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0372 - Monster in Marrakesch

0372 - Monster in Marrakesch

Titel: 0372 - Monster in Marrakesch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er ist durch den Blutverlust sehr geschwächt und war nicht in der Lage, selbst das Telefon zu erreichen. Erst als man ihn hinter dem Schalter fand, konnten Notarzt und Polizei alarmiert werden. Immerhin war er noch so fit, daß er uns erzählen konnte, daß er Sie gesehen hatte und daß Sie ihn niederschossen.«
    »Und woher soll ich die Pistole haben?«
    »Das weiß ich nicht. Wir haben sie in dem Blumenkübel gefunden. Ich warte gerade auf den Vergleich der Fingerabdrücke, Duval. Stimmen sie überein, sind Sie dran. Zumindest wegen Mordversuch, aber das reicht auch aus, Sie ein paar Jahre einzusperren.«
    Nicole schluckte. »Ich bin französische Staatsbürgerin…«
    »Ihr Chef Zamorra auch, leider. Das kompliziert alles. Aber wenn Frankreich auf einen Auslieferungsantrag verzichtet, werden Sie beide hier vor Gericht gestellt. Doch so weit sind wir ja noch nicht. Noch ermitteln wir. Schließlich wollen wir dem Gericht klare Beweise vorlegen können.«
    »Und das können Sie eben nicht«, sagte Nicole. »Mehek kann mich nämlich gar nicht gesehen haben, wie er behauptet. Nach dem Verlassen der Präfektur habe ich das Hotel nämlich eine geraume Zeit lang nicht betreten. Dafür gibt es einen Zeugen. Den Taxifahrer.« Sie verzichtete im letzten Moment darauf, von ihren magischen Experimenten zu erzählen. Das würde sie noch unglaubwürdiger machen, sollte Abdallah sein Erlebnis mit dem garantiert seltsamsten Fahrgast seiner Berufszeit selbst in Worte kleiden. Das würde Husein eher überzeugen. »Ich weiß nur, daß er Abdallah heißt, aber es wird sich ja über die Taxizentrale feststellen lassen, wer mich hier wann abholte und wie lange ich dann mit dem Taxi unterwegs war.«
    Sie atmete tief durch.
    »Das behaupten Sie, und Ihre Behauptung steht damit gegen die Ihres Opfers«, sagte Husein. »Wollen wir mal sehen, was die Polizei sagt.«
    Eine Viertelstunde später kam das Ergebnis.
    Husein lächelte kopfschüttelnd.
    »Die Prints sind identisch«, sagte er. »Es handelt sich um Ihre Pistole, oder zumindest um eine Pistole, die Sie in der Hand hatten, Duval. Warum machen Sie es sich unnötig schwer? Jetzt müssen wir Ihretwegen diesen Abdullah suchen und befragen… falls es ihn überhaupt gibt! Aber vielleicht hat er ja auch einen Doppelgänger, wie? Legen Sie am besten ein Geständnis ab, das erleichtert uns allen die Angelegenheit, und Sie erhalten vielleicht sogar Strafminderung.«
    »Das ist doch alles lächerlich«, murmelte Nicole fassungslos. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, daß Zamorra gestern in einer ähnlichen Situation gesteckt hatte. Dazu kam die Falschaussage ihrer Doppelgängerin!
    Husein erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Tja, dann werde ich Sie jetzt in Ihre Zelle bringen lassen…«
    Nicole fuhr hoch. Wenn sie eingesperrt wurde, war alles aus. Dann bestand keine Chance mehr, den Fall aufzuklären. Das Netz war recht fein gesponnen, und sie fürchtete plötzlich um Abdallahs Sicherheit. Was, wenn er umgebracht wurde, um sie nicht entlasten zu können? Oder wenn man ihn auch nur einfach unter Druck setzte…?
    Sie konnte Zamorras und ihren Kopf nur aus der Schlinge ziehen und möglicherweise weiteres Unheil verhüten, wenn zumindest sie in Freiheit blieb. »Sie können mich doch nicht einfach festsetzen…«
    »Ich kann«, sagte Husein. »Den richterlichen Haftbefehl bekomme ich in spätestens einer halben Stunde.«
    »Was ist mit Freilassung gegen Kaution und Auflagen?« stieß Nicole schnell hervor.
    »Machen Sie sich keine großen Hoffnungen«, sagte Husein. »Da ist der Mordversuch, aber das ist ja nicht das einzige, wenn auch das schwerste Delikt. Da ist das Zerstören und Entfernen eines polizeilichen Dienstsiegels und der Einbruch in ein versiegeltes Zimmer. Wissen Sie was? Warten Sie, bis sich Ihr Anwalt der. Sache annimmt. Der kann dann die Kautionsfrage mit dem Haftrichter regeln, falls dieser zustimmt. Meine Angelegenheit ist das nicht.«
    »Ich habe hier ja noch nicht einmal einen Anwalt«, protestierte sie.
    »Sie werden einen bekommen«, sagte Husein. »Darf ich jetzt bitten…«
    ***
    Die schwarze Limousine kehrte zurück, als Kommissar Kelim al Shadra, der Fußgänger, bereits außer Sichtweite war. Ein schwarz gekleideter Mann stieg aus und ging zu al Shadras Haustür. Er entfernte zwei blau funkelnde, glasartige Splitter, die erst wenige Minuten vor dem Öffnen der Tür dort angebracht worden waren. Die Splitter fühlten sich brüchig an. Als die behandschuhten Finger

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