0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen
war nachhaltig.
Ich konnte mich in aller Ruhe um die Bedienungsknöpfe des Lifts kümmern und die Notblockierung aufheben.
Der Gangster war immer noch nicht wieder zu sich gekommen, als der Aufzug im Erdgeschoß hielt.
Hinter der zersplitterten Scheibe der Tür baute sich Phil auf, die Waffe in der Hand.
Er steckte sie sofort wieder ein, als er sah, daß ich die Situation inzwischen gemeistert hatte.
Die Tür klemmte. Ich stemmte mich dagegen. Phil mußte mir zu Hilfe kommen, damit ich sie ganz aufbrachte.
»Du hast mir ja ’nen netten Schreck eingejagt«, gestand mein Freund und half mir, den Gangster aus der Liftkabine zu schaffen.
»Eine freudige Überraschung ist es für mich auch nicht gerade gewesen, als der Gangster mich überrumpelte.«
»Wie ist das eigentlich passiert?« erkundigte sich Phil. »Ist er nicht ein alter Bekannter von uns?«
»Arthur Pink, einer der Gangster, mit denen wir uns so gern unterhalten möchten. Komm, wir wollen ihn in den Jaguar schaffen, bevor er auf wacht.«
Phil packte an den Beinen an, ich nahm den Gangster unter den Achseln hoch.
Der Hausmeister guckte erstaunt, als wir mit unserer Fracht an ihm vorbeikamen. Ich erklärte ihm, was geschehen war.
Wir verstauten den Gangster im Jaguar. Ich untersuchte den Mann schnell nach weiteren Waffen, fand aber nichts.
Noch hielt er die Augen geschlossen.
Ich stieg aus und ging um den Wagen herum.
»Paß auf ihn auf, Phil«, bat ich meinen Freund.
Phil nickte, zog seine Pistole und glitt auf den Beifahrersitz. Für einen Moment drehte mein Freund dem Gangster den Rücken zu.
In diesem Augenblick sah ich die Hand Pinks blitzschnell in die Innentasche der Jacke fahren.
Ich hatte meine Hand gerade auf der Klinke der Tür liegen.
Mit einem Ruck riß ich die Tür auf und hechtete hinein.
Der Gangster öffnete gerade den Mund, um das Blatt Papier, das er in der Hand hielt, hineinzustopfen.
***
Schwester Anderson trug ein großes Tablett. Es standen mehrere Schüsseln und ein Gedeck darauf.
Da sie keine Hand frei hatte, drückte sie die Klinke mit dem Ellbogen herunter und stieß die Tür auf.
»Ah, da sind Sie ja, Schwester«, sagte Rudington, der an dem kleinen Tisch vor dem Fenster wartete. »Nett, daß Sie sich die Mühe machen, mir das Essen auf dem Zimmer zu servieren. Ich kann die Leute im Speisesaal einfach nicht ertragen.«
»Das kann ich verstehen, Mr. Rudington«, sagte die Frau. »Bei einem alten Stammgast kann man ja mal eine Ausnahme machen.«
»Wegen der guten Behandlung komme ich ja auch immer wieder zu Dr. Wester«, sagte Rudington und fuhr sich mit seinen feingliedrigen Fingern durch das dichte Silberhaar. Die Hand zitterte leicht.
Die Schwester setzte das Tablett auf einem Stuhl ab und stellte die Schüsseln auf den Tisch. Geschirr und Besteck waren nicht aus Glas oder Metall, sondern aus weichem Plastikmaterial.
»Scheint ja heute wieder ausgezeichnet zu sein«, sagte Rudington und schnalzte mit der Zunge. »Übrigens, Schwester, da fällt mir gerade ein, daß ich diesen Pfleger noch gar nicht gesehen habe. Na, wie hieß er doch nur? Sie wissen, wen ich meine, ja? Er hatte da so eine Sache am Bein. Nein, ein Fuß war wohl verkrüppelt.«
»Ich weiß, wen Sie meinen, Mr. Rudington«, erwiderte die Frau. »Der Pfleger ist nicht mehr bei uns. Dr. Wester hat ihn entlassen müssen. Er soll nicht ganz ehrlich gewesen sein.«
»Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, sagte Rudington erstaunt und schaufelte sich Gulasch auf den Teller. »Er hat eigentlich immer einen zuverlässigen Eindruck auf mich gemacht. Tja, man kann sich täuschen.«
»Ich habe gehört, er soll den Patienten Schecks gestohlen haben«, sagte die Schwester mit Verschwörermiene. »Und dann hat er die Unterschriften gefälscht und die Schecks eingelöst.«
»Scheußlich«, brummte Rudington und probierte das Essen. »Schmeckt ausgezeichnet. Aber ich verstehe manche Leute nicht. Man läßt sein Scheckbuch doch nicht einfach liegen, so daß jeder drankommen kann. Ich passe auf meine Sachen auf.«
»Was würden Sie denn machen, wenn man einen Ihrer Schecks fälscht?« fragte die Schwester lauernd.
Rudington lachte kurz auf.
»Ich würde schon aufpassen, daß das nicht passiert«, sagte er. »Na, der Pfleger ist ja nicht mehr hier im Haus. Wenn er mich bestohlen hätte, ich glaube, ich- hätte ihn umgebracht. Sagen Sie bitte in der Küche Bescheid, daß das Essen wieder einmal ganz ausgezeichnet ist, Schwester.«
»Ja, mache ich«,
Weitere Kostenlose Bücher