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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hintergehen, ließ sie ihm das Buch durch Schwester Lerben überbringen. Als weitere Vorsichtsmaßnahme trennte sie die entscheidenden Seiten aus dem richtigen Werk, dem Teagasg Rí , das nach wie vor in der Bibliothek steht, heraus und übergab sie ihrem Komplizen.
    Zufällig befand ich mich gerade auf dem Weg zu Adnárs Festung, als Torcán auf Síomha wartete, die bald mit der gewünschten Abschrift den Pfad entlang durch den Wald kommen mußte. Er hielt mich für Síomha und schoß auf mich. Ich bin dem Pfeil, der für sie bestimmt war, nur mit knapper Not entkommen. Als Torcán und seine Männer ihren Irrtum bemerkten, versuchten sie, alles zu vertuschen, und behaupteten, sie seien auf der Jagd und hätten mich mit einem Hirsch verwechselt – eine äußerst schwache Ausrede. Mein Verdacht bestätigte sich, da kurze Zeit später Schwester Lerben den Waldweg daherkam und ein Buch bei sich trug, das sie Torcán überbringen sollte.«
    Schwester Lerbens Gesicht wurde kreidebleich.
    »Ich hätte getötet werden können«, platzte sie heraus.
    Fidelma achtete nicht auf sie und fügte hinzu: »Torcán kam schnell dahinter, daß er überlistet worden war. Er machte sich auf die Suche nach Síomha.«
    »Und tötete sie?« fragte Beccan.
    »Nein. Das war Síomhas Komplize in diesem Ränkespiel – er hatte inzwischen erkannt, daß sie nur eine Belastung für ihn darstellte.«
    »Ah ja, der Komplize«, schnaufte Beccan. »Diesen geheimnisvollen Unbekannten habe ich ganz aus den Augen verloren.«
    »Schwester Síomha war nun das einzige Bindeglied zwischen Torcán und dem Komplizen. Also mußte sie sterben – um zu verhindern, daß Torcán die Wahrheit herausfand.«
    »Und wer war nun dieser Komplize?« wollte Draigen wissen. »Ihr habt schon so viel über ihn geredet, uns seine Identität jedoch immer noch nicht verraten.«
    »Síomhas Komplize war gleichzeitig ihr Liebhaber. Er hat die beiden Morde auf dem Gewissen.«
    In der Kapelle knisterte es vor gespannter Erwartung.
    »Bei beiden Morden ließ der Täter sein Opfer – mit symbolträchtigen Gegenständen ausgestattet – absichtlich so zurück, daß er damit eine doppelte Wirkung erzielte: erstens lockte er jeden, der möglicherweise Nachforschungen anstellte, auf die falsche Fährte, und zweitens verbreitete er unter den Mitgliedern der Gemeinschaft Angst und Schrecken. Vielleicht hoffte er sogar, einige Nonnen würden die Abtei vor lauter Angst verlassen, da sie zu der Überzeugung gelangt waren, sie sei mit einem heidnischen Fluch belegt. Deshalb hat er die Opfer enthauptet und ihnen ein fé an einen Arm gebunden und ein Kruzifix in die rechte Hand gesteckt.
    Mittlerweile interessierte sich Torcán natürlich nicht mehr so sehr für den Aufstand seines Vaters gegen Cashel. Vielleicht war das auch vorher nicht der Fall. Ihm ging es hauptsächlich darum, persönlichen Reichtum zu erlangen und dadurch letztendlich auch Macht und Einfluß. Seine Habgier übertönte die Stimme der Vernunft. Er wußte, daß ich dem Geheimnis auf der Spur war, und versuchte deshalb, den Verdacht auf Olcán zu lenken, indem er ihn in die Abtei und auf das gallische Schiff schickte und ihm auftrug, gewisse Fragen zu stellen.
    Torcán beobachtete mich ganz genau. Ich muß zugeben, daß ich nicht merkte, wie genau. Er folgte Eadulf und mir in die Höhle, als wir den Eingang zu der vermeintlichen Schatzkammer entdeckten. Er schlich sich hinter uns hinein und schlug Eadulf vorübergehend bewußtlos. Vermutlich dachte er, wir hätten das goldene Kalb schon gefunden, und wollte mir Angst einjagen, damit ich alles preisgab, was ich seiner Meinung nach wußte.«
    »Adnár sagte aus, daß Torcán Euch gerade töten wollte, als er einschritt und Euch das Leben rettete«, betonte Beccan.
    »Adnár irrt sich. Man kann Torcán in diesem Fall für keinen Mord verantwortlich machen, lediglich für einen Mordversuch, als er mich im Wald für Síomha hielt. Torcán hätte mich dort unten in der Höhle niemals getötet, bevor er nicht alles erfahren hatte, was ich, wie er glaubte, über das goldene Kalb wußte.«
    »Ihr habt gesagt, Síomhas geheimnisvoller Komplize war gleichzeitig ihr Liebhaber. Dann kann es sich doch nur um Adnár handeln.«
    »Síomhas Liebhaber!« Äbtissin Draigen hatte sich wutentbrannt halb umgedreht und starrte ihren Bruder voller Abscheu an. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Das ist nicht wahr!« rief Adnár. »Ich war niemals Síomhas Liebhaber.«
    »Und doch verbrachte

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