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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Jasper hinüber, der noch immer
    inmitten der Gruppe lachender Gentlemen stand. Aus unerfindlichem Grund hatte er sich seines Rocks entledigt - höchst unschicklich - und gestikulierte nun ausladend in Weste und Hemdsärmeln, wobei er mit den Armen flatterte wie ein zu groß geratener Enterich mit den Flügeln. Abermals ertönte lautes Gelächter.
    „Ich kannte nur wenige Männer, die in der Schlacht so viel Mut bewiesen haben wie Lord Vale", sagte Sam nachdenklich.
    Lady Emeline drehte sich zu ihm um und hob ungläubig die Brauen.
    Er nickte. „Doch. Ich habe mit angesehen, wie man sein Pferd unter ihm weggeschossen hat, wie er aus dem Sattel gesprungen ist und blutüberströmt weitergekämpft hat, als alle um ihn her schon tot oder verletzt am Boden lagen. Er hat sich in die Schlacht gestürzt, er hat dem Tod ins Auge geschaut, als kenne er keine Furcht. Manchmal lächelte er sogar dabei."
    Sie spitzte die Lippen und wandte sich wieder Jaspers törichtem Schauspiel zu.
    „Vielleicht hatte er ja auch keine Angst."
    Bedächtig schüttelte Sam den Kopf. „Nur Narren haben keine Angst, und Lord Vale ist kein Narr."
    „Dann muss er ein wirklich guter Schauspieler sein."
    „Möglich."
    „Unsere Retter nahen!" Lady Hasselthorpe flog ihnen entgegen und fuchtelte aufgeregt mit den Händen. „Oh, vielen Dank, Mr. Hartley und Lady Emeline. Sie haben meine kleine Landpartie vor einer Katastrophe bewahrt."
    Sam verneigte sich lächelnd.
    „Und Sie?", fragte Lady Emeline ihn leise, während ihre Gastgeberin den Dienern vor die Füße lief.
    Fragend schaute Sam sie an.
    „Wie haben Sie sich im Angesicht des Todes verhalten?" Ihre Stimme war so leise, dass nur er sie hören konnte.
    Sogleich wich das Lächeln aus seinem Gesicht. „So gut, wie es mir möglich war."
    Sanft schüttelte sie den Kopf. „Wahrscheinlich haben Sie sich ebenso heldenhaft geschlagen wie Jasper."
    Er wich ihrem Blick aus. „Auf dem Schlachtfeld gibt es keine Helden, Mylady. Es gibt nur Überlebende."
    „Ihre Bescheidenheit in allen Ehren ..."
    „Nein." Ihm war bewusst, dass er zu heftig sprach, die Stimme zu sehr erhob. Wenn er nicht aufpasste, würde er unnötige Aufmerksamkeit auf sie lenken. Aber er musste das klarstellen. Es gab keine falsche Bescheidenheit. „Ich bin kein Held."
    „Emmie!" Lord Vale winkte ihnen zu. „Komm her, und probier von der Taubenpastete, bevor wir alles aufgegessen haben. Ich habe mein Leben riskiert, um noch ein Stück für dich zu ergattern. Das Brathuhn ist leider schon restlos verputzt."
    Sam nickte Vale zu. Doch ehe er Lady Emeline hinüberbegleitete, beugte er sich zu ihr hinab und flüsterte ihr noch etwas ins Ohr, denn es war wichtig, dass sie sich keinerlei Illusionen über ihn hingab.
    „Glauben Sie bloß nicht, dass ich ein Held war."

10. KAPITEL
    Somit sollte sich alles erfüllen, was der alte Zauberer ihm versprochen hatte.
    Eisenherz lebte in einem prächtigen Schloss mit Prinzessin Sonnentrost als seiner Braut. Er trug Purpur, war in Samt und Seide gekleidet, und allerorten standen Diener bereit, um ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Natürlich durfte er noch immer nicht sprechen, würde dies doch den Schwur gebrochen haben, den er dem Zauberer geleistet hatte. Aber Eisenherz fand, dass Schweigen eigentlich kein gar so schlechtes Los war. Zumal ein Soldat ohnehin nur selten um seine Meinung gebeten wurde ...
    Eisenherz
    "Diese griesgrämige Miene steht dir nicht", flüsterte Melisande ihr am Tag darauf zu.
    Emeline versuchte, ihre Stirn zu glätten, aber sie hatte das Gefühl, dass man ihr ihren Verdruss dennoch ansah. Wenig verwunderlich, beobachtete sie doch gerade Samuel. „Ich wünschte, du wärst schon gestern gekommen."
    Kaum merklich hob Melisande eine Braue. „Hätte ich geahnt, dass du dich so sehr nach meiner Gesellschaft sehnst, hätte ich das getan, meine Liebe. Ist deine Laune deshalb so düster?"
    Seufzend hakte Emeline sich bei ihrer Freundin unter. „Nein. Mit dir hat meine schlechte Laune nichts zu tun - ganz abgesehen davon, dass ich mich sogleich ruhiger fühle, seit du da bist."
    Sie standen auf dem frisch gemähten Rasen, der sich hinter Hasselthorpe House erstreckte. Die eine Hälfte der Hausgesellschaft hatte sich hier zum Zielschießen versammelt, die andere Hälfte hatte es vorgezogen, das nahe Städtchen zu besichtigen. Auf Leinwand gemalte Zielscheiben waren von den Dienern am Ende des Rasens aufgestellt worden. Hinter den Scheiben lagen Heuballen gestapelt, um die

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