0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
breites Zahnpasta-Reklamelächeln. Die Mundwinkel berührten die Ohren, die von seiner Mähne bedeckt wurden. Terry trug einen schneeweißen Abendanzug mit blutroten Aufschlägen, dazu ein seidenes Hemd mit rotem Querbinder.
Das Girl steckte in einem Spitzenkleid aus einem Pariser Modeatelier. Um ihren schlanken Hals baumelte ein Diamantencollier, das bei der Versicherungsgesellschaft mit mehr als einer Million Dollar eingetragen war.
Die drei bewegten sich auf die Mitte des Saales zu. Eine Kapelle im Hintergrund spielte Jazz.
Mir war keineswegs feierlich zumute, wenn ich mir vorstellte, dass diese drei, die im Mittelpunkt aller Betrachtungen standen, sorglos von ergaunerten Millionen lebten. Und von einem gut gehenden Rauschgiftschmuggel.
Ich ließ mich von dem Gefunkel der Diamanten im Dekollete nicht ablenken. Hinter Jeff Chandler bauten sich vier wohl gebaute Kleiderschranktypen im Frack auf. Sie trugen Bulldoggengesichter und hielten ihre rechte Hand in der Tasche.
Ich vermisste den Burschen, der Francis Roche in den Steinbruch gefahren hatte. Hatte er Hausarrest, weil er bei der Attacke auf mich so stümperhaft vorgegangen war? Wenn alle, die sich für mich interessierten, vom gleichen Verein waren, musste es sich inzwischen herumgesprochen haben, dass ich mit dem Schrecken davongekommen war.
Ich schob mich näher an das viel bestaunte Brautpaar heran. Jeff Chandler gab einige Interviews, ohne die Lippen zu öffnen. Er antwortete auf die Fragen der Reporter, indem er mit dem Kopf schüttelte oder nickte. Hurrican hatte mehrmals im Zuchthaus gesessen, und einige Hinweise aus der Unterwelt hatte die Staatsanwaltschaft wieder auf seine Fährte gebracht. Unsere V-Leute plauderten etwas aus über Rauschgiftschmuggel, aber Beweise blieben aus.
Wir brauchten handfeste Beweise, um Hurrican festzusetzen. Und zwar nicht nur für vierundzwanzig Stunden. Denn der Bursche besaß Rechtsanwälte, denen er ein Vermögen in den Rachen warf, wenn sie eine Haftbeschwerde durchpaukten und ihn herausholten.
Das FBI brauchte Beweise, die ausreichten, um den Gangster hinter Gitter zu bringen.
Von unserem FBI-Chef Edgar Hoover in Washington hatte ich den Auftrag erhalten, diese Beweise zu sammeln.
Bei dem Gedanken schluckte ich zweimal, nahm ein Sektglas von einem Tablett und goss die perlende Flüssigkeit über die Zunge. Ein Mann schwang sich auf den Stuhl und hielt im Chicagoer Slang eine Lobrede auf Jeff Chandler.
Ein hochbeiniges Girl trippelte durch die Reihen und trug auf einem Silbertablett die Einladungskarten zur morgigen Hochzeit herum. Wer keine Karte besaß, hatte kaum Aussicht, in den großen Festsaal des Astoria Hotels zu kommen.
Also bediente ich mich und steckte die Karte in meine Jackentasche.
Der Bursche, offenbar ein Vertreter der Chicagoer Unterwelt, tönte immer noch. Ich nutzte die Gelegenheit, um in die Bar zu verschwinden. Dort traf ich wieder auf Mr. Pone.
»Hallo, Mr. Holl«, posaunte er los, »gefällts Ihnen?«
»Vielen Dank, ausgezeichnet«, sagte ich höflich.
»In fünf Minuten kriegen Sie hier keinen Platz mehr«, meinte Mr. Pone, der offenbar die ganze Zeit genutzt hatte, Whisky in sich hineinzukippen. »Dann stürmen die durstigen Kehlen mit Hurricans Schlachtruf die Bar.«
***
Pone war ausgezeichnet über den Ablauf der Feierlichkeiten unterrichtet. Es dauerte tatsächlich nur fünf Minuten, ehe die Festgesellschaft hereingeschwemmt wurde. Ich trank gerade meinen zweiten Whisky.
Zwischen mir und Pone baute sich ein Bursche aus Chandlers Leibgarde auf. Er hielt immer noch seine rechte Hand in der Tasche, bestellte und brachte mit der Linken das Glas in die Nähe seines Mundes.
»Na, schmeckt es dir nicht, wenn unser Boss was springen lässt?«, brummte der Bursche mich an, als er mich an dem Whisky nippen sah.
»Ich trinke so schnell, wie es mir passt«, konterte ich. »Aber hast du Angst um deine Geldbörse?«
Ich warf dabei einen Blick auf die rechte Hosentasche, in der die Hand vergraben war. Einige junge Burschen, die hinter uns standen, grienten.
»No, in dieser Gesellschaft gibt es keine Spitzbuben«, erwiderte der Leibwächter.
»Zumindest passt einer auf den anderen auf«, konterte ich.
»He, Bürschchen, du bist ganz schön frech. An deiner Stelle würde ich mir jeden Satz erst einmal durchkauen, ehe ich ihn an die frische Luft huste«, knurrte der Stiernackige.
»Ist Whisky eigentlich alles, was dein Boss heute zu bieten hat?«, lächelte ich.
Der Gorilla sah sich
Weitere Kostenlose Bücher