Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

Titel: 0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in die Höhe, wenn der Wind die kleinen Kristalle hochschaufelte.
    Niemand von uns rechnete mit einer Gefahr oder mit einem außergewöhnlichen Ereignis. Zudem mußte ich mich auf die glatte Fahrbahn konzentrieren und war um so überraschter, als ich nicht einmal weit entfernt, zwischen zwei Bäumen eine Bewegung wahrnahm.
    Dort erschien jemand.
    »John, das ist eine Frau!« Shao hatte die Person zur gleichen Zeit entdeckt wie ich.
    Sie stand so harmlos am Fahrbahnrand, trug nicht einmal gefütterte Kleidung, nur Rock und Bluse. An der Zigarette, die sie zwischen den Fingern hielt, konnte sie sich auch nicht besonders wärmen. Die freie Hand hatte sie erhoben und winkte.
    Eine Anhalterin.
    Schwarzhaarig, mit Ohrringen, die wie goldene Kreise glänzten, und einem lockenden Lächeln auf den Lippen.
    »Willst du stoppen?«
    Das wollte ich, nur schaffte ich es auf diesem Boden nicht so leicht, deshalb rollte ich zunächst einmal weiter und trat erst dann vorsichtig auf die Bremse, als wir die Frau bereits passiert hatten.
    »Und jetzt?« fragte Shao.
    »Bleiben wir sitzen.«
    Sie räusperte sich. »Sag mal, John, fühlst du dich eigentlich wohl? Das ist doch mehr als ungewöhnlich, daß diese Person am Rand der Straße steht und winkt.«
    »Finde ich auch.« Ich rührte mich nicht und schaute in den Spiegel. Shao hatte sich herumgedreht und blickte durch das Heckfenster auf die sich nähernde Person.
    »Ob die auf Männerfang ist? Hüftschwung, Ohrringe, Zigarette…«
    Ich hörte Shaos Worte und hatte die Stirn gekraust. Natürlich beobachtete ich die Frau auch, und irgend etwas störte mich gewaltig an dieser Person. Leider konnte ich nicht genau sagen, was es war.
    Es fehlte einfach der zündende Funke, um die Wahrheit herauszufinden.
    Eine rauchende Frau? Rauchen… rauchen?
    Shao und ich hatten die Lösung fast zugleich gefunden. »John, das ist sie. Die gehört zu den zwölf Gespenstern aus Pluckley. Das ist die rauchende Zigeunerin…«
    Sie war es in der Tat, sie mußte es einfach sein, und ich dachte darüber nach, was wir vor einigen Minuten noch gesehen hatten.
    Einen ausgebrannten Wagen, der am Straßenrand stand und für den keiner von uns eine Erklärung hatte.
    Vielleicht sie. Möglicherweise war es die Schuld dieser Zigeunerin, daß der Wagen vernichtet und sein Fahrer dabei getötet worden war. Wir also konnten dies als eine Warnung auffassen.
    Und das würden wir auch.
    »John, was willst du unternehmen?« fragte Shao mich.
    »Erst einmal die Nerven behalten«, erwiderte ich und zog mein Kreuz hervor. Kaum lag es frei, als es sich förmlich aufbäumen wollte und eine grünliche Färbung annahm.
    Grün wie die Farbe der Hoffnung oder wie die Magie des Landes Aibon. Und hatte nicht Suko davon gesprochen?
    Plötzlich wurde auch ich gespannter. Meine Gelassenheit hatte ich verloren, auch deshalb, weil ich die Frau jetzt genauer sehen konnte und etwas auf ihrem Gesicht erkannte, das dunkelrot leuchtete und die Form eines Halbmondes aufwies.
    Eine Narbe!
    Die gleiche Narbe, die auch der verbrannte Tote noch in seinem Gesicht gehabt hatte.
    Ich spürte den Magen wie einen Stein im Körper liegen, schaute mal auf das Kreuz, dann wieder in den Außenspiegel und wartete darauf, daß die Person an den Wagen herantreten würde.
    Noch hatte sie ihn nicht erreicht, aber sie brauchte nur mehr wenige Schritte zu laufen.
    Und schon merkte ich ihre Kraft. Etwas drang durch den Bentley und füllte ihn völlig aus. Eine fremdartige Magie, eine Macht, die Shao aufstöhnen ließ.
    Ich warf einen schnellen Blick auf die linke Seite. Die Chinesin hatte das Gesicht verzogen. Im Gurt hängend bog sie ihren Oberkörper in die Höhe, wurde bleich, fiel zurück und rührte sich nicht mehr. Starr blieb sie neben mir hocken.
    Ich hatte keine Zeit, mich um sie zu kümmern, denn auch mich wollte dieses Gefühl überfallen. Es war schwer zu beschreiben. Etwas zuckte durch meinen Körper, ein Rieseln, ein Stoßen, das die Kontrolle über meinen Kreislauf bekommen wollte, es aber nicht schaffte, denn ich besaß mein Kreuz, und es baute eine Gegenmagie auf.
    Während Shao neben mir steif auf dem Sitz saß, konnte ich mich bewegen und wartete ab.
    Sie kam näher.
    Bei jedem Schwung bewegte sie sich nicht nur provozierend in den Hüften, auch die Ohrringe schwangen mit und leuchteten wie kleine Sterne auf. Gedreht hatte ich mich nicht, sondern schielte in den Spiegel, um sie sehen und beobachten zu können.
    Sie hatte den Wagen erreicht,

Weitere Kostenlose Bücher