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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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langes, schrill beginnendes, die Skala abwärtslaufendes Stöhnen, das leise verhauchte.
    »Was war das?« flüsterte sie, Dicks Arm umklammernd.
    Er antwortete nicht. Seine Augen bohrten sich ins Dunkel zwischen den Mauerresten.
    Wieder der Laut, diesmal in einem Schrei endend. Dick zog das Mädchen an sich - er hatte eine Gestalt gesehen, die von den Ruinen zum Wasser hinabschlich. Eine hohe, schwarze Gestalt.
    »Bleiben Sie bei mir, Dick«, flehte Leslie, als er Anstalten machte, die Verfolgung aufzunehmen.
    Die Erscheinung hastete weiter, drehte sich einige Male um, fuchtelte wild mit den Armen und verschwand, bald aufheulend, bald stöhnend und röchelnd, zwischen den Bäumen beim Flüßchen. Weit weg erklang noch einmal ein heulendes Jammern, dann hatte die Nacht den Spuk verschluckt.
    »Entsetzlich! War es der Schwarze Abt?« flüsterte Leslie schaudernd.
    »Ein Dorfbewohner, dem der Alkohol zu Kopf gestiegen ist!« versuchte er sie zu beruhigen.
    »O nein, Dick! Es war ... Kommen Sie, gehen wir nach Hause.«
    Als sie langsam dem Willow-Haus zuschritten, schaute er ein- oder zweimal zurück.
    »Glauben Sie, daß der - daß jemand uns nachschleicht?« fragte sie zähneklappernd.
    »Bewahre! Ich bildete mir ein, einen Wagen zu hören, aber ich muß mich getäuscht haben.«
    Er hatte sich nicht getäuscht - und wußte es. Ganz kurz hatte er einen Strahl der Scheinwerfer erhaschen können und das leise Surren des Motors gehört. Aber da ein Wenden auf dem schmalen Weg unmöglich war, mußte der unbekannte Fahrer jetzt mit abgedrehten Lichtern irgendwo im Dunkeln stehen und warten.
    »Lassen Sie sich mal anschauen!« Dick blieb stehen und drehte Leslies Kopf so, daß das Mondlicht auf ihr Gesicht fiel. »Sie sehen verflixt bleich aus und täten gut daran, sich schnurstracks ins Bett zu legen. Und erzählen Sie Ihrem Bruder nichts von dem Erlebten. Ich möchte nicht, daß etwas darüber bekannt wird.«
    In der Nähe des Hauses nahmen sie, um das Knirschen des Kieses zu vermeiden und einer geräuschvollen Begrüßung durch Arthur zu entgehen, ihren Weg über den Rasen. Mit einem kleinen Seufzer ließ Leslie Dicks Arm los und murmelte:
    »Er war doch schön - der Spaziergang ...« Das Schweigen, das folgte, war für beide ein wenig verwirrend. »Dick, wollen Sie, daß ich Harry heirate?« Sie erhielt keine Antwort. »Wollen Sie es wirklich?«
    Er stand im Schatten der großen Zeder, die sich direkt vor der Haustür emporreckte, und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen.
    »Meine Wünsche spielen doch gar keine Rolle«, wich er aus. »Niemand darf Sie in Ihrem Entschluß beeinflussen.«
    »Wollen Sie, daß ich ihn heirate?« beharrte sie.
    »Darauf kann ich nicht antworten.«
    »Und ich werde diese Frage nie wieder stellen. Gute Nacht!«
    Verzweifelt und sich selbst verwünschend lief er bis zum Hohlweg zurück. Mit der Taschenlampe, die er abends immer bei sich hatte, leuchtete er den Boden ab. Ein wenig befahrener Weg, den außer ihm und dem Anwalt höchstens gelegentlich ein Händler benutzte. Dick sah die Reifeneindrücke von Gines Rolls-Royce und von Leslies kleinem Wagen. Dazwischen entdeckte er die Spur eines fremden Reifens mit auffallendem Muster. Die Stelle, wo der Wagen gestoppt hatte, war deutlich zu erkennen. Der Unbekannte schien gar nicht den Versuch gemacht zu haben, umzudrehen, sondern war ein Stück rückwärts gefahren. Dick folgte der Spur, bis sie den Weg verließ und über freies Feld zu einem Gatter führte.
    »Red Farm«, murmelte er, das Gattertor aufstoßend. Er mußte nicht lange suchen. Im Schutz einer Hecke stand ein Wagen, unbeleuchtet, aber mit noch warmem Motor. Es war ein amerikanischer Sportwagen mit Londoner Nummer.
    Dick ging zum Tor zurück, schwang sich auf die oberste Latte und wartete. Seine Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt. Von seinem Sitz aus sah er die Kuppe des Hügels und den Turm der Abtei. Fünf Minuten, nachdem er seinen Platz eingenommen hatte, hob sich eine schwarze Silhouette vom Horizont ab, die hügelabwärts auf ihn zukam.
    Den Park von Fossaway umschloß ein weitmaschiges Drahtgitter, das niemandem, der es übersteigen wollte, ein Hindernis bot. Der Fremde jedoch schien mit dem Gelände nicht vertraut zu sein, denn Dick hörte einen Draht klirren und vernahm einen Fluch. Dann kletterte der Mann darüber. Allmählich kam er näher.
    »Guten Abend, Mr. Gilder!« grüßte Alford höflich. »Sehen Sie sich Chelfordbury an?«
    »Wer, zum Henker, sind

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