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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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nichtssagende Konversation und diese schrecklich öde Hausgesellschaft einfach durchstehen sollte, aber es ist mir unmöglich. Könntest du mich bitte zurück nach London begleiten, Jasper? Bitte."
    Während sie ihre kleine Rede vortrug, war seine Miene absolut reglos. Wie seltsam, dass dieser geradezu manische Mann mit sei-. nem so lebhaften, beweglichen Gesicht, dessen Ausdruck ständig wechselte, von einem Moment auf den anderen wie ein leeres Blatt werden und so schwer zu lesen sein konnte. Doch als sie geendet hatte und eine quälende Stille eintrat, sprang er plötzlich vor, und sein Gesicht geriet wieder in so lebhafte Bewegung, als wäre er eine mechanische Gliederpuppe und soeben von seinem Spielzeugmacher aufgezogen worden.
    „Aber natürlich, meine liebe Emmie, natürlich kann ich das! Ich werde im Nu gepackt haben. Kann unsere Flucht bis morgen früh warten oder ...?"
    „Mir wäre es lieber, noch heute aufzubrechen, wenn es dir nichts ausmacht. Am liebsten sofort." Emeline wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen, als er einfach nur nickte.
    Er beugte sich vor und streifte flüchtig ihre Wange. „Dann will ich mal Pynch auf Trab bringen." Und damit eilte er davon.

    Emeline brauchte noch einen Augenblick, um sich zu sammeln. Schrecklich, wie ihre Gefühle andauernd mit ihr durchgingen. Bislang hatte sie sich eigentlich für eine eher nüchterne Person gehalten. Die unsentimentale, vernünftige Emeline, die anderen eine Stütze war. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie kaum eine Träne vergossen - sie war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, Tante Cristelle umzusiedeln, sich darum zu kümmern, dass das Anwesen reibungslos an den nächsten Earl überging, und ihre dezimierte Familie standesgemäß in London unterzubringen. Alle Welt war damals von ihrem Gleichmut und ihrer tatkräftigen Besonnenheit beeindruckt gewesen. Und jetzt benahm sie sich wie ein kleines Kind und gab all ihren Gefühlen nach, wie sie gerade kamen.
    Als sie zurück zu ihrem Zimmer ging, fühlte sie sich wie ein wildes Tier, stets auf der Hut vor dem Jäger. Und war das nicht ein trefflicher Vergleich? Schließlich war Samuel ein Jäger - ein ziemlich guter sogar. Heute Morgen erst hatte er sie gejagt, sie erfolgreich in die Enge getrieben und getan, was er nicht lassen konnte. Nein, das stimmte nicht so ganz, dachte sie und verzog gequält das Gesicht. Samuel hatte sie wohl gejagt, aber sie hatte sich nur zu gern von ihm fangen lassen. Und natürlich hatte er getan, was er nicht lassen konnte - das Problem war indes, dass auch sie es nicht hatte lassen können. Sie wusste sich diesem Mann nicht zu widersetzen. Nie hätte sie gedacht, dass sie eines Tages mal hilflos ihren Begierden ausgeliefert sein würde - doch da war sie nun, flüchtete vor einem Mann, weil sie seinen Avancen nicht widerstehen konnte. Wahrscheinlich war sie all die Jahre schon so lüstern gewesen und hatte es nur nicht gemerkt! Entweder das, oder aber es lag an ihm.
    Diesen Gedanken verdrängte sie allerdings ganz schnell wieder, als sie in ihr Zimmer trat, wo Harris mithilfe zweier Hassel-thorpscher Hausmädchen ihre Sache zusammenpacken ließ.
    Ihre Zofe sah auf, als Emeline hereinkam. „In einer halben Stunde sind wir fertig, Mylady."
    „Danke, Harris."
    Emeline spähte erst vorsichtig zur Tür hinaus, ehe sie sich abermals nach draußen wagte. Am liebsten hätte sie diese letzte halbe Stunde ja in ihren Gemächern zugebracht, wo es zumindest halbwegs sicher war, aber ihre Anwesenheit würde nur Unordnung in Harris' gut organisierte Packaktion bringen. Außerdem konnte sie unmöglich so überstürzt aufbrechen, ohne Melisande Bescheid zu sagen.
    Das Zimmer ihrer Freundin lag nur ein paar Türen den Flur hinab, und Emeline huschte lautlos hinüber. Eigentlich sollte Melisande sich schon längst mit den anderen Gästen im Speisezimmer eingefunden haben, doch meist tauchte sie bei derlei geselligen Zusammenkünften erst im allerletzten Augenblick auf. Schon lange hegte Emeline denVerdacht, dass die Unpünkt-lichkeit ihrer Freundin lediglich eine Taktik war, um unnötiger Konversation aus dem Weg zu gehen. Melisande war nämlich ziemlich schüchtern, was sie jedoch sehr gut hinter gepflegtem Sarkasmus und vornehmer Zurückhaltung zu verbergen wusste.

    Emeline kratzte leise an der Tür. Drinnen hörte man es rascheln, dann ging die Tür einen Spaltbreit auf, und Melisande spähte hinaus. Beim Anblick ihrer Freundin hob sie fragend die Brauen und

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