036 - Im Verlies der Verdammten
Kehle mehr und mehr zuschnürte.
Sie bildete sich ein, daß die Stufen zu einer Tür führten, und daß diese Tür ins Freie führte.
Sobald sie außerhalb dieses unheimlichen Schlosses war, würde sie laufen, so schnell sie konnte.
Erst im Truck würde sie sich sicher fühlen. Und dort auf Merv warten. Eiskalt durchlief es sie, als sie plötzlich daran dachte, daß das Schloß Merv vielleicht nicht mehr freigeben würde.
Was dann? Was sollte sie in diesem Fall tun? Es war noch zu früh, sich das zu überlegen. Sie befand sich ja selbst noch im Schloß. Es stand noch nicht einmal fest, ob sie lebend aus diesem Gebäude hinauskommen würde.
Sie hatte Angst, sie dachte an drohendes Unheil, aber sie hatte keine konkrete Vorstellung von der Gefahr. In welcher Gestalt würde ihr das Grauen begegnen, wenn sie den Weg in die Freiheit nicht fand?
Merv glaubte, sie wäre hysterisch. War sie das wirklich? Gab es tatsächlich nichts, wovor man sich in diesem Schloß fürchten mußte? Einen Beweis für die Existenz einer tödlichen Bedrohung gab es nicht.
Es war nur ein Gefühl, ein schreckliches, nervenzerfetzendes Gefühl…
Der Boden bestand jetzt aus uralten Steinquadern – wie die Mauern auch. Jean Lightfoot entdeckte eine schwere, dicke Holztür unter einem Rundbogen. Massive Gitterstäbe befanden sich darüber, und in der Tür selbst befand sich ein vergittertes Fenster.
Für das von der Angst vorwärtsgetriebene Mädchen gab es kein Zurück. Sie redete sich ein, vor ihr liegt der Weg in die Freiheit.
Wenn sie umkehrte, lief sie Merv in die Arme. Das wollte sie nicht.
Sie umschloß mit ihren Händen die kalten Gitterstäbe und blickte durch das Fenster. Das düstere Gewölbe, in das sie blickte, blies ihr seinen kalten Atem entgegen.
Sie zögerte. Befand sie sich auf dem richtigen Weg? Oder brachte sie jeder weitere Schritt dem Verderben näher? Jean lehnte sich gegen die Tür, und diese gab ächzend nach.
Langsam schwang sie zur Seite, und Jean Lightfoot ging weiter, ohne zu ahnen, daß sie sich nun im Verlies der Verdammten befand!
***
Schlamm! Feindliche Kräfte hatten den Telefonapparat in weichen, klebrigen Schlamm verwandelt! Woher kamen diese Kräfte? Wer hatte sie ausgesandt? Roxane ließ den Hörer zu Boden fallen, trat aus der Telefonkabine und ließ ihren Blick schweifen.
Ein Mann stand bei der Rolltreppe – wie festgenagelt. Panik und Entsetzen spiegelten sich in seinen Augen. Von ihm konnte die gefährliche Magie nicht ausgegangen sein.
Roxane erblickte einen zweiten Mann. Groß, blond, gutaussehend.
Die Hexe aus dem Jenseits kannte ihn nicht, aber sie spürte sofort, daß dies der Feind war.
Alles, was bisher geschehen war, wurde von diesem Unbekannten inszeniert. Sein attraktives Gesicht verzerrte in diesem Augenblick.
Er war mit dem Verlauf der Ereignisse nicht zufrieden.
Der Fremde richtete seinen grausamen Blick auf Roxane, die sogleich ein Abwehrkraftfeld um sich herum schuf. Mit langen Sätzen eilte sie zu Oda. Sie brauchte die weiße Hexe nicht auf Pallggar aufmerksam zu machen.
Oda hatte den Mann ebenfalls schon bemerkt, und sie reagierte auf seine Anwesenheit so wie Roxane. Die beiden Hexen traten hastig vor Vicky Bonney, um sie zu schützen.
Da Pallggar mit dem, was er inszenierte, keinen Erfolg gehabt hatte, nahm er die Sache nun selbst in die Hand.
Er konzentrierte sich, bediente sich der schwarzen Kräfte, wie es ihn Soltaff gelehrt hatte. Doch er mußte sehr schnell erkennen, daß er gegen die beiden Hexen nicht ankam.
Nicht in diesem Augenblick, denn Roxane und Oda hatten ihre Magie vereint, wodurch diese doppelt so stark wurde. Diesen Abwehrschirm vermochte der Mord-Magier nicht zu durchbrechen.
Der vernichtende Schlag konnte ihm nur dann gelingen, wenn jede Hexe für sich allein war. Diese Erkenntnis ließ Pallggar blitzschnell seinen Plan ändern.
Wenn der Angriff jetzt nicht nach Wunsch verlief, konnte er sich seine Kräfte sparen. Es würde sich eine andere, eine bessere Möglichkeit finden. Pallggar brach die Attacke ab.
Im Moment waren die beiden Hexen so stark, daß sie ihm sogar gefährlich werden konnten, deshalb beschloß er, sich zurückzuziehen. Das war keine Flucht, o nein, nur ein taktischer Rückzug.
Es war noch nichts entschieden.
***
Jean Lightfoot schlich die hohen Stufen hinunter. Hatte sie die Orientierung verloren? War es nicht doch vernünftiger, umzukehren? Was machte es schon aus, wenn sie Merv in die Arme lief?
Vielleicht hatte er
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