04 Im Bann der Nacht
mir nicht sicher, ob ich diesem Lächeln trauen soll«, sagte er, und seine Stimme war ein angenehmes Grollen, da ihr Kopf auf seiner Brust lag. »Was denkst du gerade?«
Sie schwieg einen Moment, und dann legte sie den Kopf in den Nacken und sah ihm in das neugierige Gesicht. »Erzähl mir doch mal von der restlichen Verbindungszeremonie.«
Augenblicklich nahm sein Gesicht einen vorsichtigen Ausdruck an. »Warum?«
»Du hast gesagt, dass sie noch nicht zu Ende gebracht worden wäre«, wiederholte Anna seine Worte. Mühelos konnte sie fühlen, dass er seine Emotionen für sich behielt. »Was ist denn noch nötig?«
Er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten. »Zunächst einmal wäre dein freier Wille notwendig, meine Gefährtin zu werden. Du müsstest dich mir hingeben, ohne Vorbehalt und ohne Furcht.«
Anna lächelte schief. Noch vor wenigen Tagen wäre sie überzeugt gewesen, dass niemand eine Beziehung beginnen konnte, ohne wenigstens ein paar Vorbehalte zu haben. Schließlich gab es nichts Erschreckenderes, als sein Leben und sein Herz einem anderen zu öffnen. Jetzt allerdings wusste sie, dass sie bereit war, sich ohne Netz und doppelten Boden auf diesen Menschen einzulassen. Nein, keinen Menschen. Einen Vampir.
»Und dann?«
In Cezars dunklen Augen flackerte es, als habe er Schmerzen. »Und dann würde ich dein Blut trinken.«
»Das ist alles?«
Er grinste. »Ich vermute, du könntest auch nackt um das Bett herumtanzen oder einen Countrysong singen, wenn du willst. Aber das kannst du natürlich auch so. Na, wie wär’s?« Er schloss seine Arme fest um sie und beugte den Kopf, um ihr winzige Küsse auf die Wange drücken zu können.
Anna reagierte augenblicklich auf die Berührung seiner kühlen Lippen. Okay, vielleicht war es mehr als eine bloße Reaktion. Die geringste Liebkosung reichte aus, um sie vor Verlangen aufkeuchen zu lassen. Ach ja, und zu sabbern.
Aber ihre neue Sensibilität gegenüber seinen Emotionen warnte sie, dass es hier genauso sehr um Ablenkung wie um Leidenschaft ging. »Cezar!«
Seine Lippen wanderten über ihren Nasenrücken. »Hmmm?«
»Warum hast du mich vorhin nicht gebeten, die Zeremonie zu beenden?«
Mit einem leisen Stöhnen ließ Cezar seine Stirn auf ihrer ruhen. »Anna, es ist nicht die richtige Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, die sich bis in alle Ewigkeit auf
dich auswirken wird. Du hast im Augenblick genug andere Sorgen.«
»Du meinst meine gemeingefährliche Verwandte und ihre nervige Bande von Elfen?«
Er hob den Kopf, um ihr ein schiefes Lächeln zu schenken. »Die stehen ganz oben auf der Liste.«
Anna schwieg eine Weile und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Nein.«
»Sie stehen nicht ganz oben?«
»Das ist nicht das, was dich beschäftigt«, stellte sie klar. »Es ist etwas anderes.«
Ohne Vorwarnung entzog er sich ihr und glitt vom Bett, um sie mit ernster Miene anzusehen. »Hör auf, Anna.«
Sie zog die Decke über ihren nackten Körper und setzte sich im Bett auf. Im Gegensatz zu Cezar fühlte sie sich noch nicht wohl damit, ihre Blöße zu zeigen. Man konnte das viktorianische Zeitalter nicht durchlebt haben, ohne dass es sich nicht ein wenig auf die Persönlichkeit ausgewirkt hätte.
»Warum?«, fragte sie.
»Das ist gefährlich.«
Sie konzentrierte sich, nur um festzustellen, dass Cezar sich tief in sich selbst zurückgezogen hatte. An einen Ort, den sie nicht erreichen konnte. »Ach, verdammt.« Anna sah ihn beleidigt an. Okay, vielleicht war es eher ein anzüglicher Blick. Schließlich stand er immer noch splitterfasernackt da, und mit seinem zerzausten Haar sah er einfach zum Anbeißen aus. »Wann erzählst du mir endlich die Wahrheit?«
»Wenn es mir erlaubt wird.« Er hob eine Hand, um sie von ihrer scharfen Erwiderung abzuhalten. »Es tut mir leid, querida , aber es muss einfach so sein.«
»Für immer?«
»Nein, nicht für immer.«
Sie seufzte tief auf und fragte sich, wie ihr einfaches, langweiliges Leben plötzlich so kompliziert geworden war. »Dieses geheimnisvolle Schicksalsgehabe geht mir allmählich ganz schön auf den Keks«, murmelte sie.
Sein Gesicht entspannte sich bei ihrem verdrossenen Tonfall. »Keine Angst, Anna Randal, alles wird sich zur rechten Zeit finden.«
Ohne nachzudenken, hob Anna ein Kissen vom Bett auf und warf es nach seinem Kopf. »Ach, versuch nicht, mich zu vertrösten.« Sie beobachtete, wie er mühelos ihrem kuschelig weichen Wurfgeschoss auswich und seine Augen sie mit seltsamer
Weitere Kostenlose Bücher