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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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mit Hilfe einer genauen Analyse der Knochen dieser ausgestorbenen Anas platyrhynchos
    haben die Wissenschaftler herausgefunden, wie das Tier sich
    bewegt hat.«
    »Woher wollen sie das wissen?«, fragte ich zweifelnd. »Bloß
    weil sie ein paar alte Knochen entdeckt haben? Was ist das
    überhaupt für ein Vogel?« Aufgrund langer, bitterer Erfahrungen war ich seit langem der Ansicht, dass die meisten »Experten« alles andere als Fachleute waren.
    »Mach dich nicht lustig, kleine Thursday«, erwiderte Granny.
    »Eine paläontologische Kommission von anerkannten Vogelkundlern hat gesagt, es handelt sich um eine echte Ente! Sie sind
    sogar zu der These gelangt, dass der Schrei dieses Vogels etwa
    so klang: quock, quock.« Sie spitzte den Mund, um das Geräusch
    nachzuahmen.
    »Also das ist eine Ente, und sie machte quock, quock?.«, sagte
    ich. »Kommt mir nicht sehr glaubwürdig vor.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte sie, knipste den Fernseher
    aus und ließ die Fernbedienung aufs Bett sinken. »Was wissen
    schon die Experten?«
    Granny war genauso wie ich eine Buchspringerin, das heißt,
    sie konnte sich in Bücher hineinlesen. Ich wusste nicht genau,
    wie es funktionierte, aber ich war sehr froh, dass wir es konnten.
    Granny war es vor allem, die mir half, meinen Ehemann nicht
    zu vergessen. Aber vor etwa einem Jahr, als ich noch in einem
    schlechten Kriminalroman namens Caversham Heights wohnte,
    hatte sie mich verlassen. Ich könne sehr gut für mich selbst
    sorgen, sagte sie, es bestünde kein Grund, warum sie sich für
    mich abschuften sollte. Was natürlich eine ziemliche Unverschämtheit war, denn in Wirklichkeit musste ich für sie sorgen.
    Aber wie auch immer. Sie war meine Großmutter, und ich
    liebte sie sehr.
    »Du meine Güte!«, sagte ich, als ich ihre faltige Haut sah, die
    stark an einen neugeborenen Schnabeligel erinnerte.
    »Was ist?«, fragte sie scharf.
    »Ach, nichts.«
    »Nichts? Du hast darüber nachgedacht, wie alt ich aussehe,
    was?«
    Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Jedes Mal, wenn ich sie
    sah, dachte ich, älter könne man wirklich nicht aussehen. Aber
    beim nächsten Mal sah sie noch älter aus.
    »Wann bist du zurückgekommen?«
    »Heute Morgen.«
    »Und, was meinst du?«
    Ich informierte sie über die neuesten Entwicklungen mit
    Hamlet und Lady Hamilton, bzw. meiner Mutter und Bismarck.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ganz schön riskant«, sagte sie.
    »Mum und Bismarck?«
    »Nö, Emma und Hamlet.«
    »Er ist fiktional, und sie ist historisch. Was ist daran so riskant?«
    »Ich habe daran gedacht, was passiert, wenn Ophelia von
    dem Techtelmechtel erfährt.«
    Daran hatte ich nicht gedacht, aber sie hatte natürlich recht.
    Hamlet konnte sehr schwierig sein, aber Ophelia war unmöglich. Ich hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass Sir
    Falstaff seinen Posten als Jurisfiktion-Agent im Elisabethanischen Drama deshalb aufgegeben hatte, weil Ophelia so anspruchsvoll war. Ständig wollte sie Schmusetiere, frisches Mineralwasser oder Sushi, wenn sie in Helsingör arbeitete. »Meinst
    du, ich sollte Hamlet in Hamlet zurückschicken?«
    »Nicht sofort«, sagte Granny und hustete in ihr Taschentuch.
    »Er soll ruhig mal sehen, wie die wirkliche Welt ist. Vielleicht
    begreift er dann, dass es nicht unbedingt fünf Akte braucht, um
    sich zu etwas zu entschließen.«
    Sie fing erneut an zu husten, also rief ich den Pfleger, der mir
    erklärte, ich sollte vielleicht lieber gehen. Ich gab ihr einen Kuss
    zum Abschied und verließ nachdenklich das Altersheim. Es
    galt, eine Menge Fragen zu klären. Mein Konto war sicher
    fürchterlich überzogen, und ich fragte mich, ob ich mich nicht
    wieder bei SpecOps zum Dienst melden müsste. Waren meine
    Chancen, Yorrick Kaine zu fassen, nicht sehr viel besser, wenn
    ich die ganze Autorität von SpecOps hinter mir hatte? Aber
    würde man mich überhaupt wieder arbeiten lassen? Wahrscheinlich brauchte ich auch einen Sprachtherapeuten für
    Friday, er konnte ja nicht ewig Lorem Ipsum sprechen. Und
    schließlich gab es immer noch das größte Problem: Wie sollte
    ich meinen Mann zurückholen? Ach, Landen! Wie holte man
    jemand ins Hier und Jetzt zurück, der von einem chronupten
    Beamten der angeblich unbestechlichen ChronoGarde aus dem
    Dort und Damals gelöscht worden war?
    Als ich mich dem Haus meiner Mutter näherte, wurde ich
    jäh aus meinen Gedanken gerissen. In einer schmalen Gasse auf
    der gegenüberliegenden Straßenseite versteckte sich

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