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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Asmodis über die Schulter. »Wir haben einen Weg vor uns, von dem wir nicht wissen, wie weit er ist!«
    »Gehen wir!« befahl Zamorra und machte einige Schritte. Und dann hielt er inne. Die grauenhafte Stille legte sich beklemmend um sein Herz.
    Carsten Möbius sah, wie Zamorra mit dem Fuß aufstampfte. Doch es gab nicht den leisesten Hauch eines Geräusches. Er schnipste mit den Fingern. Die Bewegung war deutlich zu erkennen. Aber kein Laut drang an das Ohr. Nur den Klang ihrer Stimme konnten die Menschen hören.
    Standen sie hier an der Schwelle der Unendlichkeit?
    Professor Zamorra zwang sich, vorwärts zu gehen und nicht darüber nachzudenken.
    Er mußte sich auf den Grund konzentrieren, warum sie hierher gekommen waren. Nur keine Gedanken über diese Leere machen. Denn dann konnte man überschnappen. Er sah Carsten Möbius an und erkannte, daß der Junge bereits an jener Schwelle des Bewußtseins war, wo der menschliche Geist endet.
    »Carsten! Komm zurück! Wach auf und komm zurück!« Professor Zamorra ergriff den Jungen bei den Schultern und rüttelte ihn so fest es ging. Das Echo von Zamorras Worten wurde von der Leere verschluckt.
    Langsam öffnete Carsten Möbius die Augen. Noch langsamer kehrte das Verständnis und das Erkennen in seinen Blick zurück.
    »Da war etwas… das hat mich angezogen!« flüsterte er. »Ich bin ihm nachgegangen mit meinen Gedanken und merkte zu spät, daß es für mich keine Wiederkehr gab. Hättest du nicht gerufen, Zamorra und mich durch den energischen Klang deiner Stimme zurückbefohlen, dann wäre ich jetzt dort draußen jenseits aller Vorstellungskraft. Ich habe für einen Augenblick das Universum gesehen… !«
    Carsten Möbius brach ab. Sein schlanker Körper schüttelte sich wie nach der Erinnerung an ein gräßliches Erlebnis.
    »Ich habe euch gewarnt!« knurrte Asmodis in seiner Hundegestalt, der zu ihnen zurückgelaufen kam. »Diese Hölle hier hat andere Gesetze. 38 Begreift ihr nun, warum selbst die Herrn der Schwarzen Familie sie zu meiden versuchen? Folgt mir. Wir müssen uns eilen. Wenn es uns gelingt, Sordales, den Wächter zu umgehen und vor die Mutter zu treten, haben wir eine Chance. Hinter ihrer Krypta ändert Scheol ihr Gesicht und wird erträglicher. Denn dahinter erstreckt sich sofort die Unterwelt, die der Geist der alten Griechen erschuf und die sich hier manifestierte!«
    »Ist dies der Weg, der zum Wächter führt?« wollte Professor Zamorra wissen.
    »Hier gibt es keine Wege!« gab Asmodis zurück. »Jede Richtung, die wir nehmen, ist richtig. Wir finden Sordales – oder er findet uns. Folgt mir!«
    Damit trabte Asmodis wieder voran…
    Leonardo de Montagne spürte, wie ihn die Verzweiflung übermannte.
    Er hatte alle seine dunklen Künste aufgeboten, um freizukommen.
    Vergeblich. Dieses Wesen reagierte auch nicht auf den schärfsten Höllenzwang.
    Auch die Anrufung der »Dunklen Könige«, die an den Kardinalpunkten hausen und die Welt in ihren Richtungen regieren, und der Hilfeschrei an den großen Kaiser LUZIFER selbst bewirkten nichts. Seine Hände saßen wie festgeschmiedet am Griff des Schwertes – und das steckte in der Gallertmasse, als sei es in glutflüssigen Fels eingegossen worden.
    Auch Leonardo de Montagne spürte das, was in ihn drang und zu saugen begann. Zwar war er ein Dämon – doch wie bei Asmodis das Teuflische untrennbar mit dem Menschlichen verbunden war, so hatte auch Leonardo de Montagne noch genügend Substanz seiner früheren Existenz, ohne daß er es jemals bemerkt hätte.
    Dieses grauenvolle Wesen begann sich daran zu laben.
    Und Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Feigling, floh…
    ***
    Asmodis entdeckte die einsame Gestalt als Erster. Sie war einfach da und rannte ziellos einen Weg, den es nicht gab.
    Für Professor Zamorra und Carsten Möbius hatte es den Anschein, als ob er direkt auf sie zulief und sich gleichzeitig von ihnen entfernte. Eine Gestalt, deren schwarzes Gewand sich vom graden Blau der Umgebung eine Nuance abhob.
    Und dann erkannte Professor Zamorra den hellen Glanz an der Stelle, wo bei einem Menschen das Gesicht ist. Der fremde Wanderer trug eine Maske aus Silber.
    »Magnus Friedensreich Eysenbeiß!« stieß der Meister des Übersinnlichen in einer Vorahnung aus. Dieser Mann, der einst ein Großer in der Sekte der Jenseitsmörder war, trug auch heute noch das Ritualgewand und verhüllte meistens seine wahren Gesichtszüge mit der Maske, mit denen die Sektenmitglieder ihre Identitäten vor aller

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