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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gleich daneben saß, hörte auf sich zu putzen und richtete ihren im Dunkel glühenden Blick auf Sam. Weiter vorn reihten sich hintereinander einige Stallgebäude, fast doppelt so groß wie die Stallungen hinter Sams gemietetem Haus. Er schnaubte verächtlich. Wozu brauchte ein Mann so viele Pferde? Noch dazu in der Stadt.
    In einer der Stalltüren schien ein Licht auf, und ein kleiner stämmiger Mann trat mit einer Laterne in der Hand heraus. Sam erstarrte und zog sich weiter ins Dunkel zurück. Der Mann stellte seine Laterne auf dem Kopfsteinpflaster der Gasse ab, zog eine lange Tonpfeife aus seiner Jackentasche hervor und zündete sie am Licht der Laterne an. Nachdem er ein paar Mal zufrieden gepafft hatte, nahm er die Laterne wieder auf und verschwand hinter den Stallungen.
    Sam grinste. Einen Moment lang wartete er noch, dann folgte er dem Mann. Er gelangte zu einer Mauer, in der eine schmale Tür war, durch die man von der Gasse in den Garten des Hauses gelangte, auf das er es abgesehen hatte. Sam ließ die Tür links liegen. Zu offensichtlich, zu groß die Gefahr, dass jemand ihn sehen könne.
    Vielleicht schob gar jemand dahinter Wache. Er lief im Schutz der Mauer weiter, bis er zu einem Baum gelangte, dessen Äste bis hinaus auf die Gasse ragten. Nach einem prüfenden Blick auf das Mauerwerk nahm er zwei Schritt Anlauf und sprang.
    Die Mauer war weit über einen Kopf höher als er selbst, und er schaffte es gerade, mit den Armen darüber zu greifen. Geschwind zog er sich hoch, sprang auf der anderen Seite hinab und landete lautlos in der Hocke, wo er indes nicht verharrte, sondern den Schwung seines Sprungs nutzte, um dicht an der Mauer entlangzurennen und sich in einiger Entfernung hinter ein Gebüsch zu flüchten. Hier ließ er sich bäuchlings auf dem Boden nieder und spähte den dunklen Garten aus.
    Es war ein weitläufiger Stadtgarten mit rechteckig angelegtem Grundriss, der mit Büschen und kleinen Zierbäumen in streng geometrischen Mustern bepflanzt war.
    Ein Kiesweg führte von der rückwärtigen Mauer zum hinteren Teil des Hauses, wo es gewiss für Herrschaft und Gesinde getrennte Eingänge gäbe. Alles war still, und im Garten regte sich nichts.
    Sam sprang auf und pirschte sich ans Haus heran, wobei er den Kiesweg mied, um sich nicht durch Geräusche zu verraten. Als er näher kam, sah er, dass der Dienstboteneingang im Untergeschoss lag - einige Stufen führten zu der Tür hinab.
    Darüber war eine Art Balkon oder Veranda mit einer niedrigen, ornamentierten Brüstung und Flügeltüren, die ins Haus führten. Sam schlich die gewundene Treppe hinauf und spähte im Schutz der Dunkelheit zum Fenster herein, was mühelos möglich war, da der Mann, der drinnen saß, es nicht für nötig gehalten hatte, die Vorhänge zuzuziehen, und nun wie auf einer hell erleuchteten Bühne saß.
    Jasper Renshaw, Viscount Vale, hatte es sich halb sitzend, halb liegend in einem großen, rot samtenen Lehnsessel bequem gemacht. Eines seiner langen Beine hatte er über die Armlehne gelegt und ließ es gedankenverloren baumeln, während er langsam eine Seite in dem großformatigen Buch umblätterte, das er auf dem Schoß hielt. Neben dem Sessel lag ein großer Schnallenschuh nachlässig auf dem Boden, der Fuß des baumelnden Beines war nur bestrumpft.
    Sam schnaubte leise angesichts von so viel Selbstvergessenheit und ging neben dem Fenster in die Hocke. Es bereitete ihm Genugtuung, dass der andere nicht die geringste Ahnung hatte, dass er beobachtet wurde. Vale hatte die leichte Kompanie des 28. Regiments befehligt. Doch während die anderen Soldaten, mit denen Sam gesprochen hatte, sich in den sechs Jahren seit ihrer letzten Begegnung allesamt verändert hatten und sichtlich gealtert waren, schien Renshaw - mittlerweile Viscount Vale - ganz der Alte geblieben. Sein Gesicht war lang und schmal, mit zwei tiefen Falten, die sich von der zu großen Nase hinab zum zu breit geratenen Mund zogen. Ein schöner Mann war er nicht, doch hatte sein Gesicht etwas Anziehendes, das es unmöglich machte, ihn nicht zu mögen. Die äußeren Augenwinkel hingen etwas herab, was ein wenig an einen Jagdhund erinnerte und ihn selbst dann stets ein bisschen traurig wirken ließ, wenn er bester Laune war. Seine Figur war noch immer so schlaksig und ungelenk wie die eines Heranwachsenden. Arme und Beine waren lang und knochig, Hände und Füße unverhältnismäßig groß, als warteten sie darauf, dass der Körper kräftiger und ihnen gerecht

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