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0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

Titel: 0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich gleichzeitig.
    Es war der rote Fleck an der Wange.
    Ich bückte mich und schaute genauer hin. Aus der Nähe betrachtet, nahm der Fleck sogar eine Kontur an. Und zwar sah ich eine blutrote Narbe in Form eines Halbmonds. Wie sie dahingekommen war und aus welchem Grund, konnte ich nicht sagen. Normal war dies meines Erachtens nicht.
    Ich kam wieder hoch und drehte mich. »Haben Sie die Narbe auch gesehen?« fragte ich den Mann im hellen Kittel.
    »Ja.«
    »Und Ihre Meinung?«
    »Keine, Mister. Das ist ein Zeichen, das ist…«
    Ich schüttelte so heftig den Kopf, daß der andere nicht mehr weitersprach. »Ich glaube, daß Sie sich irren, mein Guter. Ein Zeichen ist das schon, nur möchte ich es nicht als normal bezeichnen. Die Narbe hätte auch bei diesem Brand verschwinden müssen.«
    »Da hat er recht«, sagte Sergeant Everton.
    Der Arzt fühlte sich in seiner beruflichen Ehre gekränkt. »Gut, ich werde Ihnen Bescheid geben, sobald ich den Toten genauer untersucht habe. Klar?«
    Wir waren einverstanden.
    Mir kam der gesamte Fall rätselhaft vor. Das Auto war völlig ausgebrannt, es stand nicht im Graben, sondern auf der Straße. Reste einer Bombe waren nicht gefunden worden. Wie hätte der Brand entstehen können? Durch einen Kurzschluß? Möglicherweise. Aber dabei explodiert ein Auto nicht so schnell, daß dem Fahrer nicht die Zeit bleibt, sein Fahrzeug zu verlassen.
    Es mußte einen anderen Grund geben.
    Magie!
    Das war für mich keine Ausrede, sondern die Summe zahlreicher Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit gesammelt hatte. Wenn wir irgendwo unseren Einsatz fuhren, kämpften wir gegen Schwarze Magie. Ob der Autobrand allerdings mit unserem Fall in einem Zusammenhang stand, wollte ich zunächst dahingestellt sein lassen.
    Shao sprach mich an. Sie hatte ihre Hände in die Jackentasche gesteckt. Die Wangen zeigten eine Röte, die nur auf die strenge Kälte zurückzuführen war.
    »Die Narbe ist doch nicht normal, John. Dieser Tote kam mir vor wie ein Gezeichneter.«
    Ich wunderte mich. »Du hast ihn gesehen?«
    »Ja, ich schaute über deine Schulter.«
    »Wenn ja, wer hat ihn gezeichnet?«
    »Das Gespensterdorf liegt in unmittelbarer Nähe. Du kannst dir den Gegner unter zwölf Wesen aussuchen. Ist doch was.«
    »Danke, ich verzichte.«
    Der Sarg wurde verschlossen. Die Untersuchungen würden sicherlich noch andauern. So lange wollten wir nicht warten. Ich hatte das Gefühl, schnell nach Pluckley kommen zu müssen. Immerhin wollte ich die Spur von Suko und Bill aufnehmen. Die beiden besaßen den Würfel und mußten zunächst einmal aus dem Käfig der Erdmagie befreit werden.
    Der Sergeant stand in der Nähe. Er trank heißen Tee aus der Thermoskanne. Als ich auf ihn zutrat, ließ er die Kanne sinken und wischte über seine Lippen.
    »Können wir durch?« fragte ich.
    »Klar.« Er schraubte die Kanne mit bedächtigen Bewegungen zu.
    »Sie kennen ja das Spiel, Sir. Vorgesetzte brauchen einen Bericht.«
    »Verstehe. Wir fahren auch nicht weit. Unser Ziel ist Pluckley.«
    »Ja, ja, das Gespensterdorf.« Er lachte. »Ich kenne es, aber Gespenster sind mir noch nicht begegnet, das will ich Ihnen ehrlich sagen. Sie werden dort auch kein Glück haben.«
    »Meinen Sie?«
    »Klar. Das ist nur eine Sache für Touristen und Besucher. Ich glaube, Sie werden enttäuscht sein.«
    Ich blickte den Sergeant an und sagte etwas, daß er wohl nicht begriff. »Hoffentlich werde ich enttäuscht, hoffentlich.«
    Bevor er noch eine weitere Frage stellen konnte, hatte ich kehrtgemacht und ging zum Bentley. Shao hatte sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt. Sie rieb ihre Hände. »Hier drin ist es wärmer.«
    »Und wie.« Ich hämmerte die Tür zu, startete den Motor und schaltete die Heizung wieder hoch. Ein Polizist trat zur Seite, als ich vorsichtiganfuhr, über einen Eisbuckel rollte und weiter in die Kurve hineinstach, die einen großen Linksbogen beschrieb.
    Der Ort des Geschehens blieb hinter uns zurück. Bald konnte ich auch im Rückspiegel nichts mehr von ihm sehen. Rechts und links säumten Pappeln den Straßenrand. Sie sahen aus wie abgemagerte Riesen und schienen in der Kälte erstarrt zu sein. Überhaupt kam mir vieles verändert vor. Die Luft war anders, die Kälte drückte, das Eis schien nicht allein auf dem Boden zu liegen, auch in der Luft.
    Noch sahen wir von Pluckley kein Haus. Die hohen Bäume nahmen uns einfach die Sicht. Dahinter lagen die brettebenen, weiten Felder. Ab und zu stob eine dünne Schneewolke

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