0378 - Masken-Terror
Besonders fiel auch der herzförmig geschnittene Mund auf, dessen Lippen jetzt allerdings eine gewisse Blässe zeigten und hin und wieder zuckten.
Ich hatte ihr schon gesagt, daß es um Eddy ging.
»Sie waren also mit ihm zusammen«, stellte ich noch einmal fest.
Sie schüttelte den Kopf. »Wir waren befreundet.«
»Intim?«
Ellen wurde rot. Sie schluckte und meinte: »Muß ich das sagen?«
»Natürlich nicht. Fragen wir mal so: Kannten Sie Eddy gut?«
»Ja.«
»Und hat er Ihnen aus seinem Leben erzählt.«
»Das blieb nicht aus«, erklärte sie leise.
»Was denn?«
»Er war noch nicht lange hier im Hotel, denn er hatte bei der Army gekündigt.«
»Moment. Er war Soldat?«
»Ja. Er hat auch den Falkland-Krieg mitgemacht. Aber dort hat ihm einiges gestunken. Er ist später ausgeschieden. Ob freiwillig oder nicht, das hat er nie gesagt. Aber er ist nicht der einzige gewesen. Da sind auch andere gegangen.«
»Und dann fing er hier an?«
»Genau.«
»Ist Ihnen an Eddy nichts aufgefallen?« Das war wieder eine Standardfrage.
»Wie meinen Sie das?«
»Hat er sich ungewöhnlich benommen, wenn Sie mal einen Vergleich zu anderen Bekannten ziehen.«
»Eigentlich nicht«, erwiderte sie nach einem kurzen Zögern.
»Im Prinzip aber doch.«
»Richtig.« Sie nickte. »Eddy sprach immer von einer großen Sache, die bald über die Bühne laufen würde.«
»Und welche war das?«
»Darüber hat er sich nicht näher ausgelassen. Es muß allerdings schlimm gewesen sein oder nicht schlimm, ich bin mir da nicht so sicher, wissen Sie…«
»Können Sie nicht konkreter werden?« fragte Bill.
»Er hat doch nichts gesagt.« Die Antwort des Mädchens klang gequält. »Sie müssen mir glauben.«
»Das tun wir auch«, beruhigte ich sie. »Aber unbewußt kann er einen Satz, ein Wort oder einen Hinweis fallengelassen haben. Wenn Sie darüber nachdenken, wird Ihnen sicherlich etwas einfallen.«
»Das ist eine Qual.«
Ich gab darauf keine Antwort. Für mich war eine Qual etwas anderes. Ich wollte nur, daß sich Ellen auch Mühe gab. Sie überlegte stark, und sie kam dann mit einigen Dingen heraus, mit denen wir allerdings nicht viel anfangen konnten.
»Von einem Auftrag sprach er manchmal. Auch von einer Verwandlung, und daß es Dinge gibt, über die wir nachdenken sollten, auch wenn wir uns sie nicht vorstellen können…«
»Welche?«
»Magie und so.«
»Das haben Sie geglaubt?« fragte ich.
»Nein, aber er redete vor zwei Tagen so direkt, daß ich Angst bekam. Da sprach er über das Hotel hier und darüber, daß sich noch alle wundern würden.«
»Nannte er keinen Grund?«
»Nicht direkt. Er redet nur von dieser gefährlichen Magie, die hier lauert, und er wartete gewissermaßen auf einen Startschuß. Mehr kann ich Ihnen nicht mitteilen.«
Das war in Anbetracht der Lage viel und trotzdem sehr wenig. Ich beschloß, der Kleinen reinen Wein einzuschenken. »Eddy ist verschwunden«, sagte ich. »Wir wollten mit ihm reden, doch er hat es vorgezogen, das Weite zu suchen. Könnten Sie sich vorstellen, wo er sich versteckt hat?«
»Versteckt?« Erstaunen zeichnete ihr Gesicht.
»So jedenfalls kam uns sein Abgang vor.«
»Der braucht sich doch nicht zu verstecken. Eddy besitzt ein so großes Selbstbewußtsein, daß ich ihn immer bewundert habe. Was er in die Hand nahm, klappte.«
»Ist er denn nie ausgegangen, wenn er frei hatte?« wollte Bill wissen.
»Schon.«
»Und wohin?«
Da lächelte sie. »Nicht nach Brighton«, erwiderte Ellen. »Das hat er ausgelassen. Nein, er war sehr naturverbunden. Zumeist ging er zum Strand, wo es noch einsam ist. Da hat er sich hingesetzt und auch die alten Bunker untersucht.«
Ich wurde aufmerksam. »Welche Bunker?«
»Das sind so Kavernen aus dem Krieg. Die sollten mal gesprengt werden, aber man hat sich anders entschlossen und wollte sie eines Tages sogar unter Denkmalschutz stellen, was ich nicht begreifen kann.«
»Können die besichtigt werden?«
»Nein, nicht.«
»Sondern?«
»Einheimische gehen hin. Auch mal Liebespaare, wenn die Nacht warm ist. Ansonsten sind die Bunker verlassen.«
»Aber Eddy war öfter da?«
»Ja.«
»Ist er nicht zu jung, um sich in einen Bunker zu setzen?« fragte Bill. »Ich hätte mich in meiner Freizeit damals anders unterhalten, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Eddy wollte eben allein sein.« Sie lächelte plötzlich. »Er war ein völlig anderer Typ. Ich glaube auch, daß ihn dieser widerliche Krieg gezeichnet hat.«
Da konnte sie
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