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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufmerksam.
    »Was sagen Sie da? Er kommt her?«
    »So ist es.«
    »Und Sie tun nichts?«
    »Noch nicht«, erwiderte ich und zog meine Waffe. Gleichzeitig nahm ich das Kreuz hervor, denn ich wollte sehen, wie er bei diesem Anblick reagierte. Allerdings steckte ich es in die Tasche. Erst später wollte ich es ihm präsentieren.
    Er kam näher.
    Das Grab hatte er schon passiert, als ich mich aus meiner Deckung hervorschob und so stand, daß er mich einfach sehen mußte.
    Würde er stehenbleiben?
    Nein, dieses Wesen unterbrach seinen Gang nicht. Es stampfte mit roboterhaft anmutenden Schritten über die nasse Erde, trat auch in Pfützen und schleuderte Wasserperlen in die Höhe, doch es gab nichts, das ihn aufhalten konnte.
    Nur ich…
    Ich ging ihm entgegen. Die Mündung meiner mit Silberkugeln geladenen Waffe zielte dabei auf seinen Körper. Er nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis.
    Für Wesen wie diese gab es keine Hindernisse.
    Normalerweise sind die Gesichter der lebenden Toten starr und steif. Hin und wieder noch, wenn sie unartikulierte Laute ausstießen, bewegten sie sich arhythmisch, aber dieser Zombie begann sogar zu reden. Er sprach monoton wie ein Computer.
    »Ich komme… ich komme … ich komme …«
    Zwar hatte ich die Worte gehört, aber ich verstand immer nur Bahnhof. Er wollte kommen – okay - aber zu wem? Zu mir? Daran konnte und wollte ich nicht glauben. Er starrte mich aus seiner gallertartigen Augenmasse zwar an, dennoch hatte ich das Gefühl, als würde er mich überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen.
    Die Distanz zwischen uns beiden schmolz immer mehr.
    Ich ahnte die Bewegung neben mir. Auch der Pfarrer hatte die Deckung des Grabsteins verlassen. Zwei Schritte von mir entfernt und auch sprungbereit blieb er stehen.
    Ich hatte mich wieder gefaßt und fragte ihn direkt. »Zu wem willst du? Wer erwartet dich?«
    »Ich komme… ich komme … gerufen … ich komme …«
    Das war ja verrückt. Ständig wiederholte er diesen einen Satz.
    Dabei mußte er für dieses Wesen von einer tiefen prägnanten Bedeutung sein. Er wollte irgendwo hin, vielleicht war er auch gerufen worden, und er ging auf mich zu.
    Den rechten Arm hatte er angewinkelt. Die Hand lag auf dem mit Rost überdeckten Schwertgriff und schaukelte im Rhythmus seiner Bewegungen, als er sich immer mehr seinem Ziel näherte.
    Jetzt mußte ich handeln, oder ich wurde von ihm überrannt. Bei einem normalen Zombie hätte ich geschossen und ihn mit einer geweihten Silberkugel erledigt. Hier sah ich die Sache anders. Dieser Untote mußte eine Botschaft besitzen oder einen Auftrag haben, und das allein ließ mich stutzig werden.
    Ich ging einen Schritt zurück und gleichzeitig schräg zur Seite, so daß ich ihm Platz schuf.
    »Sinclair, tun Sie etwas!« Der Pfarrer drängte. Ich konnte mich seinem Wunsch nicht länger widersetzen, aber ich nahm nicht die Beretta, sondern das Kreuz.
    Jetzt mußte es sich entscheiden.
    Mit einer heftig anmutenden Bewegung holte ich es aus meiner Tasche hervor und hielt es dem Untoten entgegen.
    Jetzt mußte er stoppen!
    Er tat es nicht.
    Einen Schritt, den zweiten, den dritten auch. Wäre ich an dem Fleck stehengeblieben, hätte er mich jetzt erreicht, so aber ging er weiter, als wäre nichts geschehen.
    Das Kreuz und seine weißmagische Kraft interessierte ihn überhaupt nicht.
    Ich war perplex. Meine gesamten Erfahrungen mit Zombies wurden hier über den Haufen geworfen. So war ich gezwungen, zunächst einmal umzudenken. Das konnte kein normaler Zombie gewesen sein, irgendein anderes Geheimnis mußte ihn umgeben.
    Aber welches?
    »Sinclair!« hörte ich den Padre in seinem stockenden Englisch reden. »Das ist ja nicht zu fassen.«
    »Sie sagen es.«
    Beide schauten wir dem Zombie nach, wie er quer über den alten Friedhof schritt.
    Seine Gestalt hob sich scharf vom Boden ab. Im Grau der Dunkelheit wirkte er selbst duster, aber sein nur an wenigen Stellen rostiger Helm gab noch einen gewissen goldenen Schein ab.
    Ich folgte ihm langsam. Der Pfarrer hielt sich an meiner Seite, ich hörte ihn schwer und keuchend atmen. »Wollen Sie ihn nicht stoppen, Señor?«
    »Nein.«
    »Ich bin ja kein Geisterjäger…« Wieder atmete er stoßweise, »aber erzählen Sie mir den Grund.«
    »Haben Sie seine Worte nicht gehört? Er redete stets davon, daß er kommen will. Mir scheint, er ist mit jemandem verabredet.«
    »Unsinn…«
    »Warten wir es ab. Zudem hat er keinen Versuch unternommen, Sie oder mich zu töten. Deshalb bleiben

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