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0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

Titel: 0359 - Die Teufelsvögel von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie dem bunten Treiben zuschauten. Ganz so müde wirkte Nicole im Moment nicht mehr; das Schwimmen hatte sie wieder ein wenig erfrischt. Auch andere Hotelgäste tummelten sich noch im Pool; mit leisem Kopfschütteln, aber nicht gerade unzufrieden registrierte Zamorra, daß Nicoles Bikini in der Tat mit Abstand der kleinste war.
    Am Nachthimmel funkelten die Sterne. Die Mücken hielten sich merklich zurück; überall auf dem Gelände befanden sich kleine Ultraschallgeräte, die die Biester verscheuchten. Zamorra und Nicole unterhielten sich über alles mögliche, nicht aber über den fremden Dhyarra-Kristall.
    Vom Hotelparkplatz her, der nur ein paar Dutzend Meter entfernt lag, kam Bremsenkreischen. Zamorra schüttelte den Kopf. »Da hatte es wohl jemand ganz eilig mit der Ankunft«, sagte er. »Na ja, wer viel Geld hat, kann sich auch den Reifenverschleiß leisten…«
    Die Musik, die gerade pausiert hatte, setzte wieder ein. »Tanzen wir?« fragte Zamorra.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Es mag dir entgangen sein, daß ich vorhin Getränkenachschub bestellt habe, und den möchte ich noch genießen. Außerdem bin ich heute zu faul zum Tanzen.«
    »Auch gut«, murmelte Zamorra.
    Er sah in den Schatten, wie sich eine dunkle Gestalt langsam zum Gebäude bewegte, vorsichtig den erleuchteten Bereich umgehend. Niemand achtete auf die Gestalt. Zamorra indessen beobachtete sie. Er schmunzelte. Eine Gefahr drohte offenbar nicht. Dafür bewegte die Gestalt sich zu unbeholfen. Sie versuchte wohl nur ungesehen ins Hotel zu gelangen. Die kreischenden Bremsen auf dem Parkplatz fielen ihm wieder ein.
    Die Gestalt mußte relativ nahe an dem Tisch vorbei, an dem Zamorra und Nicole saßen. Sie hatten sich am Rand der Fläche niedergelassen.
    Einer der Kellner in weißer Jacke kam mit einem Tablett heran und stellte die Getränke auf den Tisch. Zamorra schob ihm einen kleinen Geldschein als Trinkgeld zu; der Mann hatte es sich bei dem herrschenden Betrieb verdient, weil er recht schnell gewesen war. Das Geld trug Zamorra in einer wasserdichten Kunststoffhülle bei sich. - »Danke, Sahib Zamorra«, sagte der Kellner, verneigte sich leicht und verschwand wieder.
    Zamorra sah wieder zu der Gestalt in den Schatten. Die war verblüfft stehengeblieben.
    »Zamorra…?« hauchte eine Frauenstimme.
    Zamorra hob überrascht die Brauen. Nicole sah jetzt ebenfalls in die Richtung. »Wer sind Sie? Woher kennen Sie mich?« fragte Zamorra so leise, daß es am Nebentisch nicht mehr verstanden wurde, wohl aber von der Gestalt in den Schatten.
    »Sie sind Zamorra? Professor Zamorra, der Parapsychologe?«
    »Ja«, erwiderte er etwas schärfer. »Aber Sie haben mir immer noch nicht verraten, mit wem ich das Vergnügen habe. Wie wäre es, wenn Sie sich an unseren Tisch bemühten? Ich rede nicht gern über Distanz.«
    »Kann ich doch nicht«, kam es etwas kläglich.
    Zamorra erhob sich. Mit ein paar Schritten war er bei den Sträuchern, zwischen denen die überraschte Frau sich verbergen wollte. Da sah er, warum sie sich abseits der Fläche bewegte, und warum sie nicht an den Tisch kommen wollte. Nur in eine nicht sonderlich große Decke gekleidet, hätte Zamorra es auch nicht riskiert…
    »Okay, wir warten hier«, sagte er und kehrte an den Tisch zurück. Die Gestalt huschte davon.
    Zamorra war gespannt darauf, was die junge Frau von ihm wollte.
    ***
    Eysenbeiß war gespannt, wie und wann die Frau ihn finden würde. Er trug zivile Kleidung; einen unauffälligen hellen Anzug, eine Perücke auf dem kahlgeschorenen Kopf, der unverkleidet sein auffälligstes Merkmal war, und in der Hand einen flachen Aktenkoffer, in dem sich sowohl der Ableger Ssacahs als auch der dämonenvernichtende Ju-Ju-Stab befanden. Eysenbeiß hatte erst überlegt, ob er Stab und Schlange überhaupt zusammen transportieren konnte. Denn der Ju-Ju-Stab, der früher in Zamorras Besitz und noch früher in der Hand des Voodoo-Zauberers Ollam-Onga gewesen war, wirkte grundsätzlich absolut tödlich auf jeden echten Dämon.
    Aber der echte Dämon Ssacah existierte nicht mehr. Das hier waren nur seine Fragmente. Sie waren dämonisch, aber nicht selbst Dämonen. So wirkte der Stab auf sie nicht.
    Eysenbeiß hatte sich aus der Hölle direkt nach Bombay versetzt. Er hatte nichts davon, sich auf den Straßen zwischen den Menschenmassen zu bewegen, die um diese Zeit unterwegs waren, um sich zu vergnügen, zu betteln oder zu stehlen. Eysenbeiß betrat ein Hotel, in dem er ein Appartement zu mieten

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