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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mich die Abtei interessiert.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie Archäologe sind, noch dazu ein nächtlicher! Die Gegend wimmelt seit neuestem geradezu davon. Vielleicht sind Sie aber auch Nachtfalterjäger? Oder wollen die Nachtigall belauschen? Die Jahreszeit ist leider ungeeignet dafür.«
    »Hören Sie zu, Alford! Ich liebe es nicht, daß man sich über mich lustig macht. Sie finden es sonderbar, daß ich zu dieser Stunde herumschlendere, gut - nur, Sie sind ja gleichfalls hier!«
    »Ich verwalte das Gut. Das wußten Sie wohl bisher nicht? Und sehen Sie, zu meinen Pflichten gehört es auch, verdächtigen Individuen mit Taschenlampen nachzuspüren.«
    »Dachte ich's mir doch, daß jemand das Licht sehen könnte!« rief Gine, der seine Unverfrorenheit zurückgewonnen hatte, aus. »Um die Wahrheit zu gestehen, Alford, ich hatte einen scheußlichen Traum, in dem mir der Schwarze Abt erschien. Der Traum war so eindringlich, daß es mich, als ich darüber erwachte, förmlich an diese Stelle hinzog, wo er aufzutreten pflegt.«
    »So, also ein Spukjäger! Das erklärt ja alles. Und Sie kamen sogar bewaffnet hierher, wie ich sehe! Außerordentlich umsichtig.« Arthur Gine hielt nämlich ein Stemmeisen in der Hand, vergeblich hatte er innerlich gefleht, daß es dem Spötter entgehen möge. »Aber den Schwarzen Abt, den sahen Sie wohl nicht?« plauderte Dick weiter. »Nein? Ich dachte es mir. Unsere Familiengespenster begeben sich zeitiger zur Ruhe. Durchwegs respektable Leute! Auch der Abt war ein hochachtbarer und sogar religiöser Mann, wenn auch nicht unberührt von einem schrecklichen Skandal.«
    Im Sprechen waren sie zum Hohlweg gelangt, wo Gine stehenblieb.
    »Ich will nicht mit Ihnen streiten, Alford, und Ihnen auch Ihren Spott nicht verübeln. Sie haben mir gestern abend einen großen Dienst erwiesen. Gute Nacht!«
    Dick wartete, bis Gine im schwachen Morgendämmer verschwunden war.
    Was bedeutete dies alles? Wie kam es, daß die Ruinen auf einmal eine solche Anziehungskraft auf die verschiedensten Leute ausübten? Erst Mary Wenner, dann Gilder, und nun Arthur Gine. Was mochte den verweichlichten Anwalt, der jede Unbequemlichkeit haßte, bewegen, um drei Uhr morgens das Bett zu verlassen, um mit einem Stemmeisen und einer Taschenlampe die Ruinen zu durchstöbern? Was suchte er? - Den Schatz natürlich.
    Als Dick Alford sich dies klargemacht hatte, setzte er sich auf den nächsten Sandsteinblock und lachte, lachte, bis ihm die Tränen kamen.
    Der Schatz! Harry hatte diese prosaischen Leute mit seiner Besessenheit infiziert. Doch wie? Überträgerin war vermutlich Mary Wenner, die, wie er sich erinnerte, fast ebensoviel von dem mythischen Schatz gefaselt hatte wie ihr Arbeitgeber. Sie mußte Arthur Gine, mit dem sie auf ziemlich vertrautem Fuß stand, angesteckt haben, und dieser wiederum hatte Gilder unterrichtet. Der Chelfordschatz also war der große Coup, von dem sich Arthur Gine die Rettung aus seiner finanziellen Misere erhoffte!
    Das Lachen über die grotesken Schatzsucher lag noch auf seinen Zügen, als er das Herrenhaus von Fossaway erreichte und die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinaufstieg. Fünf Minuten später schlief er tief.

17
    Aus der Halle unten drang eine geängstigte Frauenstimme herauf:
    »Dick! Dick!«
    Er drehte sich unruhig im Schlaf herum.
    »Dick! Dick!«
    Endlich erwachte er. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, stand im Korridor, beugte sich über das Treppengeländer.
    »Wer ruft?«
    »Ich bin's - Leslie! Kommen Sie schnell, Dick!«
    Alford schoß die Stufen hinab. Unten, im Dämmerlicht der Halle, wartete Leslie Gine, ohne Hut, in Pantoffeln, nur einen Mantel übergeworfen.
    »Irgend etwas Schreckliches ist passiert, Dick! Ich sah Arthur mit einem Mann vor unserer Haustür im Handgemenge, und da ich es erst einfach nicht glauben wollte, ging ich, um mich zu überzeugen, hinüber in sein Schlafzimmer. Sein Bett war unberührt. Nun sind beide verschwunden.«
    »Arthur? Ich sprach mit ihm noch vor ein oder zwei Stunden, genau kann ich es nicht sagen, ich weiß nicht, wie lang ich inzwischen geschlafen habe. Warten Sie einen Moment, ich ziehe mich schnell an!«
    Fünf Minuten später ließ er den Motor ihres kleinen Zweisitzers anspringen.
    »Wie kamen Sie ins Haus, Leslie?«
    »Durch Ihr Arbeitszimmer. Ich läutete zuerst, doch vergeblich, und dann entdeckte ich, daß eins Ihrer Fenster offenstand.«
    »Wann passierte die Sache mit Ihrem Bruder?«
    »Vor einer halben Stunde. Ich

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