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0333 - Drei Herzen aus Eis

0333 - Drei Herzen aus Eis

Titel: 0333 - Drei Herzen aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erstickten in dem dichten, klatschnassen Fell der Ratte. Der schwere Körper wälzte sich zur Seite, Beine scharrten über den Boden, Erde und Gras wurden in die Höhe geschleudert, während die Menschen verzweifelt versuchten, sich unter dem schweren Tierkörper hervorzuwälzen.
    Die Ratte drehte sich.
    Dann öffnete sie ihr Maul, und der Tote fiel zu Boden. Für einen Moment schien das Monstertier zu Eis zu werden, bevor es sich abermals drehte und mit gewaltigen Sprüngen in das dichte Buschwerk des Friedhofs hetzte. Es verschwand vor den Augen der Trauergäste, die es nicht geschafft hatten zu fliehen.
    Sie standen da, schauten sich an und waren grau vor Angst. Nur allmählich fanden sie sich wieder zurecht. Ihre Blicke kehrten zum Grab zurück, wo soeben andere aus der Tiefe kletterten mit lehmverschmierten, feuchten und verweinten Gesichtern, nicht mehr fähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Etwas Unbegreifliches war über sie gekommen. Ein Schrecken, der einen Namen besaß. Die Monsterratte!
    In London war es trübe gewesen. Als unsere Maschine über Paris die dichten Wolken verließ, sahen wir den Regen, der dünn, aber gleichmäßig nach unten rann.
    Paris im Regen…
    Nichts für Verliebte, nichts für einen Stadtbummel und auch kein Wetter für die zahlreichen Straßencafes, die sich allerorten etabliert hatten. Eine graue Wand, die über der Seine lag und ebenso aussah wie das Wasser des Flusses.
    Wir hatten in London noch einige Erkundigungen eingezogen und waren zu der Überzeugung gelangt, es doch nicht allein oder zu zweit zu versuchen. Zudem hätte es sich bestimmt herumgesprochen, daß wir uns in der Stadt aufhielten. Um neugierigen Fragen zu entgehen, hatten wir uns deshalb entschlossen, den französischen Behörden Bescheid zu geben.
    Aus diesem Grunde wurden wir erwartet.
    Der Mann, der uns begrüßte, war ein alter Bekannter. Er trug einen Ledermantel, und zwischen seinen Lippen hing die unvermeidliche Schwarze. Wir wußten beide nicht, welche Funktion er genau ausführte, ich tippte auf Geheimdienst oder ähnliches und wußte nur mehr den Namen des Mannes.
    Paul Meurisse.
    Sein Lächeln fiel nicht süß aus und auch nicht sauer. Eher unbeteiligt.
    Am liebsten hätte er wahrscheinlich gesehen, wenn wir die nächste Maschine nach London genommen hätten, aber das war nicht drin, also machte Meurisse gute Miene zum bösen Spiel und reichte uns die Hand.
    »Begeistert scheinen Sie nicht gerade zu sein«, sagte ich.
    »Wären Sie das, wenn ich käme?«
    »Kommt darauf an.«
    »Bei Ihnen auch. Wenn Sie mich besuchen, um mich als Führer für einen Nachtbummel zu engagieren, wäre ja alles in Ordnung. Aber so…«
    Er hob die Schultern, »ich weiß nicht so recht. Irgendwie gefällt mir das alles nicht.«
    »Nehmen Sie es nicht tragisch, Kollege«
    Er lachte. »Kollege ist gut. Wir können übrigens mit meinem Wagen fahren.«
    »Haben Sie wieder einen neuen Chauffeur?«
    »Nein, nur hin und wieder.«
    Ich dachte an den ersten Fahrer. Er war damals getötet worden, als wir den Horror auf der Schönheitsfarm erlebten. Dort war Meurisse zum erstenmal mit einem Fall in Berührung gekommen, für den er heute noch keine Erklärung wußte. Diejenige, die es gab, wollte er nicht akzeptieren. Vampire oder Dämonen paßten einfach nicht in sein Weltbild.
    »Wie wär’s denn mit einem Kaffee?« fragte er.
    »Soviel Zeit haben wir wohl.«
    »Sicher, kommen Sie.«
    Wir suchten eine kleine Bar auf, in der nicht viel Betrieb herrschte.
    Sie war sogar gemütlich. An einem runden Tisch nahmen wir Platz, und Meurisse bestellte. Sein Ledermantel roch nach Feuchtigkeit, und der Qualm der Schwarzen zwischen seinen Lippen erinnerte mich an alte, brennende Socken.
    Der Kaffee kam. Er war heiß und sehr stark. Glendas schmeckte mir besser.
    »Weswegen sind Sie nun hier?« fragte er.
    »Wir wollen einen dreifachen Mörder fangen.«
    Er nickte mir zu. »Das sagten Sie bereits am Telefon. Sind Sie sicher, daß sich dieser Mörder hier in Paris befindet?«
    »Die Spuren deuten darauf hin.«
    »Und Sie haben einen Namen?«
    »Ja, Pierre.«
    Meurisse war ein ernster Mensch. Diesmal hörte ich ihm zum erstenmal lachen. »Das ist gut«, sagte er. »Pierre. Wissen Sie eigentlich, wie viele Pierres es in Paris gibt?«
    »Nein, aber ich kann mir vorstellen, daß es eine ganze Menge sind.«
    »Noch mehr, Sinclair, noch mehr…«
    »Dann wissen wir noch, daß er Student ist und in einem Haus gelebt haben soll, wo es auch

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