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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein bedenkliches Gesicht, das noch ernster wurde, als ich ihn fragte, ob ich einige Worte mit dem Verletzten wechseln könnte.
    »Ungern.«
    »Es dauert nicht lange.«
    »Ja, ja«, ächzte Bender. »Ich will reden, verdammt.«
    »Aber nur für eine Minute«, sagte der Weißkittel. Ich kniete mich hin und versprach, mich an die Zeit zu halten. »Okay, Al, was war los?«
    »Er… er kam plötzlich in mein Zimmer. Suchte die Urnen, ja, die Urnen, die wollte er haben.«
    »Und wo sind sie?«
    »Auf dem alten Friedhof. Im Urnenhaus. Aber vorsichtig. Er kann da sein.«
    »Schon gut, wir werden die Sache erledigen.«
    »Dieser Mistkerl hat einfach geschossen. Zweimal jagte er die Pfeile los. Es brennt so, ich sterbe… Fieber …«
    Der Arzt hatte inzwischen die Spritze fertig. Er tippte mir auf die Schulter. Ich verstand das Zeichen, stand auf, trat zur Seite und schaute mich im Zimmer um.
    Nahe der Tür zum Bad lag eine Flasche Rum auf dem Boden.
    Aber nicht weit von meinen Füßen entfernt entdeckte ich ein Blatt, dessen Existenz mir irgendwie fremd vorkam.
    Ich hob es auf und erkannte mit einem Blick die sehr gut gemachten Zeichnungen.
    Drei Urnen!
    Damit hatte ich den letzten Beweis dafür bekommen, was der Häuptling gesucht hatte.
    Er, die drei Zombies und die Urnen. Diese Dinge waren die tragenden Säulen, und sie mußten miteinander in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Wie sich das genau verhielt, würde ich noch herausfinden. Ich verließ den Raum. Der Tote war bereits abtransportiert worden. Ich sah auch wieder die dicke Neger-Mummy, die aus großen Augen zuschaute und mit beiden Händen ein Holzkreuz umklammerte. Die Strahlen der Sonne stachen jetzt schräg gegen den Balkon und brachten die Luft dort zum Kochen.
    Hinzu kam der Staub, den ich in meiner Kehle spürte und der auch meine Kleidung bedeckte.
    Nein, es war kein Vergnügen, hier zu wohnen.
    Pete Ravina kam zu mir. »Wie sieht’s aus?«
    »Ich muß den Häuptling finden und einiges andere mehr. Aber das ist mein Job.«
    Er grinste schief. »Und meiner ist es, Sie zu fahren. Wo wollen Sie jetzt hin?«
    »Die Urnen liegen auf einem alten Friedhof. Wissen Sie, welcher gemeint sein könnte?«
    »O je, da fragen Sie mich was. In Rio gibt es viele Friedhöfe. Nein, da kann ich Ihnen nicht helfen. Ist Bender vernehmungsfähig?«
    Er war es nicht, denn die beiden Helfer trugen ihn soeben aus dem Zimmer und an uns vorbei. Ein schneller Blick zeigte mir, daß er jetzt schlief. Die Pfeile steckten noch in seinem Körper. Sie würden im Krankenhaus herausoperiert werden. Er lag so, daß ihm die Pfeile keine weiteren Verletzungen zufügten.
    »Wer könnte mir denn dann etwas sagen?«
    Die Frage hatte ich mir selbst gestellt, eine Antwort aber bekam ich von Pete Ravina.
    »Ich hörte von diesem Padre Sainho. Wollen Sie den nicht mal befragen?«
    »Kennt der sich aus?«
    Pete lachte. »Und wie. Dem ist nichts Menschliches fremd, wie ich mir habe sagen lassen.«
    Ich nickte. »Ja, das ist eine Idee. Bringen Sie mich hin.«
    Er holte seinen Revolver hervor und lud ihn nach. »Klar, wo man mich doch jetzt als Schutzengel für Sie eingeteilt hat, John, da mache ich alles. Ich begleite Sie sogar bis in die Hölle.«
    »Lieber nicht…«
    ***
    Ich hatte den Fehler begangen, zu europäisch zu denken. Wenn ich in London von einem Punkt zu einem anderen fahren wollte, wußte ich in etwa, wann ich ankam.
    In Rio war das nicht so.
    Die Fahrt in die Armenviertel war für mich einem Horrortrip gleichkommend. Nicht einmal die zerstörte Frontscheibe trug daran die Schuld, sondern die gesamten übrigen Gegebenheiten. Die schlechte Wegstrecke, die engen Gassen, die Menschen, der Verkehr, die vielen Staus. Zudem hatten wir das Pech, uns ein paarmal zu verfahren, weil die Elendsquartiere immer nach jedem Wirbelsturm anders aussahen.
    Schließlich erreichten wir die Kirche, und es war schon Nachmittag. Ich hatte vom Autotelefon aus mit meinem Diplomaten gesprochen, ihm alles berichtet und auch erklärt, wie heiß die Spur gewesen war. Er hatte mich gebeten, am Ball zu bleiben. Die Idee, mit Padre Sainho zu reden, fand er ausgezeichnet.
    Als wir ausstiegen, war ich froh, obwohl die Luft hier kaum zu atmen war. Der Geruch schlug mir, dem Europäer, auf den Magen.
    Den zahlreichen Kindern, die unseren auf dem kleinen Kirchplatz abgestellten Wagen umstanden, weniger. Sie schauten sich das Gefährt aus großen Augen an und staunten über die zerstörte Scheibe.
    »Wollen Sie wieder im

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