0358 - Das Gespenst aus dem Hexenforst
es nicht, da ihn die Kraft verlassen hatte. Die Hände rutschten immer wieder ab.
Ich kümmerte mich um den Bewußtlosen.
Die Baumschlinge drückte in das Fleisch an seinem Hals, und ich preßte mein Kreuz dagegen.
Das half.
Ein Anfang war schon das Zischen. Rauch trieb mir entgegen. Ich roch das verbrannte Zeug und bekam mit, wie sich die magische Schlinge vor meinen Augen auflöste.
Sie verfaulte und verdorrte. Als wasserloser, leichter Ascherest fiel sie zu Boden, und der Soldat folgte. Ich fing ihn nicht einmal auf, weil ich mich um seinen Kameraden kümmern mußte.
Die Zunge schlug in seiner Mundhöhle. Der würgende Zweig hatte Kraft und wollte ihn in die Höhe ziehen. Der Arme stand nur mehr mit den Zehenspitzen auf dem Boden.
Ich hatte mich als Retter in letzter Sekunde gezeigt. Auch hier setzte ich das Kreuz ein und schaute zu, wie die Schlinge verfaulte.
Ich fingden Mann diesmal auf, als er zusammensackte. Um seinen Leidensgenossen kümmerten sich bereits die anderen.
Er war nicht bewußtlos geworden, lag auf dem Rücken und rang röchelnd nach Atem. Die Augen hatte er dabei verdreht, vor seinen Lippen sprühte der Speichel.
Jemand zog mich zur Seite. »Ich bin Sanitäter!« hörte ich den Mann sagen. Es war besser, wenn der andere sich um den Gequältenkümmerte. Ich ging inzwischen zur Seite.
Drei Männer eilten herbei. General Fry, Suko und Will Mallmann.
Meine Freunde wurden von keiner Waffe mehr bedroht, und der General sah verdammt blaß um die Nase aus.
Vor mir blieb er stehen.
»Nun?« fragte ich.
»Das war wohl im letzten Augenblick, wie?«
»Im allerletzten!« präzisierte ich. »Länger hätten wir nicht warten dürfen.«
Der General schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es einfach nicht«, flüsterte er. »Verdammt, ich kann es nicht begreifen. Da haben meine Männer geschossen. Sie trafen auch die Zweige. Die Kugeln schlugen ein, ich konnte es selbst sehen. Und jetzt das…«
»Es ist eben Pech«, erwiderte ich, »oder«, nun fügte ich ein schmales Lächeln hinzu, »Magie…«
Fry wollte widersprechen, überlegte es sich und hielt den Mund.
Währenddessen schauten wir zu, wie beide Soldaten abtransportiert wurden.
»Sie werden es überstehen, Sir!« hörten wir einen der Männer sagen.
»Gut.« Fry schaute zum Baum hoch. Er sah wieder normal aus.
Wären die zahlreichen Geästsplitter nicht gewesen, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, daß hier etwas Schreckliches vorgefallen wäre.
»Sie werden nichts entdecken können«, erklärte ich dem nach oben blickenden General. »Das Gespenst aus dem Hexenforst hält sich versteckt!«
»Wo denn, verdammt?«
Ich deutete in die Runde. »Überall, mein Lieber.«
»Aber das ist doch verrückt.«
Ich hob die Schultern. »Sie sagen es, General. Sie sagen es wirklich, es ist verrückt.«
»Glauben Sie unseren Aussagen nun?« fragte Suko.
Der General nickte. »Ja, ich fange an, Ihnen zu glauben. Wenn ich das hier gesehen habe, kann es auch möglich sein, daß diese unheimliche Kraft versucht und es geschafft hat, das Rotorblatt aus dem Boden zu ziehen, um damit Lieutenant Saxon zu töten.«
»Und Sie sollten an die Warnung denken«, meinte Will.
»Wieso?«
»Wir haben das Gespenst gesehen. Es hat uns mitgeteilt, daß wir den Hexenforst verlassen sollen. Denken Sie daran.«
»Ach, Unsinn.«
»Nein, General«, sagte ich. »Das ist kein Unsinn. Reichen Ihnen die Vorfälle noch immer nicht.«
Fry war wieder der alte, als er sich hastig umdrehte. »Ich will Ihnen etwas sagen, Sinclair. Ich lasse mich hier nicht vertreiben. Ich gebe zu, daß dieses komische Gespenst, von dem wir reden, einzelne Männer gekillt haben mag, aber es wird nicht alle schaffen, das kann ich Ihnen schwören. Es kommt nicht gegen Panzer, Maschinengewehre, Soldaten und eine Technik an, die sich verdammt gut bewährt hat. Das ist einfach nicht möglich.«
»General, denken Sie um!« sagte Will.
»Das habe ich bereits.«
»Und?« fragte ich.
»Ich werde einen Stoßtrupp losschicken, der die Leiche des Lieutenants abholt. Sechs Mann stelle ich zusammen, und…«
»Lieber nicht!« widersprach Suko.
»Wieso?«
»Sie unterschätzen noch immer die Kraft des Gespenstes, General. Denken Sie an meine Worte.«
»General!« Einer der Offiziere, die Will und Suko vorhin in Schach gehalten hatten, meldete sich.
Fry drehte sich unwillig um. »Was ist denn?«
»Da will Sie jemand sprechen.«
»Wer?«
Der Offizier hob die Schultern. »Seinen Namen hat er
Weitere Kostenlose Bücher