0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
Anstalten, seinen Platz zu verlassen.
Das sahen auch Shao und Suko. »Ob es Sinn hat, ihnen zu erklären, wie gefährlich Voodoo werden kann?« fragte Shao flüsternd.
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Leider.«
»Ich frage mich nur, ob es Mache ist oder ein tatsächlicher Voodoo-Zauber?«
Die Chinesin erschrak. »Moment mal, dann hätten wir es unter Umständen mit Zombies zu tun.«
»Ja, wir könnten ihnen begegnen.«
»Das wagen sie nicht!«
Suko gestattete sich ein leises Lachen. »Gerade dir brauche ich nicht zu sagen, was Dämonen oder dämonische Diener alles wagen. Nein, Shao, so nicht.«
»Und was willst du tun?«
»Erst eine Spur finden.«
»Wo und welche?«
Suko deutete in Richtung Bühne. »Dort liegt das Problem, Mädchen. Die Bühne ist das Nest. Dort spielt sich alles ab. Da werden die Dinge geboren, da sind die Trommler.«
»Und die Gräber?«
»Brauchen wir die?«
Davon war Shao überzeugt. »Du weißt doch selbst, daß die Zombies aus ihren Gräbern klettern, wenn sie den Klang der Trommeln hören.«
»Im Prinzip schon«, erwiderte Suko. »Was aber ist, wenn die Toten schon vorher aus den Gräbern geklettert sind?«
Shaos Augen wurden groß. Sie war so erstaunt, daß sie eine Weile brauchte, um ihren nächsten Satz zu formulieren. »Du meinst, daß man die Zombies schon hier hat?«
»Ich will es nicht ausschließen.«
»Und wo?«
»Das werden wir eben herausfinden.« Suko nickte und verzog lächelnd das Gesicht.
Shao schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir die Menschen hier anschaue und daran denke, daß sie von irgendwelchen lebenden Leichen überfallen werden, wird mir ganz anders. Sollten wir nicht sicherheitshalber das Haus von Scharfschützen umstellen lassen?«
Suko dachte eine Weile über den Vorschlag nach, der im Prinzip nicht so schlecht war. Doch er war dagegen. »Wir würden die Pferde scheu machen, weil so etwas auffiele. Zudem wären unsere Gegner gewarnt. Und was immer John geschieht oder geschehen ist, würden wir auch nicht erfahren. Vielleicht käme es bei der anderen Seite, falls sie John wirklich in ihrer Gewalt haben, zu einer Kurzschluß-Reaktion.«
»Das ist möglich.«
Suko strich über Shaos Wange. »Aber wenn du willst, Mädchen, kannst du gern verschwinden…«
Sie versteifte. »Das könnte dir so passen. Nein, ich bleibe hier an deiner Seite.«
»Gut, ich habe nur…«
»Hör auf, mir Ratschläge zu geben! Schauen wir uns lieber die Bühne genauer an.«
»Das heißt, du willst sie betreten.«
»Wenn es nicht anders geht, ja.«
Sie lösten sich von dem kleinen Tisch. Shao hakte sich wieder ein, als wollte sie Schutz bei ihrem Freund und Partner suchen. Es hatte sich mittlerweile herumgesprochen, was auf der Bühne vor sich ging. Aus den übrigen Räumen der Ausstellung kamen ebenfalls Neugierige, die sich in den Pulk der älteren Zuschauer eingliederten.
Zu Beginn hatte das Schlagen der Voodoo-Trommeln ziemlich fremd geklungen, doch an so etwas konnte man sich gewöhnen.
Suko, Shao und vielleicht auch die meisten anderen Gäste hörten es nicht mehr. Sie nahmen es als eine Untermalung hin, und als sie näher kamen, entdeckten sie auch, daß sich das Bühnenbild auf eine schaurige Art und Weise verändert hatte. Beim ersten Hinsehen hatte es einen romantischen Touch bekommen. So wurde er auch von den Zuschauern aufgenommen, die sich in einem Halbkreis zusammendrängten.
Man flüsterte sich etwas zu, man redete über gewisse Dinge, die mit dem Zauber, der Karibik und den lebenden Toten zusammenhing. Ein Junge sagte zu seinem Vater. »Du, bei Voodoo kommen auch Zombies. Die steigen aus den Gräbern, das habe ich mal gesehen.«
»Aber nicht hier, mein Junge. Außerdem ist das Quatsch mit diesen lebenden Toten.«
Hoffentlich behältst du recht, dachte Shao, bevor sie und Suko weitergingen.
Erst bei genauem Hinsehen waren die Trommler zu erkennen. Sie saßen auf der Bühne und hoben sich nur als Schatten von dem dunklen Untergrund ab.
Suko zählte vier Trommler, die einen großen Halbkreis gebildet hatten.
Hinter ihnen befand sich der künstliche Himmel mit einem dunkelroten, scharfen Rand, der die allmählich versinkende Sonne darstellen sollte. Aber zwischen den Trommlern und dem Bühnenrand schob sich plötzlich etwas hervor. Es kam aus der Tiefe des Bühnenbodens. Zuerst war es nur schlecht zu erkennen. Drei viereckige Gegenstände, die an große Kisten erinnerten und die erst deutlicher wurden, als sie auf der
Weitere Kostenlose Bücher