0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
Vorschein, die mit einem Gummipfropfen zugestöpselt war.
»Dies könnte das Geschoß sein, das den Polizisten tötete«, fuhr ich fort. »Es ist an der gleichen Stelle gefunden worden, wo wir auch das Blut abgekratzt haben. Zwei oder drei Haare kleben auch noch an dem Geschoß. Untersuchen Sie die ebenfalls, bitte.«
»Gehen Sie in Urlaub, Cotton, daß Sie mir soviel Arbeit aufbürden?«
Ich lachte: »Ein Urlaub wird’s nicht werden. Aber in New Jersey habe ich kein Labor.«
Mein nächster Weg führte mich in die ballistische Abteilung.
»Aus dem Labor werdet ihr ein etwas deformiertes Geschoß bekommen«, erklärte ich dem dortigen Experten für alles, was mit Schießen zusammenhängt. »Und der Erkennungsdienst wird euch einen Sack voller Pistolen heraufschicken. Ich möchte wissen, ob das Geschoß aus einer dieser Pistolen kam, und wenn ja, aus welcher. Den Bericht bitte in mein Office!«
In der Funkleitstelle veranlaßte ich die Acht-Staaten-Fahndung, und ein paar Minuten später stand ich im Archiv.
»Sorrensky«, sagte ich, »ich habe schon Bescheid sagen lassen. Haben wir etwas hier?« Der Kollege drückte mir ein paar Karteikarten in die Hand, aus der hervorging, daß Walter Sorrensky, den wir in Lincoln Park festgenommen hatten, der Bruder von Jack Sorrensky war, der seit einigen Tagen aus Hartford/Connecticut verschwunden war.
»Danke«, sagte ich und begab mich zu Mr. High, tun ihm einen ersten Überblick über den Stand der Dinge zu geben. Er hörte aufmerksam zu und fragte anschließend:
»Was ist Ihre Meinung, Jerry?«
»Vorläufig haben wir zwei Tätergruppen zur Auswahl«, erwiderte ich. »Da ist einmal Walter Sorrensky, der offenbar in der Nacht ins Einkaufszentrum eingebrochen ist und Waren im Wert von mehr als tausend Dollar gestohlen hat. Ob sein Hehler oder dessen Leibwächter bei dem Einbruch direkt mitgeholfen haben, wissen wir noch nicht. Diese Gruppe also könnte den für Edwin Fuller tödlichen Schuß abgegeben haben. Und da ist zum anderen die Gruppe unbekannter junger Männer, die offenbar an der leitenden Verkäuferin eine vor Wochen erlittene Blamage rächen wollten. Auch von diesen Burschen könnte der tödliche Schuß gekommen sein. Praktisch stehen noch alle genaueren Untersuchungsergebnisse aus, so daß man jetzt noch nichts sagen kann.«
Mr. High nickte nachdenklich. Er sah mich einen Augenblick an.
»Soweit die Tatsachen«, sagte er. »Und was denken Sie wirklich, Jerry?«
Ich grinste flüchtig.
»Na schön, Chef«, gab ich zu, »dann will ich auch noch meine letzte Karte aufdecken. Ich bezweifle nicht, daß zum Beispiel diese unbekannten jungen Männer mit Fuller zu tun bekamen. Es ist sogar möglich, daß Fuller noch lebte, als Sorrensky seinen Einbruch tätigte. Aber ich glaube nicht, daß eine dieser beiden Gruppen tatsächlich Edwin Fuller ermordet hat. Es muß noch eine dritte Gruppe geben. Möglicherweise besteht diese dritte Tätergruppe auch nur aus einer einzigen Person. Aber vorläufig haben wir von dieser dritten Gruppe noch nicht einmal den Schimmer einer Ahnung.«
***
Polizeichef Snyder hatte seine Kriminalbeamten und zwei Drittel seiner uniformierten Polizisten hinaus in die Siedlung geschickt. Sie sollten Haus für Haus aufsuchen und die Leute befragen, ob sie irgend etwas bemerkt, beobachtet oder gesehen hätten, was unseren Ermittlungen hätte nützlich sein können.
Danach erledigte er in einer Viertelstunde ein paar angefallene Arbeiten, die er nicht liegen lassen konnte. Phil gönnte sich im hintersten Zimmer der Polizeistation inzwischen ein Nickerchen. Als Snyder mit seiner Arbeit fertig war, ließen sie den dicken Mann aus New York heraufbringen. Wie sich bald herausstellte, hörte er auf den Namen Gus Littleton.
»Ich protestiere gegen meine Verhaftung!« war sein erster Satz.
»Sicher«, nickte Snyder gelassen. »Das ist Ihr gutes Recht. Übrigens sind Sie nicht verhaftet.«
Der Dicke fuhr auf.
»Nein? Dann kann ich ja gehen!«
»Irrtum«, erwiderte Snyder. »Sie können nicht gehen, weil Sie festgenommen sind.«
»Also doch verhaftet!« schnaufte der Dicke.
»Nein, festgenommen«, beharrte Snyder eigensinnig.
»Wo ist da der Unterschied?« wollte der Dicke wissen.
»Ganz einfach«, erklärte der Polizeichef von Lincoln Park. »Eine Verhaftung erfolgt auf Grund eines richterlichen Haftbefehls. Entweder weil Sie zu einer Strafe verurteilt und flüchtig sind oder weil ein ausreichender Verdacht auf eine strafbare Handlung besteht
Weitere Kostenlose Bücher