0336 - Nachts sind alle Gangster grau
»Cotton und Decker sind deine Angelegenheit, in die ich nicht verwickelt werden will. Ich habe nicht die Absicht, deinetwegen auf dem elektrischen Stuhl zu schmoren. Gib mir zur Vorsicht deine Waffe. Danach können wir uns wie zivilisierte Menschen unterhalten.«
Die Situation war beinahe lächerlich. Hier saß eine abgebrühte Gesellschaft von Gangstern, die uns in ihrer Gewalt hatten, aber die Furcht vor dem FBI hielt sie davon ab, uns einfach abzuknallen.
Nur Orlando war verzweifelt genug, um aus der Reihe zu tanzen.
Es war ein knisternder Augenblick, bis der Gangster den Revolver zog und ihn in Venturas Hand gleiten ließ. Auch der schien erleichtert zu sein und drehte sich zu uns um.
Dabei lag der, Derringer allerdings weiterhin in seiner Hand.
»Nun, Gents, vielleicht haben Sie jetzt die Güte uns den Grund Ihres Besuches zu nennen. Ich hätte gern erfahren, was das FBI hier zu suchen hat.«
»Lass das Theater, Ventura«, erwiderte ich. »Wir möchten uns mit Orlando über einige Verbrechen unterhalten, die in der letzten Zeit geschehen sind.«
Charlie Ventura grinste und blickte auf den Derringer in seiner Hand.
Orlando stand noch immer lauernd hinter ihm, und die beiden anderen Gangster, die in den Armsesseln hingen, befassten sich intensiv mit ihren Fingernägeln und versuchten, so auszusehen, als spielten sie nicht mit.
»So einfach geht das nicht, G-man«, knurrte Ventura. »Ich kann zwar nicht behaupten, dass Orlando mein Blutsbruder ist, aber ihr habt mir in der Vergangenheit das Leben ziemlich sauer gemacht und könnt jetzt nicht verlangen, dass wir euch unter die Arme greifen und einen von uns opfern.«
»Rede keinen Unsinn, Ventura«, schnitt ihm Phil die Rede ab. »Du weißt genau, was hier gespielt wird. Du wolltest zusammen mit Orlando und deinen anderen Partnern ein großes Geschäft steigen lassen. Daraus wird jetzt leider nichts, denn wir haben euch dazwischengefunkt. Lass die Finger von dieser Sache.«
Ventura blickte uns lauernd an, man könnte es förmlich in seinem Gehirn arbeiten hören.
»Orlando hat uns hierher eingeladen«, sagte er, »um uns ein Geschäft vorzuschlagen, das stimmt. Wir haben zum Schein sogar mitgemacht, aber wir hatten nicht die Absicht, ihm zu helfen. Wir lassen uns nicht auf riskante Sachen ein.«
»Das kann ich mir vorstellen, Ventura«, warf ich ein. »Ihr seid ja hier alle Unschuldslämmer. Mag sein, dass ihr diesmal nichts zu befürchten habt. Wenn ihr uns aber weiterhin daran hindert, Orlando zu verhaften, dann macht ihr euch alle strafbar, das brauche ich euch wahrscheinlich nicht erst zu erklären.«
Charlie Ventura blickte mich unschuldig an und hob die Schultern.
»Wer hindert euch daran, G-man?«, fragte er, und dann blickte er auf die Waffe in seiner Faust. Mit einem Schritt hatte er den niederen Kaffeetisch erreicht und legte den Derringer dort ab. Dann verschränkte er die Arme und lächelte.
»Bitte meine Herren, bedienen Sie sich.«
Ich warf Phil einen überraschten Blick zu. Es war mir zwar keine Neuigkeit mehr, dass ein Gangster einen anderen verkaufte, um die eigene Haut zu retten, aber diese Entwicklung kam mir doch überraschend.
Ich zögerte noch, als Jack Orlando mit einem Hechtsprung den Derringer zu fassen bekam, dann bellte der kurzläufige Revolver gefährlich auf und eine Kugel streifte mich am Arm.
Instinktiv duckten wir uns beide und suchten hinter den Armsesseln Deckung.
Ein zweites Mal spuckte der Derringer Feuer, aber diesmal galt die Kugel nicht uns, sondern Red Inglis, der die MP hochgerissen hatte. Plötzlich hatte , er einen unglaubhaften Ausdruck im Gesicht, und dann stotterte die MP. Kugeln fegten durch das Zimmer und schlugen in die Couch und die Wand dahinter.
Der Kugelregen dauerte nur eine Sekunde, bevor Red Inglis umkippte. Aber in dieser Sekunde wurde Charlie Ventura wie von einer unsichtbaren Faust herumgerissen. Die Beine knickten ihm ein.
Ich schimpfte hinter meiner Deckung lautlos vor mich hin. Jetzt saßen wir ohne Waffen in einer Klemme.
Und dann erinnerte ich mich an unsere Pistolen, die noch immer dort liegen mussten, wo wir sie fallen gelassen hatten.
Ich stemmte mich halb hoch, spannte die Muskeln an und erreichte mit einem Satz die Küchentür. Von drüben peitschte wieder ein Schuss auf, fegte an mir vorüber, und dann hatte ich die schützende Wand erreicht und war vor den Kugeln sicher.
Ich fand unsere Pistolen und atmete erleichtert auf. Als ich Phil seine Smith & Wesson über den
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