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0368 - Von Galaxis zu Galaxis

Titel: 0368 - Von Galaxis zu Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geglaubt hatte, sie wären für immer verstummt. Roboter, die desaktiviert zurückgelassen worden waren, reagierten auf das Signal, setzten sich von selbst wieder in Betrieb und strömten von allen Seiten auf den Kommandostand zu. Major Lansbury in der Äquatorialschleuse gab seinen Leuten ein paar knappe Anweisungen und ließ sie ebenfalls in Richtung des Schiffszentrums vorstoßen.
    Binnen weniger Minuten hatte Paol alle Hilfe, die er brauchte. Er deutete stumm auf Ellert Mainart und verließ sich darauf, daß jeder die Art von Wunde erkannte, die sich dem riesigen Sergeanten quer über das Gesicht zog. Mainart wurde von zwei Leuten aus Lansburys Gruppe aufgenommen und fortgetragen. Inzwischen hatte Paol sich auf die Suche nach dem Unbekannten gemacht, der Mainart auf dem Gewissen hatte.
    Der Sergeant hatte den Verteiler überprüft. Das kleine, nahezu kreisförmige Schott der Verteilerkammer war geschlossen, jedoch nicht versiegelt, wie Paol beim Näherkommen bemerkte.
    Er griff den Handblaster aus der Waffentasche seiner Kampfmontur, faßte das Handrad des Schotts und zog es mit kräftigem Ruck nach hinten.
    Die Kammer war hell erleuchtet. Auf dem Boden waren Spuren einer dunklen Flüssigkeit, wahrscheinlich Blut. Paol schritt um das würfelförmige Verteileraggregat herum. Auf der Rückseite fand er, wonach er gesucht hatte.
    Der graue, struppige Körper einer Elster lag auf dem Boden, halb zur Seite gedreht. Die weiten Schwingen unordentlich gefaltet, starrte sie mit glänzenden, unbeweglichen Augen in die Flöhe. Der kurze, aber biegsame Hals war eigenartig verrenkt. Paol verstand sofort. Mainart, von der Anwesenheit der Elster völlig überrascht, hatte keine Zeit mehr gehabt, seine Waffe zu ziehen. Er hatte mit bloßen Händen angegriffen und dem Geflügelten den Hals umgedreht - nicht mehr rechtzeitig, um sich selbst vor dem tödlichen Schnabelhieb zu bewahren.
    Die Elster lebte noch. Paol beugte sich nieder und wälzte das fremde Wesen auf den Rücken. Er achtete darauf, außer Reichweite des giftigen Schnabels zu bleiben. Er packte das stämmige Tellerbein und drehte, bis der schlaffe Körper sich zu bewegen begann. Der kugelförmige Schädel pendelte zur Seite und schlug mit dumpfem Laut zu Boden. Zum erstenmal sah Paol das Gesicht.
    Es gab nur ein einziges Elsterngesicht, das er sich deutlich genug eingeprägt hatte, um es wiederzuerkennen. Dieses Gesicht hatte er vor sich.
    Die Elster, die Eller Mainart angefallen hatte, war Illiht.
     
    *
     
    Illiht, seine Lebenskraft rasch verebbend, gab kein Zeichen, daß er Paol erkannte. Er öffnete den Schnabel kraftlos und entließ einen Schwall bläulichgrüner Flüssigkeit, der sich auf dem Boden verbreitete und eine übelriechende Lache bildete. Die verknorpelte Sprechöffnung begann sich zu bewegen. Ein einziger, kaum hörbarer Laut drang daraus hervor: Kii-jiöh Dann wich die letzte Spur von Kraft aus dem mißhandelten Hals, und der Kopf sank schlaff zur Seite.
    Illiht war tot.
    Paol richtete sich auf. Lansbury stand unter dem Schott.
    „Was ist hier los?"
    „Eine Elster, Sir", antwortete Paol und warf Illiht einen scheuen Blick zu. Der Schock war zu rasch gekommen. Er begriff immer noch nicht was vorgefallen war.
    „Eine Elster?" schnappte Lansbury. „Wie zum Teufel..."
    Er trat an Paol vorbei und sah den toten Illiht. Er starrte ihn an und fluchte unbeherrscht.
    Dann schrie er: „Willitzer...!"
    Ein Korporal in unförmiger Kampfmontur erschien draußen auf dem Rundgang.
    „Sir...?"
    Funken Sie an Zentrale. Text: Eine Elster an Bord der CREST entdeckt. Es ist unbestimmt, ob sich mehrere an Bord geschlichen haben. Erbitte Anweisungen."
    Der Spruch wurde empfangen und an Perry Rhodan weitergeleitet. Rhodan zögerte eine Minute.
    Die Frage war: Sollte er den Mythos zerstören, den er im Laufe der vergangenen Stunden selbst erschaffen hatte? Sollte er den Schein wahren oder Major Lansbury die einzige taktisch vernünftige Antwort geben und damit jedermann die Augen darüber öffnen, daß unter den Dingen, die ihm im Augenblick am Herzen lagen, das weitere Wohlergehen seines Flaggschiffes an letzter Stelle stand?
    Die Entscheidung fiel ihm schwer. Er traf sie so, wie sie nach seiner Ansicht der Verantwortlichkeit der höchsten Autorität des Solaren Imperiums am ehesten gerecht wurde.
    Die Antwort, die Korporal Willitzer wenige Augenblicke später Lansbury überbrachte, lautete: „Evakuieren Sie die CREST auf dem schnellsten Wege!"
    Das Ende war da.

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