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0372 - Monster in Marrakesch

0372 - Monster in Marrakesch

Titel: 0372 - Monster in Marrakesch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nächtlichen Erlebnissen her vorgewarnt war, traf es sie wie ein Schock. Es war etwas anderes, sich selbst in einer Art magischer Aufzeichnung zu sehen, als sich selbst gegenüberzustehen! Auch wenn sie die Frau nur von hinten sah, wußte sie sofort, daß sie ihre Doppelgängerin vor sich hatte.
    Und wie perfekt die aussah und sich bewegte!
    Nicole überwand ihre Starre, als die Doppelgängerin die Tür öffnete. Es war nicht zu sehen, wie sie es gemacht hatte. Einen Schlüssel besaß sie nicht, auch keinen Dietrich, und dennoch schwang die Tür nach einem leisen Klicken im Schloß nach innen auf.
    Da war Nicole schon heran.
    Die Doppelgängerin hörte Nicoles Schritte auf den Stufen, drehte sich um und war dabei eine Spur zu langsam. Am Treppenabsatz stützte Nicole sich mit beiden Händen aufs Geländer und schwang ihren Körper kraftvoll hoch. Sie sprang die Doppelgängerin mit den Füßen voran an. Sie traf sie vor der Brust, ehe die andere eine Abwehrbewegung machen konnte, und katapultierte sie damit tiefer in die Wohnung hinein. Die Doppelgängerin hatte garantiert nicht mit diesem Angriff gerechnet. Nicole stürzte ebenfalls, kam wieder auf die Beine und fühlte sich durch ihr Kleid behindert. In einer Hose hätte sie sich besser bewegen können.
    Trotzdem warf sie sich auf die Gegnerin.
    Die Doppelgängerin empfing sie mit Ellenbogenstößen und Schlägen. Nicole wich knapp aus, kassierte blitzschnell mehrere Treffer hintereinander und begriff, daß die Doppelgängerin nicht nur aussah wie sie sellbst und ihre Unterschrift fälschen konnte, sondern auch in der Kunst des waffenlosen Kämpfens ebenso perfekt war. Die Griffe, die Nicole ansetzte, wurden blitzschnell geblockt und abgewehrt. Es stand unentschieden.
    Nein, nicht ganz… die Doppelgängerin kämpfte wesentlich kompromißloser als Nicole, sie kämpfte, um zu töten!
    Da schaltete Nicole auch in eine härtere Gangart. Damit überraschte sie ihre Gegnerin erneut, die sich auf Nicoles Kampfstil eingestellt hatte. Den Wechsel konnte sie nicht so schnell nachvollziehen. Nicole fällte sie mit einem wohldosierten Schlag und sah die Gegnerin bewußtlos im Flur zusammenbrechen.
    Der Kampf war nicht lautlos vonstattengegangen.
    Eine Tür flog auf. Aus dem Schlafzimmer stürmte ein Mann in einem Burnus hervor. Im ersten Moment erkannte Nicole ihn nicht. Erst beim zweiten Hinsehen begriff sie, daß Abdallah durch den Burnus so anders aussah als in der Nacht, in der er Hemd und Hose getragen hatte. Seine Haare waren zerrauft, sein Gesicht unrasiert.
    Draußen tauchten Neugierige auf, die aus anderen Wohnungen kamen und von dem Lärm aufgeschreckt worden waren. Hauptsächlich verschleierte Frauen, die den Haushalt besorgten, während ihre Männer Geld verdienten.
    Abdallahs Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen. Überrascht sah er von der Nicole im Kleid zur Nicole im Hosenanzug.
    Nicole machte ein paar Schritte zurück, bekam die Tür zu fassen und warf sie ins Schloß. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen. Draußen wurden lautstark Spekulationen über das geäußert, was sich hier jetzt vielleicht abspielte. Nicole verstand kein Wort. Sie war auch nicht am maghrebinischen Treppenhausklatsch interessiert.
    »Hallo, Abdallah! Ich wollte mich für Ihre Hilfe von heute Nacht revanchieren«, sagte Nicole und deutete auf ihre bewußtlose Doppelgängerin. »Ich bin sicher, daß diese Frau Sie soeben ermorden wollte.«
    »Mich? Ermorden? Nicole, was wird hier gespielt?« Wieder sah er von einer Frau zur anderen. »Wer sagt mir, wer von ihnen die richtige ist? Und daß Sie auch noch richtig im Kopf sind? Beim Barte des Propheten…«
    »Geben Sie mir ein paar Minuten Zeit, und ich erkläre Ihnen alles«, sagte Nicole. Hastig sprudelte sie hervor, daß sie wegen Mordversuch und Einbruch festgenommen worden war, daß sie auf Abdallah verwiesen hatte… »Und deshalb sind Sie in Gefahr, auch umgebracht zu werden, Abdallah.« Sie hatte in der Jackentasche des Hosenanzuges gefunden, was sie suchte. Sie hob die Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer hoch. Eine Astra, nicht sonderlich treffsicher, aber äußerst klein und handlich. Auf kurze Distanz und in der Hand eines geübten Schützen dennoch recht wirkungsvoll. Die ideale Damenhandtaschenwaffe.
    Um ihre Fingerabdrücke machte sie sich keine Gedanken. Die waren garantiert schon von der Doppelgängerin dran. So wie bei der Pistole, mit der auf Ali Mehek geschossen worden war.
    Abdallah war blaß

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