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0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1

Titel: 0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kleinen Edda hinweg…
    ***
    Gehört hatten wir vom London Dungeon schon, besucht hatten wir den Folterkeller noch nicht. Wozu auch? In unserem Job wurden wir mit genügend furchtbaren Dingen konfrontiert, so daß wir auf so etwas verzichten konnten. Es war auch schwer zu glauben, daß The London Dungeon zu einer gigantischen Falle geworden war, aber wer von uns schaffte es schon, sich in die Rolle eines Akim Samaran hineinzuversetzen?
    Es war mittlerweile fast dunkel geworden, aber nicht völlig finster, denn die Juninächte waren die hellsten des Jahres. Hinzu kamen die Straßenbeleuchtung und das helle Licht der Autoscheinwerfer, die die spätabendlichen Stunden zu einer Oase künstlichen Lichts machten.
    Über die London Bridge fuhren wir und sahen linkerhand die angestrahlten Gebäude des Tower of London.
    Er hatte eine traurige Berühmtheit hinter sich. Wer in den Tower gesperrt wurde, kam oft genug nicht mehr lebend heraus. In der Vergangenheit waren unzählige Menschen dort auf die verschiedensten Arten zu Tode gekommen; und einige dieser Marterinstrumente standen auch nachgebaut im London Dungeon. Wir würden sie bald zu Gesicht bekommen. Ich konnte nicht eben behaupten, daß ich mich darauf freute.
    »Du bist so schweigsam«, sagte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht liegt das daran, daß ich mir die Nacht anders vorgestellt habe.«
    »Ich auch.«
    Es war nicht schwer für uns, einen Parkplatz zu finden. Wir konnten den Wagen sogar nahe unseres Ziels abstellen.
    Eine herrliche Frühsommernacht nahm uns auf. Warm blies der Wind. Vom Fluß her hörten wir das Gurgeln des Wassers, vermischt mit den Geräuschen fahrender Autos, die an den Uferstraßen entlanghuschten. Die Tooley Street verläuft parallel zur Themse.
    Wir schauten uns das Haus zunächst einmal von außen an.
    Eine alte Fassade, vielleicht auch auf alt getrimmt, das konnte ich nicht sagen. Einige Fenster sahen wir, hinter denen kein Licht brannte. Dafür aber am Eingang, wo sich das Kartenhäuschen befand, und die Tür hätte auch verschlossen sein müssen, wenn es nach den Öffnungszeiten ging. Das war sie aber nicht.
    Suko winkte mir zu. Er stand an der Tür und hatte sie halb aufgedrückt. »Nicht zu.«
    »Und wieso nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich blieb neben dem Inspektor stehen und warf ihm einen langen Blick zu. »Den Rolls hast du auch nicht entdeckt, oder?«
    »Nein.«
    Akim Samaran fuhr einen Rolls Royce. Dieser Wagen war gewissermaßen sein Markenzeichen. Er und Kamikaze liebten das Gefährt, das wir als Drohung empfanden, wenn es sich langsam heranschob.
    »Sollen wir?« fragte Suko.
    »Was denkst du denn!«
    »Es hätte ja sein können, daß du noch den Wagen finden willst.«
    »Mach keinen Ärger und geh rein.« Ich folgte meinem Freund und Partner. Kaum hatte ich einen Schritt über die Schwelle gesetzt, als ich bereits die andere und fremde Atmosphäre wahrnahm, die sich ausgebreitet hatte.
    Es war der Geruch von altem Moder, von einer Feuchtigkeit, wie man sie nur in gruftähnlichen Verliesen findet, wo die Zeit stehengeblieben zu sein schien.
    Wenn das hier oben schon so anders war, wie mußte es unten erst aussehen?
    Obwohl der gesamte Komplex beleuchtet war, wirkte er auf mich doch irgendwie tot, als wäre er von allem Leben einfach verlassen worden. Er war leer, eine gewisse Kälte ging von ihm aus, und ich spürte auch das Frösteln auf meiner Haut. Neben dem Eingang der Kabine blieb ich stehen und peilte durch die Glasscheibe.
    »Wen suchst du?« fragte Suko.
    »Eigentlich keinen, und dennoch habe ich das Gefühl, daß die Kabine hier besetzt ist.«
    Suko lachte. »Wie kommst du darauf?«
    Ich gab keine Antwort, löste mich von meinem Fleck und drückte die Tür der Kabine nach innen. Sie schleifte über den Boden. Das einzige Geräusch, das entstand.
    Suko blieb draußen, ich betrat die Kabine, sah den kleinen Schreibtisch, die Metallkasse, die nicht einmal abgeschlossen war, das Regal mit den Whiskyflaschen in verschiedener Größe, und ich sah die Füße, die unter dem Schreibtisch hervorschauten und mit ihren Sohlen fast die Beine des Drehstuhls berührten.
    Sofort ging ich in die Knie.
    Man hatte den Mann unter den Schreibtisch gelegt. Er war tot, denn meine kleine Lampe leuchtete direkt in das vor Entsetzen starre und auch kalkbleiche Gesicht mit den leblosen Augen darin. Am Hals entdeckte ich den dunklen Streifen eines Würgemals. Deshalb wußte ich, wie der Mann ums Leben gekommen war.
    Nach seinem Mörder

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