0375 - Bluthand aus dem Jenseits
nicht an.
Sie interessierten sich überhaupt nicht für mich. Ausdruckslos blieben ihre Gesichter, und sie schauten auch starr an mir vorbei, als wäre ich gar nicht vorhanden.
Die Magie des Druidensterns blieb. Aber sie stellte sich mir nicht in den Weg, sodass ich ohne Zwischenfall das Zentrum durchschreiten konnte.
Ich erreichte den Rand. Noch einen Schritt, dann hatte ich es geschafft. Zurückschauen wollte ich nicht mehr, denn die Hand befand sich dicht vor mir.
Sie wirkte, aus der Nähe betrachtet, noch Furcht einflößender.
Eine gefährliche, hochaufgerichtete Todesfalle mit leicht gekrümmten Fingern. Sie war auch nicht so dunkel, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das Eichenholz zeigte eine helle Maserung. Ich sah Einschüsse im Holz, die von oben nach unten liefen oder seitlich aufeinander zuführten, sich berührten und an diesen Stellen auslaufende Muster bildeten.
Obwohl die Finger aus Holz bestanden, wirkten sie überhaupt nicht steif oder knochig. Ich hatte das Gefühl, als würden sie sich leicht und sicher bewegen können. Auch die Handfläche unterschied sich nicht von der einer normalen Menschenhand. Sie war ein wenig nach innen gedrückt, sodass sie eine kleine Mulde bildete, in der die bewegungslose und angststarre Miriam di Carlo ihren Platz gefunden hatte. Sie war nicht in der Lage, auch nur ein Wort über ihre Lippen zu bringen, doch ihre Augen erzählten genug.
Sie brachten mir Angst und Hoffnung entgegen. Miriam wusste genau, dass nur ich es war, der ihr helfen konnte.
Es fiel mir schwer, meinen Blick von ihr abzuwenden, aber ich musste jedes Detail in und auf der Hand wahrnehmen. Auch Fingernägel hatte sie. Sie hoben sich von dem dunkleren Holz der Greifer deutlich ab und schimmerten in einem hellen Ton. Aber auch die dunklen Flecken auf den Innenseiten der Finger blieben mir nicht verborgen.
Die vier Männer in Grau hatten bei ihrem Besuch den Begriff Bluthand erwähnt.
Und eine Bluthand musste sie sein, das erkannte ich an den großen Flecken auf dem Holz.
Das war Blut!
Herausgepresstes Blut der Opfer, die diese Hand sich im Laufe der Zeit geholt hatte.
Noch zwei Schritte, und ich war so weit, das waagerechte Untergestell zu betreten.
Es war sehr fest und schwankte nicht mal, als ich es mit meinem Gewicht belastete. Für einen Moment blieb ich stehen, denn die vier Männer in Grau hatten sich nicht bewegt.
Man konnte bei ihnen nicht von einer natürlichen Haltung sprechen, da sie allesamt den rechten Arm angewinkelt und die Handflächen zu mir hin gedreht hatten.
In ihnen lagen die Steine.
Zum ersten Mal sah ich sie und bekam eine Gänsehaut. Diese Steine waren brandgefährlich. Ich hatte erlebt, wie sie innerhalb eines Gedankensprunges Vampire erledigten und sie zu Staub zerfallen ließen. Mit einer mir unbekannten magischen Kraft waren sie gefüllt und sorgten dafür, dass den Männern in Grau Hindernisse aus dem Weg geräumt wurden.
Meine Sorgen wuchsen, als ich mir die Steine betrachtete. Wenn die Männer sie gegen mich einsetzten, konnte das ins Auge gehen.
Waren es tatsächlich die Gleichen wie die, die mich in meiner Wohnung besucht hatten?
Ich schaute sie mir der Reihe nach an. Unterschiede entdeckte ich nicht bei ihnen, aber ich sah sie auch nicht so wie normale Personen und so, wie ich sie eigentlich kannte.
Bei ihnen stimmten zwar die Umrisse, die eine menschliche Form zeigten, dennoch kamen sie mir vor wie Schatten, die durch irgendeinen Umstand in feste Materie umgewandelt worden waren.
Zwangsläufig stellte sich die Frage, ob ich sie überhaupt als echt bezeichnen konnte.
Da sie mir nichts taten und es auch nicht so aussah, als wollten sie mich angreifen, nutzte ich die Gelegenheit und ging auf Miriam di Carlo zu. Meine Schritte waren zögernder geworden. Ich spürte, dass etwas passieren musste, und auch die Existenz dieser vor mir hochragenden Hand flößte eine gewisse Furcht ein.
Miriam schaute mich starr an. Ihre Lippen zitterten. Sie sah noch immer so aus wie früher. Das lange, rötlich schimmernde Haar umspielte ihren Kopf und das ebenmäßige Gesicht mit den so schönen grünen Augen, die jetzt einen traurigen Ausdruck angenommen hatten.
Mich trennten nur mehr zwei Armlängen.
Die überwand ich auch.
Und dann wollte ich Miriam anfassen.
In diesem Augenblick regten sich die Männer in Grau. Ich sah zuerst das heftige Erschrecken in Miriams Gesicht, wurde dadurch gewarnt und konnte trotzdem nichts unternehmen, denn die vier Steine griffen
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