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0360 - Die Rache des Kopflosen

0360 - Die Rache des Kopflosen

Titel: 0360 - Die Rache des Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war es möglich, den schrecklichen Vorgang des Verwesens zu stoppen.
    Ich konnte nicht einmal feststellen, ob er mein Kreuz überhaupt wahrnahm, als ich es in die Nähe seines Gesichts führte. Dabei mußte ich mich selbst überwinden, um es auf die Wunde zu pressen.
    Kaum hatte das geweihte Silber Kontakt, trat auch schon die Reaktion ein. Ichvernahm ein zischendes Geräusch, es roch scharf, fast wie nach verbrannter Haut, und der Mann bäumte sich auf, bevor er zusammensackte und ich das Gefühl hatte, einen Toten vor mir liegen zu sehen. Sofort nahm ich das Kreuz weg, tastete nach dem Herzschlag und nahm das leise Pochen wahr.
    Gerald Watson war also nicht tot.
    Dafür hatte sich seine Gesichtshälfte verändert, und das würde auch so bleiben. In der rechten Wange befand sich eine ovale Öffnung, halb so groß wie eine Hand.
    Dieses Andenken würde er bestimmt behalten. Wollte er es wegmachen lassen, mußte er zu einem Meister der plastischen Chirurgie.
    Ich stand auf. Die beiden Frauen hatten mich beobachtet, auch jetzt sah ich ihre Blicke auf mich gerichtet.
    »Ist er tot?« hauchte Celia Watson.
    »Nein, er lebt.«
    Mrs. Watson atmete tief ein. Ich sah, wie sie schluckte und auf ihren Mann starrte. Sie hatte die offene Wunde bemerkt!
    Wahrscheinlich wartete sie auf eine Erklärung, und die bekam sie von mir. »Ich habe den Prozeß der Verfaulung stoppen können«, erklärte ich ihr. »Um das zu erreichen, mußte ich ein geweihtes Silberkreuz einsetzen. Sie können sich vorstellen, daß die Verletzung Ihres Mannes keine normale war.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie… wie dann?«
    Tief holte ich Luft. »Es ist so, Mrs. Watson. Ihr Mann ist von einem Vogel angegriffen worden. Eine an sich normale Sache, doch dieser Vogel stand mit dem Satan im Bunde. Er hat dem Teufel gewissermaßen gedient, ebenso wie der kopflose Reiter auf der Seite des Höllenfürsten Asmodis steht. Das ist mit einer normalen Erklärung nicht getan. Wir haben hier eine furchtbare Magie erlebt, und Sie müssen sich darüber klarwerden, Mrs. Watson, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Begreifen Sie es?«
    Die Frau nickte, wobei ich überzeugt war, daß sie überhaupt nichts begriffen hatte.
    Trotzdem fuhr ich fort. »Um dieses Grauen stoppen zu können, müssen Sie mir helfen, Mrs. Watson. Geben Sie Ihre Sturheit auf! Die Lösung liegt in der Vergangenheit oder im Stammbaum Ihrer eigenen Familie versteckt. Das ist es.«
    »Wieso?«
    »Machen Sie den Mund auf! Berichten Sie endlich, was dieser verdammte Reiter mit Ihrer Familie zu tun hat!« Ich faßte sie an der Schulter und schüttelte sie durch.
    Die Strickjacke fiel zu Boden, darum kümmerte sich keiner, und Celia Watson wankte zurück. Sie ging mit unsicheren Schritten, dabei zitterten ihre Knie, und es gelang ihr kaum noch, sich auf den Füßen zu halten.
    Das merkte auch Helen Murphy. Schnell sprang sie herbei, stützte die Frau und drückte sie in einen Sessel. Als Celia dort Platz genommen hatte, bewegten sich ihre Lippen. Kaum zu hören war der Wunsch nach einem Glas Wasser.
    Helen hatte ihn trotzdem verstanden, »Ich gehe schon«, sagte sie und verschwand.
    »John!« Sukos Stimme hatte ich vernommen und schaute über den Sessel hinweg und dorthin, wo mein Partner lag. »Was ist?«
    »Kommst du allein klar?«
    »Natürlich.«
    »Wenn nicht, ich helfe dir.«
    »Bleib du lieber liegen.«
    »Ach, verdammt, mir geht es schon wieder etwas besser. Du kennst mich ja. Wir Chinesen sind zäh…«
    »Ich weiß, aber gegen Gehirnerschütterungen seid auch ihr nicht gefeit. Halte dich lieber zurück.«
    »Ja, du Kindermädchen.« Ich mußte lächeln, weil Suko so gesprochen hatte. Es war wirklich besser, wenn er liegenblieb.
    Helen Murphy kam zurück und brachte das Glas. Sie hatte es nur mehr zur Hälfte gefüllt und reichte es Mrs. Watson. Die umfaßte das Gefäß mit beiden Händen, um es überhaupt halten zu können, und führte es behutsam zu ihren Lippen.
    Wir schauten ihr zu, wie sie trank. Plötzlich stieß Helen einen Schrei aus. Nicht allein ich erschrak, auch Celia Watson. Ihr fiel das Glas aus den Händen, blieb auf ihrem Schoß liegen, und die restliche Flüssigkeit saugte der Stoff des Kaminrocks auf.
    »Mr. Sinclair!« flüsterte Helen. »Was ist denn?«
    »Watson ist doch gebissen worden, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Der Junge auch!« schrie sie. Ich hatte das Gefühl, als würde jemand hinter mir stehen und mir einen Nagel in den Rücken schlagen. Eine heiße

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