Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

Titel: 0359 - Die Teufelsvögel von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
gedachte. Wenn diese blonde Frau ihn tatsächlich finden würde, wie der Alpha es behauptet hatte, dann war ein Hotelzimmer die beste Möglichkeit nicht nur zu einer unauffälligen Übergabe der Schlange, sondern auch zu einer Sondierung dieser Frau. Eysenbeiß fragte sich, wer sie war. Eine EWIGE? Aber dann wurde sie sich ihm nur in Maskierung zeigen, dann wäre das Merkmal »blond« nicht genannt worden.
    Eysenbeiß betrat das »Imperial« und ließ sich ein Appartement geben. Viel war nicht mehr frei; es ging dem Wochenende zu. Wahrscheinlich ab morgen schon würden die Touristenströme einfliegen und die Stadt überschwemmen, um Bombay mit einem Wochenend-Trip zu erleben.
    Immerhin, er hatte bekommen, was er wollte. Er begann das Appartement unauffällig zu verändern, zeichnete winzige magische Symbole an Wände und Türen, die er mit einem Zauberspruch aktivieren konnte. Vielleicht konnte er die Frau so in einer Falle fangen. Zumindest würden die magischen Zeichen ihre Kraft beeinträchtigen, wenn sie eine Magierin war.
    Eysenbeiß war froh, daß er sich zeitlebens mit der Schwarzen Magie befaßt und immer wieder dazugelernt hatte. Seit er den Prydo nicht mehr besaß, den Zeitzauberstab, mit dem er Dinge aus der Zukunft in die Gegenwart holen und auch die Vergangenheit beeinflussen konnte, hatte er sich verstärkt darum kümmern müssen, aus sich heraus zu zaubern. Das kam ihm jetzt zugute. Er wäre übel dran gewesen, wenn er als Herr der Hölle keine Magie hätte anwenden können, während jeder noch so kleine Dämon seine Magie aus sich heraus erzeugte.
    Nun konnte die Frau kommen. Eysenbeiß war gespannt, ob sie ihn tatsächlich finden würde.
    »Narr«, sagte sie und stand hinter ihm im Zimmer.
    ***
    »Eigenartig, nicht wahr?« sagte Nicole, als sie die junge Frau zurückkehren sah. »Ich war fast sicher, daß sie nicht wieder hier unten erscheinen würde.«
    Sie hatte sich in merklicher Eile angekleidet und war wieder nach unten gekommen. Zamorra schmunzelte. Vorhin, in der Decke, hatte sie durchaus abenteuerlicher ausgesehen. In Bluse und weißem Rock wirkte sie eher durchschnittlich. Aber wer konnte schon mit Nicole konkurrieren?
    Zögernd blieb die Fremde neben dem Tisch stehen. Zamorra wies auf den letzten freien Stuhl. »Bitte, Miß…«
    Sie hatte von Anfang an englisch gesprochen, und er bediente sich ebenfalls dieser Sprache. Zamorra, selbst eine Art Sprachgenie, erkannte, daß sie Cornwall-Akzent sprach. Sie war also mit Sicherheit nicht hier in Indien groß geworden.
    »Brentshaw«, stellte sie sich vor. »Bianca Brentshaw. Sie sind wirklich der Professor Zamorra, der demnächst hier einen Uni-Vortrag halten wird?«
    »Demnächst ist gut«, sagte Zamorra. »Morgen abend. Meine Sekretärin, Nicole Duval. Woher kennen Sie mich?«
    »Ich hörte doch, wie Ihr Name genannt wurde«, sagte sie. »Das überraschte mich. Ich bin maßlos erleichtert. Ich hätte Sie umständlich suchen müssen. Vielleicht… ich weiß, es klingt seltsam und unverschämt, aber vielleicht können Sie mir helfen.«
    Zamorra wechselte einen schnellen Blick mit Nicole.
    Das Mädchen kam nicht von hier. Bianca Brentshaw war mit einer Vollbremsung auf dem Parkplatz angekommen, und sie war nackt gewesen. Es mußte etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein. Sie war vor etwas oder jemandem auf der Flucht.
    Und Indien war ein Land voller Geheimnisse und Sekten und Kulte. Die waren zwar selten offiziell geduldet; aber sie existierten dennoch.
    »Man wollte Sie einem Blutgötzen opfern, und Sie sind vom Altar geflohen«, sagte Zamorra.
    Bianca Brentshaw riß Mund und Augen auf. Sprachlos starrte sie Zamorra an, der dem Kellner zuwinkte. »Bitte dasselbe für die junge Dame«, verlangte er und deutete auf sein Glas und auf Bianca.
    Die fand ihre Sprache wieder. »Woher - woher wollen Sie das wissen? Sind Sie Hellseher? Können Sie Gedanken lesen?« Unwillkürlich blieb ihr Blick auf dem Amulett haften, das am Silberkettchen vor Zamorras Brust hing. Es schimmerte in warmem Silberton und war etwa handtellergroß. Ein auffälliges Schmuckstück, aber hier in Indien durchaus nicht ungewöhnlich. Zamorras beste und stärkste, aber nicht immer zuverlässige Waffe gegen Dämonen. Merlins Stern…
    »Ich habe recht, nicht wahr? Nun, mit Hellsehen und Gedankenlesen hat es wenig zu tun«, wich Zamorra aus. »Ich kann beobachten und zwei und zwei zusammenzählen.« Er schilderte ihr die Summe seiner Beobachtungen.
    »So ungefähr«, nickte sie.

Weitere Kostenlose Bücher