0337 - Der Höllen-Detektiv
seine Hände den Würfel berührt, als ihn Maria Canotti wieder als Beschleuniger benutzte und dem Nebel den Befehl gab, sich zurückzuziehen.
Dies geschah ebenso lautlos wie umgekehrt. In die Wand geriet von innen her Bewegung. Der Nebel begann zu kreisen, es bildeten sich Spiralen, und er zog sich langsam dorthin zurück, woher er gekommen war.
Der Würfel saugte ihn auf.
Dieser unheimliche Vorgang geschah, ohne daß ein Geräusch zu hören gewesen wäre. Dicht vor dem Würfel konzentrierte sich der Nebel noch einmal, wurde wesentlich stärker, nahm an Intensität zu und verschwand saugend innerhalb des geheimnisvollen Quaders, der ruhig auf dem Schoß der bewegungslos dasitzenden Jane Collins stand.
Letzte graue Fahnen huschten in den Würfel hinein, danach war die Luft wieder klar.
Man konnte atmen.
Wie ein Spuk war der Todesnebel entstanden und ebenso wieder verschwunden.
Wer sich jetzt umsah, hätte glauben können, daß der Nebel nur eine Einbildung gewesen wäre.
Das war es nicht gewesen.
Fünf Skelette, die noch vor Minuten normale Menschen gewesen waren, lagen innerhalb des Passagierraums.
Drei von ihnen auf dem Boden. Das vierte Skelett über der Vitrine und das fünfte schräg auf einem der Sessel, wo sich seine bleichen Knochen deutlich von dem Leder abhoben.
Ein schlimmes, schauriges, ein makabres Bild, das Suko abstieß, doch die Familie Canotti lachen ließ.
Es war Luigi, der Sohn, der dabei kräftig klatschte. »Er funktioniert!« rief er voller Begeisterung. »Jawohl, der Würfel ist keine Einbildung. Er schafft es…« Bei seinen Worten drehte er sich um, damit er das Elternpaar anschauen konnte.
Die Canottis nickten. Als hätten sie sich abgesprochen, so zuckte um ihre Lippen ein hartes, gleichzeitig wissendes Lächeln.
»Es war nicht umsonst«, erklärte Maria Canotti. »Nein, es war nicht umsonst. Wir haben es geschafft. Für uns allein ist der Würfel da, und er spielt seine Kraft aus. Ist er nicht herrlich?« Sie drehte sich und schaute die anderen an.
Bis auf Suko nickten die beiden anderen.
Maria Canotti war noch nicht fertig.
»So ergeht es jedem Gegner«, flüsterte sie. »Jedem. Durch den Würfel sind wir unschlagbar geworden. Atlantis hat sich uns offenbart. Wir haben den Erben dieses längst versunkenen Kontinents lange genug gedient, jetzt werden und dürfen wir seine Früchte ernten.«
Romano und Luigi stimmten ihr zu. Suko konnte es noch immer nicht richtig fassen, daß so völlig normal aussehende Menschen auf diese Art und Weise reagierten. Sie waren eine Familie, sie lebten auf dieser Welt, und doch dienten sie Kräften, die eigentlich schon längst in Vergessenheit geraten waren und auch so bleiben sollten, wenn es nach Suko ging.
Aber ihn fragte niemand. Er war in diesem höllischen Spiel nur ein besserer Statist. Das bewiesen ihm gleich darauf die Canottis.
Wieder war es Maria, die ihm den Befehl gab. Über die Ränder ihrer Brille hinweg starrte sie ihn an. Eine Person mit goldener Haut und eisgrauem Haar, eine Frau, wie man sie immer und überall sehen konnte, und dennoch eine so menschliche Bestie, die auf das Leben anderer keine Rücksicht nahm.
»Du«, sagte sie und deutete zusätzlich mit dem Zeigefinger auf den Chinesen. »Du wirst die Skelette nehmen, sie anheben und aus dem Flugzeug schleudern. Verstanden?«
Nein, ich…
Das hatte Suko sagen wollen. Es blieb beim Versuch, denn die hypnotische Kraft der Canotti war stärker. So blieb dem Chinesen nichts anderes übrig, als zu nicken und sich an die makabre Arbeit zu begeben.
Zuerst nahm er das über der Vitrine liegende Skelett. Unnatürlich warm fühlten sich die Knochen an, als würde noch Leben in ihnen stecken. Suko stützte den blanken Schädel an seiner Innenseite mit dem Handteller ab, bevor er das Skelett zum Ausgang brachte und die Worte des Romano Canotti hörte.
»Wirf es raus!«
Das tat Suko. Er schleuderte das Skelett in die Dunkelheit und hörte, wie es klappernd zu Boden fiel.
Mit den nächsten Knöchernen geschah das gleiche. Die Canottis schauten nur zu.
Schließlich war Suko fertig. Mit dem Rücken zur Tür blieb er stehen und schaute die Familie an. Die Canottis hatten es sich in den Sitzgelegenheiten bequem gemacht. Auf dem Boden lagen noch die Maschinenpistolen der Soldaten.
Ein schauriges Andenken…
Suko spürte, daß die Psycho-Sperre in seinem Hirn ein wenig nachgelassen hatte. Er konnte auch wieder klarere Gedanken fassen und hätte auch gewußt, was er tun mußte,
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