0349 - Das Dyarra-Inferno
jaulten die Reifen bei den ersten Berührungen des Rollfeldes auf. Das Flugzeug hatte sein Ziel erreicht.
In Nicole brannte ein eigenartiges Fieber. Sie hatte aus irgend einem unerklärlichen Grund das Gefühl, zu spät zu kommen.
***
Als Tendyke ins Freie trat, setzte sich ein Mädchen in Bewegung. Sie mochte um die zwanzig sein, trug das dunkle Haar lang und sah leidlich hübsch aus. Sie kam direkt auf Tendyke zu.
»Mister Robert Tendyke aus Florida?«
Er tippte grüßend mit zwei Fingern an die Hutkrempe. »Läßt sich nicht leugnen«, sagte er. »Ich schätze, ich werde öfters nach London kommen. Die Sonne scheint, Sie begegnen mir… da kann man alles andere glatt vergessen.«
»Ich bin Sheila Prowdy«, sagte das Mädchen. »Was war da drinnen los? Gab es Schwierigkeiten?«
Tendyke hob die Schultern.
»Irgend jemand versuchte eine Bombe zu zünden. War aber recht stümperhaft gemacht«, bog er das Erlebnis ein wenig zurecht. »Ich nehme an, man hat Sie geschickt, um mir den Wagen zu bringen, ja? Wie kommen Sie anschließend wieder zurück? Soll ich Sie fahren?«
»Das ist nett von Ihnen«, sagte das Mädchen. »Ich weiß zwar nicht, wieviel Zeit Sie haben, aber…«
»Ein wenig schon«, erwiderte er. Langsam schlenderten sie auf eine Reihe geparkter Wagen zu. Vor einem dunklen Vauxhall Cavalier blieb Sheila Prowdy stehen.
»Oh«, schmunzelte Tendyke. »Der Jaguar ist aber mächtig geschrumpft.«
»Jaguar?« Das Mädchen war sichtlich verwirrt.
»Nun, Mademoiselle Duval sagte mir, daß Ihre Firma Zamorras Jaguar aufbewahrt und ihn mir aushändigen sollte… ich wußte nicht, daß das ein Scherz war.«
»Ach, der Jaguar…« Sheila Prowdy fing sich wieder. »Nein, der ist im Moment nicht verfügbar. Steht in der Werkstatt. Ein Problem mit der Zündung. Sie werden gebeten, in der Zwischenzeit mit diesem Wagen vorlieb zu nehmen.«
»Mir wird nichts anderes übrigbleiben«, seufzte Tendyke. »Kann man da wenigstens mit Hut aufrecht drin sitzen?«
»Ich habe es noch nicht ausprobiert, Sir«, lächelte das Mädchen. »Wahrscheinlich werden Sie ihn aber abnehmen müssen.«
»Dann will ich einen Bentley oder Rolls-Royce«, grinste Tendyke.
»Tut mir leid, Sir… aber auch die Jaguar-Limousine ist so niedrig konstruiert, daß ein Aufbehalten des Hutes wahrscheinlich unmöglich wäre. Bitte…« Und sie streckte ihm die Hand mit dem Wagenschlüssel entgegen. »Die Fahrzeugpapiere befinden sich im Handschuhfach, abschließbar.«
Tendyke schloß auf und ließ das Mädchen einsteigen. Dann klemmte er sich rechts hinter das Lenkrad. Zu seiner Verblüffung war das Sportcoupé von akzeptabler Innengröße. Der Hut paßte sogar noch unter das Wagendach.
Der Motor sprang an. »Wohin darf ich Sie jetzt bringen, Miß Prowdy?«
»Fahren Sie einfach nur«, sagte sie. »Ich sage Ihnen, wo Sie abbiegen müssen.«
Er nickte und fuhr an. Als sie das Flughafengelände verließen, kam ihnen ein grüner Jaguar entgegen. Aber Tendyke achtete nicht darauf. Er war in ein interessantes Gespräch mit dem Mädchen verwickelt, das seine Aufmerksamkeit fast mehr forderte als die Umstellung auf den englischen Straßenverkehr.
***
Nicole verließ das Flugzeug, ihr kleines Köfferchen in der Hand. Unwillkürlich lächelte sie. Normalerweise, wenn sie mit Zamorra unterwegs war, reiste sie mit unglaublich viel Gepäck. Diesmal hatte es fürs Handgepäck gereicht. Sie hatte nicht vor, eine Schau abzuziehen, und wenn sie noch etwas brauchte, konnte sie es sich auch noch kaufen.
Hinter der Abfertigung sah sie sich um. Von Rob Tendyke war nichts zu sehen, aber es wimmelte von uniformierten Sicherheitskräften und von Gruppen aufgeregt schnatternder Zivilisten. Irgend etwas mußte passiert sein.
Nicole erkundigte sich.
Ein mißlungener Bombenanschlag eines Terroristen… nein, es hatte keine Opfer gegeben, nicht einmal Verletzungen… der junge Mann, der aussah wie ein Cowboy in einem Wildwestfilm, war unversehrt davongekommen…
»Oha«, machte Nicole. Das konnte nur Tendyke sein. »Wohin ist er gegangen?«
»Er hat das Gebäude verlassen.«
»Wann?«
»Etwa vor zehn Minuten…«
Nicole atmete tief durch. Zehn Minuten - dann bestanden noch Chancen, daß sie ihn draußen erwischte, wenn er mit dem Mann diskutierte, der den Jaguar bereitgestellt hatte. Nicole beeilte sich, nach draußen zu kommen. Unmittelbar vor den großen Glastüren parkte der grüne Wagen. Ein junger Mann stieg aus; von Tendyke war keine Spur zu
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