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0336 - Nachts sind alle Gangster grau

0336 - Nachts sind alle Gangster grau

Titel: 0336 - Nachts sind alle Gangster grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts sind alle Gangster grau
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beglückte das keineswegs.
    Phil blickte mich von der Seite an und schien zu erkennen, dass ich nicht gerade bei bester Laune war.
    Zum Glück brachte uns der Lift nach einer beklommenen Pause zu meiner Wohnung.
    »Dir scheint eine Laus über die Leber gelaufen zu sein«, meinte Phil nachdenklich, während ich den Schlüssel ins Schloss steckte.
    Ich hatte schon eine Antwort auf der Zunge, aber die wurde mir durch die knallende Explosion abgeschnitten, die mich sekundenlang blendete und mich gegen die Wand schleuderte. Pfeifend prasselten Holzsplitter um meine Ohren, und der scharfe Geruch von Explosionspulver und Staub füllte den Korridor mit einer grauen Wolke.
    Ein paar Sekunden lag ich betäubt und benommen am Boden, bevor mein Gehirn wieder in Funktion trat.
    Dann zog ich mich langsam auf ein Knie hoch und starrte in meine Wohnung.
    Dort, wo vor wenigen Sekunden noch eine Tür gewesen war, klaffte jetzt ein dunkles Loch, das wie das hässliche Maul eines großen Tieres aussah. Nur ein paar scharfe Holzsplitter steckten noch immer wie Giftzähne im Rahmen.
    Hinter mir hörte ich das Keuchen Phils. Wir waren beide einem Bombenattentat um ein Haar entkommen.
    Mein unheimlicher Verehrer war also trotz der Aufmerksamkeit meiner Kollegen sehr rege gewesen, und diesmal hatte er es wirklich ernst gemeint In meinem Kopf brummte es noch immer, als ich an meinem Anzug herunterblickte und mir den Staub vom Stoff klopfte.
    »Alle Knochen heil?«, fragte ich Phil. Den Geräuschen nach rappelte er sich bereits hoch. Ich war beruhigt.
    Dann wandte ich wieder meine Aufmerksamkeit der Tür zu.
    In meiner Wohnung knackte etwas ganz leise, und ich fühlte, wie sich mir die Haare im Nacken sträubten.
    Auch Phil verhielt sich reglos. Nur seine Atemzüge durchbrachen das Schweigen.
    Eine Sekunde später erstarrten wir vollends. Ich hörte aus meiner Wohnung eine geisterhafte Stimme krächzen: »Das war die letzte Warnung, Cotton. Beim nächsten Mal stirbst du!«
    Ich riss mich hoch und wollte in die Wohnung stürzen, aber Phil hielt mich zurück.
    Als ich mich zu ihm umdrehte, sah ich die Pistole in seiner Hand und einen dunklen Pulverfleck auf seiner Stirn.
    Erst dann erinnerte ich mich, dass mein Schulterhalfter noch immer leer war. Meine 38er wurde in diesem Augenblick wahrscheinlich im Labor auf Fingerabdrücke untersucht.
    Phil huschte an dem dunklen Loch vorbei und presste sich an die Wand. Unter mir konnte ich die Türen hören, die nach der Explosion von den beunruhigten Mitbewohnern des Hauses aufgerissen wurden, und dann schnurrte drinnen wieder die Stimme.
    »Das war die letzte Warnung, Cotton. Beim…«
    Diesmal warf sich Phil durch die Lücke, und ich blieb ihm dicht auf den Fersen.
    Er trat die Tür zu meinem Wohnzimmer auf und sprang in den Raum. Aber im Wohnzimmer blieb alles still, und dann hörte ich das Lachen Phils.
    »Komm rein, Jerry«, sagte er laut. »Die Luft ist rein.«
    Ich steckte den Kopf um die Ecke und sah Phil, der auf den Plattenspieler blickte. Dort drehte sich noch immer eine Platte.
    Ich wollte schon den Mund öffnen, als die Platte wieder zu schnattern begann.
    »Das war die letzte Warnung…«
    Phil hob den Arm mit der Nadel, und die Platte lief langsam aus.
    »Da hast du die Stimme«, knurrte Phil. »Ich möchte allerdings wissen, wie der Bursche das zustande gebracht hat. Das hätte um ein Haar ins Auge gehen können.«
    »Du bist ein feiner Begleiter«, knurrte ich.
    »Komm nur, die Luft ist rein, sagt er, und dann fliegt der Laden in die Luft, und ich kann mein trautes Heim in den Müllschlucker werfen.«
    Dann drehte ich mich um und kehrte wieder in den Gang zurück.
    Ich öffnete jede Tür, aber der Bursche hatte uns nicht den Gefallen getan, hier zu bleiben.
    »Wenn ich jemals Millionär werde, dann engagiere ich dich als feste Leibwache«, knurrte ich Phil an. »Der Bursche muss doch an dir vorbeigekommen sein.«
    Mir blieb Phils Antwort erspart, weil draußen im Treppenhaus meine Nachbarn zusammenliefen und meine Tür bewunderten, die aussah, als hätte sie ein Meteor zertrümmert.
    Ich trat in das Treppenhaus und lächelte die versammelte Menge an wie eine Filmdiva bei der Premiere.
    »Kein Grund zur Aufregung, meine Herrschaften«, sagte ich in das beunruhigte Gemurmel hinein. »Mir ist mit dem Gasherd etwas schief gegangen. Entschuldigen Sie bitte den Krach. Ich verspreche Ihnen, dass Sie sobald nicht wieder gestört werden.«
    Dann schnappte ich mir den Hausmeister. Er versprach

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