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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Geschosse aufzufangen. Die am Wettbewerb teilnehmenden Gentlemen führten ihre Waffen unter den bewundernden Blicken der Damen vor, welche - versteht sich - das dankbare Publikum wären.
    „Mr. Hartleys Gewehr ist ja wirklich furchtbar lang", bemerkte Melisande. „Gewiss schaust du ihn deswegen so finster an."
    „Warum muss er sich immer irgendwie hervortun?", murmelte Emeline und zupfte gereizt an ihren rosa und grün gestreiften Röcken herum. „Mir kommt es manchmal so vor, als würde er es geradezu darauf anlegen, anders als die anderen Gentlemen zu sein. Ich behaupte sogar, dass er es nur macht, um mich zu ärgern."
    „Ja, genau - wahrscheinlich ist das sein erster Gedanke, wenn er morgens aufwacht: ,Womit könnte ich Lady Emeline denn heute ärgern?'"
    Emeline schaute ihre Freundin an, die ihren Blick aus betont arglos dreinblickenden braunen Augen erwiderte. „Ich benehme mich wirklich dumm, nicht wahr?"
    „Nun, meine Liebe, ich würde es nicht dumm nennen ..."
    „Nein, das brauchst du auch nicht." Emeline seufzte. „Ich habe übrigens etwas dabei, das ich dir gerne zeigen würde."
    Gespannt sah Melisande sie an. „Ach ja?"
    „Ein Märchenbuch, aus dem mein altes Kindermädchen uns immer vorgelesen hat.
    Ich habe es kürzlich auf dem Speicher gefunden, aber ich glaube, es ist auf Deutsch geschrieben. Könntest du es für mich übersetzen?"
    „Ich kann es versuchen", erwiderte ihre Freundin. „Aber versprechen kann ich dir nichts. Mein Deutsch ist recht bescheiden, und es gibt viele Worte, die ich überhaupt nicht kenne. Das hat man davon, wenn man es nicht aus einem Buch, sondern von seiner Mutter lernt."
    Emeline nickte lächelnd. Melisandes Mutter kam aus Preußen und hatte mit siebzehn einen Engländer geheiratet. Ihr Englisch war zeitlebens mäßig geblieben, weswegen Melisande mit beiden Sprachen aufgewachsen war. „Danke", meinte Emeline.
    Nachdem auch die letzte Zielscheibe ordentlich aufgestellt war, brachten die Diener sich in Sicherheit und gesellten sich zu den Schützen, um sich dort nützlich zu erweisen. Die Gentlemen steckten die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich entschieden sie darüber, in welcher Reihenfolge geschossen werden sollte.
    „Ich weiß wirklich nicht, warum er mich alle Vernunft verlieren lässt", sagte Emeline, als sie sich dabei ertappte, schon wieder finster zu Samuel hinüberzustarren.
    Im Gegensatz zu den anderen Gentlemen, die sich sehr im Umgang mit ihren Waffen gefielen, versuchte er nicht den Damen zu imponieren. Er hielt sein Gewehr mit dem Kolben auf dem Boden und stand lässig da, das eine Bein leicht angewinkelt. Als er ihren Blick auffing, nickte er ihr kurz zu, verzog jedoch keine Miene, geschweige denn, dass er lächelte. Rasch wandte Emeline sich ab, sah ihn im Geiste aber noch immer vor sich, wie er dastand in seinem schlichten braunen Rock, den wildledernen Beinlingen, an die sie sich mittlerweile fast gewöhnt hatte, und dem vom Wind zerzausten braunen Haar. Nichts war an ihm, das ihn empfohlen hätte. Selbst inmitten der für eine Landpartie eher bescheiden gekleideten Gentlemen hätte er noch immer als Dienstbote durchgehen können, so schlicht waren seine Kleider. Und doch musste sie alle Mühe aufbringen, um nicht sogleich wieder zu ihm hinzuschauen.
    Fahrig zupfte sie an ihrem Spitzenkragen. „Er hat mich gestern geküsst."
    Melisande wurde ganz still. „Mr. Hartley?"
    „Ja." Auch ohne zu ihm hinzusehen, wusste sie, dass er sie noch immer anschaute.
    Sie spürte seinen Blick auf sich.
    „Und hast du seinen Kuss erwidert?", fragte ihre Freundin so beiläufig, als erkundige sie sich bei einem Händler nach dem Preis für bunte Bänder.
    „Oh, mein Gott", stieß Emeline hervor.
    „Ich vermute mal, das heißt Ja", murmelte Melisande. „Zugegeben, er sieht gut aus -
    auf primitive Weise -, aber ich hätte nicht gedacht, dass du ihn attraktiv fändest."
    „Tue ich ja auch nicht!"
    Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass das gelogen war. Es war wie ein schreckliches Fieber, das sie befallen hatte. Ihr wurde siedend heiß, sowie er in ihrer Nähe war. Sie war außerstande, ihren Körper - oder sich selbst - zu beherrschen, wenn sie mit diesem grässlichen Mann zusammen war. Eine solch ungezügelte Leidenschaft hatte Emeline in ihrem ganzen Leben noch nicht verspürt, nicht einmal mit Danny, und dieser Gedanke beunruhigte sie. Danny war so jung gewesen, so ausgelassen, und sie war mit ihm jung und ausgelassen gewesen. Irgendwie schien es

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