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0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich bereits gedreht, um dem laufenden Mann den Weg abzuschneiden.
    Noch bevor er den Eingang erreichte, war die erste Leiche da. Fast hätte ihre rechte Klaue ihn auch erwischt. Golenkow drehte im letzten Augenblick den Kopf zur Seite, die Hand griff daneben, aber die Leiche flog weiter. Da sie sich in einer Schräglage befand, rammte sie noch mit der Schulter den Oberarm des Russen, und der hatte das Gefühl, als würde ihn ein Kälteschock durchströmen.
    Der nächste Sprung brachte ihn aus der Reichweite des Toten. Zudem sah er den Eingang schon dicht vor sich. Er brauchte nur noch zuzugreifen. Auch ihn hatte die Nervosität überfallen, denn beim ersten Zugreifen verfehlte er die alte Klinke. Er sackte dabei noch in die Knie, schlug mit dem Ellbogen auf das gebogene Eisen, trieb die Klinke nach unten, faßte nach und konnte endlich die Tür aufziehen.
    Es wurde auch Zeit, denn die Leichen befanden sich bereits unmittelbar hinter ihm.
    Was den Russen erwartete, wußte er nicht. Er war auf alles gefaßt, und dennoch traf ihn der Schock…
    ***
    Der hatte auch mich getroffen nach den so schlimmen Worten des Tschechen. Und den Beweis für seine magische Tat entdeckte ich in seiner rechten Faust.
    Es war tatsächlich der Homunkulus, das Menschlein!
    Im Licht der sechs Kerzen konnte ich ihn und seine Beute erkennen. Doch ich hatte nur Augen für den Homunkulus, der zwischen den Fingern des Tschechen zappelte.
    Plötzlich wußte ich auch, was der umgekippte Grabstein verborgen gehalten hatte. Es war keine Katze gewesen, auch kein Fuchs oder eine Ratte, nein, es war das Menschlein. Sollte es ihm vielleicht gelungen sein, den schweren Stein umzustoßen?
    Kaum vorstellbar. Da ich keine andere Lösung wußte, mußte ich zunächst einmal davon ausgehen.
    Ich sah wie er zappelte. Er bewegte hektisch seine kleinen Arme und Beine. Sie waren nicht größer als die Pfoten einer Katze und auch leicht behaart, was ich aus dem dunklen Film schloß, der seinen nackten, kleinen Körper bedeckte. Er war ein geschlechtsloses Wesen. Das erkannte ich deshalb, weil der andere die Brust des kleinen Menschen umklammert hielt. Mit Interesse schaute ich in sein Gesicht. Eine Fratze war es nicht, auch wenn sich seine Männerzüge verzerrt zeigten. Aber er hatte ein altes Gesicht, furchige Haut und einen auf mich kantig wirkenden Schädel.
    Schwarzes Haar wuchs auf seinem Kopf so dicht wie ein Pelz. Die einzelnen Strähnen standen in verschiedene Richtungen hin ab und bedeckten auch einen Teil seiner übergroßen Ohren. Auch die Nase fiel auf. Sie war knochig. Außerdem so lang und breit, daß sie einen regelrechten Schatten in das Gesicht warf.
    Das also war er!
    Ich hatte das Gefühl, einer epochalen Begegnung beizuwohnen.
    Es ist schon etwas Unbegreifliches, einem Wesen gegenüberzustehen, das durch die Literatur der Jahrhunderte gegeistert ist. Und mich durchlief ein heißer Schauer, gegen den ich mich nicht wehren konnte.
    Petar Kopanek hatte mir Zeit genug gelassen, den Homunkulus zu betrachten oder zu bewundern. Erst jetzt sprach er wieder. »Da siehst du es, Geisterjäger. Die Magie der Hölle ist viel stärker als das, an das du glaubst. Man muß die Kräfte nur richtig einsetzen. Was ich hier in der Hand habe, ist ein Mensch…«
    »Nein!« schrie ich dagegen. »Das ist kein Mensch!«
    »Soll ich dir einen noch stärkeren Beweis liefern? Wie kannst du so etwas nur behaupten? Er sieht aus wie ein Mensch, er…«
    »Zum Menschsein gehört nicht allein das Aussehen!« hielt ich dagegen. »Auch andere Dinge sind wichtig, die den Menschen ausmachen. Er muß Gefühle haben. Er muß Liebe zeigen können, Vertrauen, Verständnis. Er darf den Haß nicht in den Vordergrund stellen, das alles sind Dinge, die ihm sein Erschaffer, der Satan, nicht eingeben konnte.«
    »So denkst du, ich aber denke anders. In einem gebe ich dir recht. Vollkommen ist er noch nicht, das jedoch wird sich sehr bald ändern, wenn ich meine Reise unternehme und die beiden letzten Leichen den Kreislauf schließen.«
    Was er genau damit meinte, bekam ich nicht heraus, weil hinter mir die Tür heftig auf- und mir fast in den Rücken gestoßen wurde.
    Die Kante der Längsseite rasierte an mir vorbei, und ich sah den Mann in das Leichenhaus stürmen.
    Es war Wladimir Golenkow!
    Er hatte die Schwelle mit einem Satz übersprungen, wollte auch weiterlaufen, als er sah, was sich in der Mitte der großen Halle abspielte. Für ihn war es furchtbar, und er empfand den gleichen

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