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0372 - Monster in Marrakesch

0372 - Monster in Marrakesch

Titel: 0372 - Monster in Marrakesch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erreichte sie einen Taxistand, auf dem ein gutes Dutzend der Fahrzeuge auf Kundschaft wartete. Hier hatte Abdallah angehalten. Nicole tat es ihm nach. In der Tat fand sie sogar ein Taxi, in dem allerdings jetzt ein anderer Fahrer saß.
    Frechheit siegt, dachte Nicole optimistisch. Nach der nahezu katastrophalen und schweißtreibenden kurzen Fahrt vom Hotel hierher fürchtete sie sich davor, die Fahrt zu wiederholen, um dem Taxi weiter zu folgen - zumal Abdallah möglicherweise noch ein paar andere Nachtfahrten gehabt hatte.
    Sie ging zielstrebig auf das Taxi zu. Der verwittert aussehende, dunkelhäutige Fahrer deutete nach vorn, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Der vorderste Wagen war an der Reihe, Kundschaft zu bekommen…
    »Ich möchte nicht fahren«, sagte Nicole. »Ich möchte nur etwas wissen.«
    »Und was bitte?«
    Sie opferte fünfhundert Dirham und schob sie dem Fahrer einfach in die Brusttasche des offenen Hemdes. »Ihr Kollege Abdallah, der heute nacht dieses Taxi gefahren hat - wo kann ich ihn finden?«
    Jetzt nahm der Fahrer doch die Zigarette aus dem Mund. »Abdallah?« Er schielte nach den Geldscheinen und erkannte den Gesamtwert. Dafür lohnte es sich schon, zu antworten, fand er. Und wenn die junge Frau Gefallen an Abdallah gefunden hatte -er gönnte es den beiden. Daß er mit seinen Gedanken falsch lag, konnte er nicht ahnen. Er nannte Nicole die Adresse.
    »Können Sie mir das auf dem Stadtplan zeigen?« fragte sie.
    »Ich kann Sie auch hinfahren, Mademoiselle… für das Trinkgeld«, er klopfte auf die Tasche mit den knisternden Scheinen, »nehme ich auch den Ärger mit dem Kollegen vorn in Kauf!«
    »Danke, ich finde es schon allein… Sie brauchen es mir nur auf der Karte zu zeigen«, beharrte Nicole.
    Ein paar Minuten später war sie mit dem R 5 unterwegs zu Abdullah!
    Und sie hoffte, daß sie nicht zu spät kam, um ihn zu warnen…
    ***
    Währenddessen führte Kommissar al Shadra ein Telefonat. Vorher hatte er sich vergewissert, daß er in den Minuten des Gesprächs nicht gestört werden konnte. Niemand brauchte zu hören, was er seinem Gesprächspartner zu sagen hatte.
    »Es gibt Schwierigkeiten«, sagte er. »Duval ist auf Kaution wieder frei. Inspektor Husein wird mißtrauisch. Was tun?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis die Antwort kam. Obgleich sie in einer Sprache gehalten war, die al Shadra eigentlich gar nicht hätte kennen können, verstand er sie.
    »Nicht auffällig verhalten. Keine Provokation. Zamorra nach Möglichkeit weiterhin isolieren. Sondervorbereitungen sind getroffen. Wenn möglich, nicht mit Presseinformationen geizen. Weitere Weisungen abwarten.«
    Es klickte. Der Gesprächspartner hatte aufgelegt.
    Al Shadra legte den Hörer ebenfalls auf die Gabel. Hinter seinem Schreibtisch verfiel er in eine merkwürdige Starre, so lange, bis wieder jemand sein Büro betrat.
    ***
    Nicole verfuhr sich trotz der Erklärungen dreimal, ehe sie die richtige Straße am Stadtrand fand. Jetzt brauchte sie nur noch das richtige Haus zu suchen. Plötzlich sah sie in einer Seitenstraße den schwarzen Ford Galaxie stehen. Es gab keinen Zweifel. Der Wagen war dermaßen ungewöhnlich, daß es garantiert keinen zweiten in Marrakesch gab.
    Sie konnte nicht erkennen, ob jemand im Fahrzeug saß oder nicht.
    Sie fuhr weiter, bog in der nächsten Straße ein und hielt an. Sie lehnte sich seufzend zurück.
    Der schwarze Wagen bedeutete nichts Gutes. Die Unheimlichen waren ihr zuvorgekommen!
    Sie stieg aus dem R 5. So schnell wie möglich ging sie zurück, dem Haus entgegen, in dem Abdallah wohnte. Sie hielt den Kopf gesenkt, damit man sie nicht sofort erkannte. Sie hatte nur den einen Vorteil, daß die Unheimlichen nicht mit ihrem Hiersein rechnen konnten. Sie mußte überraschend zuschlagen, wie schon bei ihrer Flucht in der Nacht.
    Sie erreichte das Haus. Die Eingangstür war nur angelehnt. Nicole glitt in ein Treppenhaus. Dieses Gebäude war, mit Ausnahme der Fenster, halbwegs nach europäischem Muster gebaut worden. Die Vorderfassade war glatt, die Fenster gingen nach hinten, aber ansonsten glich alles westlichem Zuschnitt.
    Wo mochte Abdallah wohnen?
    Nicole lauschte. Irgendwo erklangen Stimmen. Eine Frau schimpfte mit ihren Kindern. Irgendwo klapperte hinter verschlossenen Türen Geschirr. Aber nichts deutete auf eine Auseinandersetzung hin.
    Nicole huschte die Treppe hinauf.
    Da sah sie eine Gestalt. Eine Frau, die damit befaßt war, eine Wohnungstür zu öffnen.
    Obwohl Nicole von ihren

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