0371 - Karawane der Dschinns
mir den Namen Abu Ben Kolc gegeben…«
***
Die Ankunft der gefährlichen Krummschwerter war auch für mich überraschend gekommen. Deshalb konnte ich froh darüber sein, die Wand im Rücken zu haben.
Bisher hatte ich erst ein Schwert in Aktion erlebt. Das war gefährlich genug gewesen.
Nun standen gleich sechs gegen mich.
Sechs goldene, gekrümmte, mörderische Klingen, in denen die Geister der Dschinns steckten.
Daß sie töten wollten, hatte ich erlebt. Daß sie auch bei mir keine Ausnahme machen würden, war mir ebenfalls klar, und damit mußte ich zurechtkommen.
Nur schienen sie mich als Ziel noch nicht anvisiert zu haben, denn nach ihrem plötzlichen Eindringen konzentrierten sie sich auf die beiden Gegenstände, die für ihre Ankunft gesorgt hatten.
Sie schwebten über der Gemme und dem Kreuz, allerdings inrespektabler Distanz dicht unter der Decke. Auch die sich drehenden Klingen waren zur Ruhe gekommen und hatten sich eingereiht in das Sechseck aus goldenen Waffen.
Ich ärgerte mich jetzt, daß ich mein Kreuz nicht mitgenommen hatte. Es lag nach wie vor für mich in einer nicht erreichbaren Ferne.
Hätte ich versucht, mit Sprüngen den Zwischenraum zu überbrücken, wäre ich sicherlich voll erwischt worden.
Konnten mir die Beretta und der Bumerang helfen? Es blieb einfach nur die Hoffnung darauf.
Was hatten die sechs Schwerter vor?
Eine Frage, auf die ich noch keine Antwort bekam, denn die Waffen »beobachteten« weiter.
Bis sich zwei von ihnen aus dem Sechserpulk lösten und nach unten stießen. Gegen das Kreuz!
Sie erreichten es nicht mehr, denn die Macht, die in meinem Talisman steckte, schlug zurück.
Und wie!
Plötzlich wurden die Klingen in verschiedene Richtungen davongeschleudert. Sie überschlugen sich in der Luft und fanden ihre willkürlich ausgewählten Ziele.
Das erste Schwert jagte in einen Sessel. Es hieb mit seiner scharfen Seite in die Rückenlehne und blieb dort zitternd stecken. Die andere Waffe geriet mehr in meine Richtung und schlug in das rechts neben mir stehende Regal.
Gefüllt war es mit Büchern. Die meisten dicken Werke standen so eng, daß sie ebenfalls wie eine Mauer oder Wand wirkten und dem Schwert den entsprechenden Widerstand entgegenbrachten.
Deshalb blieb es stecken.
War das alles? Besaß mein Kreuz nur die Kraft, die Schwerter durcheinanderzuwirbeln?
Daran wollte ich nicht glauben und bekam auch wenig später die Bestätigung, denn etwas geschah mit der goldenen Klinge. Ich beobachtete dabei die in meiner Nähe und hatte den Kopf ein wenig zur Seite gedreht.
Die Klinge schien von einer merkwürdigen Hitze erfaßt zu sein.
Jedenfalls begann das Metall zu schmelzen. Das Gold wurde weich und dann flüssig.
Und es fiel in dicken Tropfen zu Boden. Dabei löste sich auch die Klinge. Sie bekam das Übergewicht, prallte ebenfalls auf, und der nur mehr normal aussehende Griff blieb inmitten der goldenen Lache liegen, in der sich plötzlich etwas abzeichnete.
Zuerst hatte ich an einen Irrtum geglaubt. Ich nahm mir die Zeit, genauer hinzusehen und erkannte in der Goldlache einen runden Kopf mit dem türkisfarben schimmernden, entsprechend bösen Gesicht des unheimlichen Dschinns.
Der Geist steckte in der Klinge. Sie aber hatte das Kreuz vernichtet, so würde der Dschinn ebenfalls seinem Ende entgegensehen.
Als dreidimensionales Wesen hatte ich ihn kennengelernt. Jetzt war er auf zwei Dimensionen zusammengeschrumpft. Auf Länge und Breite. Er schwamm in der zitternden und kleine Wellen produzierenden goldenen Flüssigkeit. Durch die Bewegungen verzerrte sich sein böses Gesicht noch mehr, es löste sich allerdings gleichzeitig auf und wurde eins mit dem allmählich erkaltenden Gold, das seine strahlende Farbe längst abgegeben hatte, grau und grauer wurde, so daß zum Schluß nur mehr eine teerartige, schwarze Masse zurückblieb.
So also waren die Dschinns zu stoppen.
Und der zweite.
Mit dieser Waffe war das gleiche geschehen. Nur lag die Lache nicht auf dem Boden, sie hatte sich auf der Sitzfläche des Sessels ausgebreitet, wo sie schon erkaltete.
Meine Chancen besserten sich. Nur mehr vier Klingen standen gegen mich. Aber die in ihnen wohnenden gefährlichen Dschinns mußten gewarnt worden sein, denn sie verhielten sich dementsprechend vorsichtig, weil sie nicht das gleiche Schicksal erleiden wollten wie die ersten beiden.
Momentan schwebte ich nicht in einer unmittelbaren Gefahr, ich war gewissermaßen der abwartende Zuschauer und lauerte auf die
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