung blickte. Er war viel zu sehr darauf aus, den Rest der Geschichte zu hören.
„Ganz recht. Wissen Sie, warum sie solchen Wert darauf gelegt hat, dass die Hochzeit stattfindet?"
„Nein, Mr. Marlow. Wieso?" fragte George und wartete gespannt auf die Antwort.
Er war begierig darauf, jede faszinierende Einzelheit zu hören, denn er wusste, dass die geplatzte Hochzeit von Mr. Marlow und Miss Alvarez Stadtgespräch sein werde.
Folglich wollte er genau über alle Details informiert sein.
Clay hatte die Absicht gehabt, einen ruhigen, entspannten Abend zu verbringen, mit Dev zu trinken und zu plaudern. Er hatte sich sogar gefreut, Frenchie und Josie wieder zu sehen, wenngleich er an ihren Liebesdiensten nicht interessiert war.
Zunächst hatte er das befremdlich gefunden, dann jedoch erkannt, dass Reina der Grund dafür war. Er liebte sie. Keine andere Frau übte einen Reiz auf ihn aus. Sein Herz schlug nur noch für Reina.
Man hatte soeben begonnen, das erste Glas Whisky zu leeren, als er den Mann an der Bar ihren Namen äußern hörte. Er wusste nicht genau, was der Mann sonst noch gesagt hatte, gedachte jedoch, das herauszufinden. Er wollte wissen, wieso jemand in einem Saloon über Miss Alvarez redete.
„Wer ist der Mann an der Bar, Frenchie?" fragte er leise, weil er kein Aufsehen erregen wollte.
„Der Mann, der sich mit George unterhält?" Nachdem Mr. Cordell genickt hatte, fuhr sie fort: „Das ist Nathan Marlow."
Clay erstarrte innerlich. Mr. Marlow, Reinas Verlobter!
„Was hast du?" wunderte sich Devlin, weil der Freund
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