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0360 - Die Rache des Kopflosen

0360 - Die Rache des Kopflosen

Titel: 0360 - Die Rache des Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blutroten Augen berichtet. Sie waren mir bei der Rasanz des Vorgangs noch nicht aufgefallen, und auch jetzt sah ich ihr verräterisches Leuchten nicht.
    Wo konnte er stecken?
    Ich ging einmal um den Wagen herum, trat mit schußbereiter Waffe an den gegenüberliegenden Straßenrand, blieb dort stehen und suchte weiterhin nach dem Raben.
    Er blieb verschwunden!
    Ich wollte mich auch nicht allzu weit vom Bentley entfernen.
    Schließlich mußte ich mich um meinem bewußtlosen Freund kümmern, der in seiner Lage wehrlos war. Der Rabe konnte ihn anfliegen und durch Schnabelhiebe sein Gesicht zerstören.
    Deshalb ging ich wieder zurück. Ohne angegriffen zu werden, konnte ich Suko packen und auf den Wagen zu ziehen. Im Fond brachte ich meinen Freund unter und legte noch eine Decke über die untere Körperhälfte. Natürlich drängte auch meine Zeit, aber ich wollte mich noch einmal umschauen, denn so ganz traute ich dem Frieden nicht.
    Wieder stellte ich mich auf die Mitte der Straße und in die Kälte.
    Es war still. Nicht einen Laut vernahm ich. Kein Knacken von Eis, kein Brechen irgendwelcher Äste, kein Vogelschreien.
    Eine lauernde Ruhe.
    Die plötzlich unterbrochen wurde.
    Ich hörte Hufgetrappel!
    Es drang aus der Richtung, aus der ich auch gekommen war, und mir wurde klar, daß der Reiter seine zweite Attacke gegen mich ritt.
    Diesmal aber war ich gewarnt!
    ***
    Das schmale Gesicht der Frau schien nur aus bleichem Marmor zu bestehen. Die Lippen waren blaß, und selbst die dunklen Pupillen der Augen kamen nicht so zur Geltung, wie es eigentlich hätte sein müssen. Die Frau trug eine beigefarbene hochgeschlossene Bluse und einen langen braunen Kaminrock. Die Strickjacke aus Seidenwolle hatte sie über die Sessellehne gehängt, während sie selbst steif auf der vorderen Sitzfläche des Möbelstücks hockte und die Knie aneinandergepreßt hatte.
    In ihrem Gesicht rührte sich nichts. Unter den Augen sprangen die Wangenknochen scharf hervor. Sie machten die Haut noch dünner, als sie tatsächlich schon war.
    Die Frau schwieg. Das braune Haar hatte sie zu einem Turm hochfrisiert.
    Eine Strähne hatte sich dabei gelockert, war in die Stirn gefallen, und eine blasse Hand drückte die Haare wieder zurück, so daß sie für einen Moment wieder in ihrer ursprünglichen Stellung liegenblieben.
    Ansonsten wirkte die Frau wie eine Figur, die in den Rahmen hineinpaßte.
    Alte Möbel dekorierten das Kaminzimmer. Die einzelnen Stücke bestanden aus dunklem Holz, die Sessel waren mit dickem grünen Lederbezogen, im Kamin brannte das Feuer, und mancher Holzscheitzersprang mit knisternden Geräuschen.
    Ein Mann ging mit hastigen Schritten auf und ab. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und ein großes Pflaster bedeckte seine Wange. Vor dem Kamin blieb er stehen und starrte die Frau an.
    »Verdammt, Celia, warum sagst du nichts?«
    Celia Watson hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?«
    Gerald beugte sich vor. »Deine Meinung zum Henker. Oder hast du keine?«
    Die Lippen der Frau kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. »Meinung?« fragte sie. »Kann man bei dir überhaupt eine eigene Meinung besitzen, Gerald?«
    »Ja.«
    »Das hast du mir doch abgewöhnt. Du bist derjenige, der alles kontrolliert, regiert, deligiert…«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber das hier geht nicht den Betrieb an, sondern uns. Die Familie Watson direkt. Und da hast du auf einmal keine Meinung mehr, Celia?«
    »Doch, die habe ich.«
    Gerald Watson holte tief Luft. »Dann raus damit. Sag es jetzt in dieser Sekunde. Ich will etwas hören.«
    »Bitte.« Celia legte ihre Hände auf die Sessellehnen. »Für mich kam das nicht überraschend.«
    »Wieso?«
    »Du kennst die Geschichte auch. Auf unserer Familie liegt ein Fluch. Deine Ahnherren hätten nicht so reagieren sollen. Man hat Rache geschworen. Man mordet nicht so ohne weiteres…«
    »Das sind alles Legenden.«
    »Der Rabe auch?«
    »Nein.«
    »Und er hat unseren Sohn angegriffen, Gerald. Deinen Erben, auf den du so stolz gewesen bist. Es war erst der Anfang, und es wird weitergehen, da bin ich mir sicher.«
    »Douglas ist auch dein Sohn.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann würde ich an deiner Stelle nicht so dumm reden. Du mußt dir auch Sorgen machen.«
    »Glaubst du denn, ich würde darüber lachen?«
    Gerald Watson grinste scharf. »Beinahe habe ich das Gefühl, daß dich das alles kaltläßt.«
    Celia schüttelte den Kopf. Sie wirkte dabei so überheblich, daß Gerald schon fast wieder aus der

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