038 - Verbotene Sehnsucht
Gesicht abwärts wandern zu ihrem Hals, streichelte ihre Schulter und ihre Seite, verharrte an der Hüfte, scheinbar abgelenkt von ihrem Kuss. Mittlerweile hatte er in ihren Mund gefunden, und sie saugte an seiner Zunge.
Doch dann wanderte seine Hand weiter, strich über ihren Schenkel, umfasste ihr Knie, zog es sich hoch über die Hüfte und eng an sich.
Sie keuchte in seinen Mund. So, wie er sie hielt, war sie offen und verletzlich, und wenn er sich an sie drängte, wie er es gerade tat, konnte sie ihn der ganzen Länge nach spüren. Sie wusste wirklich nicht, ob ihr das gefallen sollte, dieses gemächliche, überaus gründliche Liebesspiel. Ihr war, als entblöße er ihre Seele - aber vielleicht war das ja keineswegs seine Absicht, und sie bildete es sich nur ein. Wahrscheinlich war er sich nicht einmal bewusst, was er ihr gerade antat. Doch just in dem Augenblick, da sie ihn von sich stoßen wollte, betörte er sie mit einem sicheren Schwung seiner Hüften, und es war um sie geschehen. Er hob seinen Kopf, um sie ansehen zu können, als er sich langsam in ihrem bloßliegenden Schoß bewegte. Wie impertinent, sie dabei zu beobachten! Wusste er denn nicht, dass sich das einfach nicht gehörte? Dass alles, was hier geschah, nur eine flüchtige Freude des Fleisches war und nicht mehr?
Nicht mehr ...
Doch als er sich abermals an sie drängte, sie ihn hart und beharrlich in sich spürte, fühlte es sich nicht mehr nur wie ein körperlicher Akt an. Es war mehr. Viel mehr.
Panik stieg in ihr auf. Es war alles zu viel, sein Gewicht auf ihr, ihre Gefühle, die sie plötzlich überwältigten. Sie versuchte, den Kopf abzuwenden, reckte die Arme, um ihn von sich zu stoßen, doch er fing sie rasch und mühelos ab, schloss seine Hände um ihre Handgelenke und drückte sie zu beiden Seiten ihres Kopfes aufs Kissen.
Ohnmacht und Wut ließen sie aufschluchzen. Vor allem war sie wütend auf sich, weil sie ihm ihre tiefsten, innersten Gefühle offenbarte. „Hör auf!"
Bedächtig schüttelte er den Kopf, drängte sich erneut an sie, ließ ihren Körper unter dem seinen aufblühen, empfänglich für alle Empfindungen, die er sie fühlen ließ.
Kurz senkten sich seine Lider, als wäre auch er überwältigt, doch dann öffnete er sie wieder und sah sie an. „Nein."
Er beugte sich über sie und leckte ihr den Schweiß von der Stirn. Sie spürte die raue Berührung seiner Zunge auf ihrer Haut, zugleich den Druck seines Schafts in ihr, als er seine Hüften höher schob und haargenau jenen Punkt traf, an dem sie ihm niemals würde widerstehen können. Dann zog er sich ein wenig aus ihr zurück, aber die Reibung, die er ihr so verursachte, war gar noch köstlicher, und fuhr wieder in sie, fuhr in sie und über ihr gereiztes, empfindsames Fleisch, bis sie nicht länger an sich halten konnte.
Sie barst. Alle Zweifel, Geheimnisse, Sorgen und Hoffnungen, die sie sorgsam in sich bewahrt hatten, stoben auseinander und flogen hinaus, hinaus in die kühle Morgenluft und zu ihm.
Zu ihm.
Und als sie wieder aufschaute, sah sie gerade noch, wie er die Zähne zusammenbiss und zitternd erbebte, ebenso überwältigt wie sie, als er sich heiß in ihr verströmte.
Als Emeline später am Morgen die Teetasse an ihre Lippen hob, zitterte ihre Hand.
Sie tadelte sich für dieses offensichtliche Anzeichen ihres inneren Aufruhrs und gebot ihren Fingern, augenblicklich mit dem Zittern aufzuhören. Unauffällig sah sie sich im Frühstückszimmer um. Außer ihr dürfte es wohl niemand bemerkt haben.
Außer vielleicht Melisande, die ihr an dem kleinen runden Tisch gegenübersaß und sie mit einem Blick bedachte, dem nichts zu entgehen schien. Empfindsamkeit war etwas, das nur bedingt an einer Freundin zu schätzen war, brachte es einem doch nichts als unangenehme Fragen und zutiefst mitfühlende Blicke ein.
Betont wandte Emeline sich von ihrer besten Freundin ab - der besten, die man sich eigentlich nur wünschen konnte - und versuchte, an etwas anderes zu denken als an das überwältigende Liebesglück, das sie just heute Morgen erst erfahren hatte. Und in der Nacht zuvor. Und am Morgen zuvor. Prüfend betrachtete sie ihre Tasse, die sie jetzt wieder völlig ruhig hielt. Sie nickte still und zufrieden. Vielleicht ließ ein Übermaß körperlicher Erfüllung ja ihren Geist schwinden. Das würde zumindest erklären, warum sie an nichts anderes mehr denken konnte. Gesund konnte es gewiss nicht sein, beständig an einen Mann zu denken, nach ihm zu
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