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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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der ich ihn zuletzt gesehen hatte, hinter seinem Pult. Die Fuchsaugen waren fragend auf mich gerichtet.
    »Sind Sie zufrieden mit dem Zimmer?«
    »Ja. Es gefällt mir. Vor allem der Blick auf den Park ist erfrischend. Man könnte glauben, man wäre irgendwo in Florida.«
    »Ja, der Park ist schön. Meine Gäste schätzen ihn. Aber gestern hat man dort einen Toten gefunden.«
    Entweder war der Kerl schwatzhaft und naiv oder sehr gerissen. Vielleicht wollte er mir auf den Zahn fühlen. Denn eine Type wie Payne muß immer damit rechnen, einen Spitzel der Polizei auf den Hals geschickt zu bekommen.
    Ich reagierte mäßig erstaunt.
    »Eine Leiche? Im Park?«
    »Ja. Ganz in der Nähe.«
    »Was war mit dem Mann? Ist er gestorben, oder hat man ihn umgebracht?«
    »Erschossen.«
    Ich verzog das Gesicht und blickte scheinbar mit Unbehagen zur Tür. »Dann werden doch die Cops bald aufkreuzen und Fragen stellen, oder wären sie schon hier?«
    »Sie waren noch nicht hier. Ich glaube auch nicht, daß sie noch kommen. Sie haben den Täter vermutlich schon. In den Zeitungen stand zwar noch nichts. Aber sicherlich wird morgen etwas zu lesen sein.«
    »Hat man hier den Schuß gehört?«
    »Ich nicht. Und von meinen Gästen war gestern nachmittag niemand hier.«
    »Na ja, die Cops werden schon den Richtigen finden«, sagte ich und machte eine Geste, die besagen sollte, daß mich das alles nichts angehe und nicht interessiere. »Kann ich was zu essen bekommen?«
    »Meine Küche ist in ganz Arizona berühmt. Gehen Sie dort hinein.« Er zeigte auf die Tür neben der Treppe.
    Dahinter lag ein kurzer Gang. Links die Tür schien in die Küche zu führen. Der Geruch, der durch die Ritzen drang, war verführerisch.
    Am Ende des Ganges lag eine zweite Tür. Darauf stand »Grillroom«.
    Mir kam das vor wie eine Hochstapelei. Aber als ich die Tür aufzog, sah ich, daß der Raum gar nicht so übel war. Er faßte etwa ein Dutzend Tische, auf denen bunte Decken und Vasen mit Blumen standen. Die vordere Längswand hatte durchgehende Fenster, die den Blick auf eine große Rasenfläche freigaben. Jenseits der Wiese wand sich die Straße durch die Gegend. Ein paar mickrige Häuser hoben sich aus der Dämmerung. Hinter drei oder vier Fenstern brannte Licht.
    Ich setzte mich an einen der Fenstertische und wartete auf Bedienung.
    Sie kam durch die Verbindungstür zur Küche und war höchstens neunzehn Jahre alt. Es war eine Mulattin. Die schlanke, biegsame Figur steckte in einem sauberen weißen Kleid. Nicht mal die kleine Schürze hatte Flecken. Das schwarze, seidige Haar war zu einem Knoten geschlungen, der tief in dem rotbraunen Nacken lag. Die mandelförmigen Glutaugen waren unter langen Wimpern halb versteckt. Der korallenrote Mund lächelte und zeigte schimmernde Perlenzähne.
    Das Girl blieb vor meinem Tisch stehen und verstärkte sein Lächeln.
    »Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«
    »Ich möchte essen. Am liebsten ein großes Steak mit scharfem mexikanischen Gemüse. Dazu ein großes Glas Whisky. Sehr kalt.«
    »Sie werden zufrieden sein, Sir.«
    Sie glitt wie eine Pantherkatze zur Tür, verschwand, und dann hörte ich sie in der Küche herumwerken.
    Ich döste vor mich hin und dachte nach.
    Als sich die »Grillroom-Tür« öffnete, hob ich den Kopf.
    Ich traute meinen Augen nicht.
    Herein trat Frank Zwillinger.
    ***
    Er war mindestens genauso überrascht wie ich. Sein braunes Raubvogelgesicht schien zu zerbröckeln wie ein alter Kuchen. Der Mund stand etwas offen, und die Augen blickten gar nicht raubvogelhaft, sondern wie die eines erschreckten Huhnes.
    Für die Dauer von ein paar Herzschlägen starrten wir uns an.
    Zwillinger hatte die Türklinke noch in der Hand. Ich spürte, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Er machte eine Bewegung, als wolle er kehrtmachen und davonhetzen. Aber es war nur die Andeutung einer Bewegung. Dann ließ er die Klinke los, trat einen Schritt vor, schob die Tür hinter sich zu und biß sich auf die Unterlippe.
    Er machte noch zwei Schritte, blieb dann stehen, schob eine Hand in die Außentasche und verkrampfte die Finger im Futter.
    »Auch hier, Mr. Cotton?«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte ich und hob die Augenbrauen.
    »Ich bin nur so hier«, meinte er, ohne auf die Ironie einzugehen.
    »Was heißt ,nur so‘?«
    Jetzt schien seine Kaltschnäuzigkeit zurückzukommen. Er bleckte die Zähne wie ein angriffslustiger Wolf.
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    »Irrtum«, erwiderte ich. »Das geht mich sehr viel an,

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