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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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werde. Doch Vale war genauso alt wie Sam. Während Sam ihn so betrachtete, leckte Vale kurz seinen Daumen an und blätterte eine weitere Seite um, griff nach einem kristallenen Glas mit tiefrotem Wein und nahm einen Schluck.
    Sam hatte Vale als einen guten und fähigen Offizier in Erinnerung, wenngleich keineswegs so streng und gebieterisch wie Reynaud.Vale sah alles viel zu gelassen, als dass er anderen Respekt hätte einflößen wollen. Dafür war er derjenige gewesen, zu dem andere mit ihren Problemen und kleinen Streitigkeiten gekommen waren. Vale hatte man ebenso beim Würfelspiel mit den einfachen Soldaten wie beim gemeinsamen Abendessen der Offiziere angetroffen. Er war stets gut gelaunt gewesen, immer zu einem Scherz aufgelegt und dazu bereit, seinen Offizierskameraden einen kleinen Streich zu spielen. Das hatte ihn in der Truppe sehr beliebt gemacht. Er war nicht der Typ, dem man zutrauen würde, ein ganzes Regiment zu verraten.
    Doch wenn Sams Informationen stimmten, musste jemand es getan haben. Er klopfte kurz auf seine Rocktasche und hörte das Papier darin leise rascheln. Jemand hatte den Franzosen und ihren Verbündeten von den Wyandot Bescheid gegegen, hatte sie wissen lassen, wo sie das 28. Regiment abfangen könnten. Jemand hatte sich gegen sein eigenes Regiment verschworen und damit das Massaker von Spinner's Falls erst möglich gemacht. Das war es, was Sam nach England geführt hatte. Er musste die Wahrheit herausfinden. Musste herausfinden, ob es einen Grund dafür gab, dass so viele Männer an jenem Herbsttag vor sechs Jahren gestorben waren. Und wenn er den Schuldigen gefunden hatte, fiele ihm vielleicht eine schwere Last von der Seele, gäbe ihm das vielleicht sein Leben zurück, das auch er bei Spinner's Falls verloren hatte.
    Ob Vale der Gesuchte war? DerViscount war bei Clemmons verschuldet gewesen, und Clemmons war bei dem Massaker umgekommen. Aber Vale hatte mutig, ja geradezu galant bei Spinner's Falls gekämpft. Würde ein solch vortrefflicher Offizier ein ganzes Regiment in den Tod gehen lassen, nur um sich eines einziges Mannes zu entledigen? Hätte ihn das nicht gezeichnet? Würde er nicht die Male seiner Verkommenheit im Gesicht tragen? Könnte er sechs Jahre danach so selbstvergessen und zufrieden in seiner Bibliothek sitzen und in einem Buch lesen?
    Sam schüttelte den Kopf. Der Offizier, den er vor sechs Jahren kennengelernt hatte, würde so etwas nicht getan haben. Andererseits war er nur kurze Zeit beim 28. gewesen, kaum mehr als einen Monat. Vielleicht hatte er Vale ja nie richtig gekannt.
    Am liebsten hätte er Vale einfach mit seiner Vermutung konfrontiert - gleich hier und jetzt. Aber würde er so Antworten bekommen? Besser wäre es, sich ihm auf Umwegen, beispielsweise bei einer Gesellschaft, zu nähern. Deshalb hatte er auch die Dienste von Lady Emeline erbeten. Beim Gedanken an besagte Dame zog Sam sich lautlos zurück und trat den Rückzug durch den dunklen Garten an. Was würde Lady Emeline wohl denken, wenn sie den wahren Grund seines Ersuchens herausfand? Sie trauerte noch immer um ihren Bruder, aber würde sie ihre gesellschaftliche Stellung gefährden, um einen Mann aus ihren Kreisen des Verrats zu bezichtigen? Sam konnte sich die Antwort denken und verzog das Gesicht.
    Behände schwang er sich abermals über die Mauer und landete sicher in. der schmalen Gasse.
    Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass Lady Emeline von seinem Vorhaben wenig angetan wäre.
    „Nein, nein, nein!", verkündete Emeline am Tag darauf.
    Rebecca verharrte, den einen Fuß leicht angehoben, das Gesicht vor Schreck erstarrt. Sie befanden sich im Ballsaal von Emelines Stadthaus, wo sie sich bemühte, dem amerikanischen Mädchen einige der neueren Tanzschritte zu vermitteln. Tante Cristelle machte sich am Cembalo nützlich, das heute früh von zwei kräftigen Dienern aus dem Salon nach oben getragen worden war. Das Parkett des Ballsaals war auf Hochglanz poliert, und entlang der Wände reihten sich hohe Spiegel, sodass Rebecca sich mit ihrem halb erhobenen Fuß und der schreckensstarren Miene vielfach gespiegelt sah. Emeline holte tief Luft und versuchte es mit einem Lächeln.

    Das schien Rebecca wenig zu beruhigen.
    Emeline seufzte. „Sie sollen sich mit leichter Anmut bewegen. Graziös. Nicht wie ein ... ein ..."Vergebens suchte sie nach einer Wendung, in der nicht das Wort Elefant vorkam.
    „Nicht wie ein volltrunkener Matrose", hallte Samuel Hartleys Stimme durch den Saal. Er

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