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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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übrigen Beamten traten ins Haus: zwei Kriminalbeamte, die Leute von der Spurensicherung, ein Fotograf, der Arzt. Er verstand, weshalb Lynley im Yard angerufen hatte und nicht bei der Dienststelle Bishopsgate, in deren Zuständigkeitsbereich Whitechapel fiel. Zwar sollte Peter die Konsequenzen tragen, die sich für ihn aus dem Tod Sasha Niffords ergeben würden, aber nicht, ohne daß Lynley ihm indirekte Hilfestellung leistete. Denn wenn Peter von den Drogen gewußt, wenn er sie an Sasha weitergegeben, wenn er ihr bei der Einnahme geholfen hatte, mit der Absicht, sich nach seiner Rückkehr vom Einkaufen selbst einen Schuß zu setzen, konnte es zu einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung oder sogar wegen Mordes kommen. Verständlich, daß Lynley die Ermittlungen von einem Team durchgeführt wissen wollte, dem er vertrauen konnte. Darum hatte er den Yard gerufen. St. James fragte sich, wer in der Victoria Street wohl jetzt gerade das Revier Bishopsgate anrief, um den Leuten zu erklären, warum New Scotland Yard in ihr Terrain eindrang.
    Die Beamten donnerten die Treppe herauf. Lynley empfing sie an der Tür.
    »Angus«, sagte er zu dem Mann an der Spitze der Gruppe.
    Inspector Angus MacPherson war ein stämmiger Schotte, der mit Vorliebe alte Kammgarnanzüge trug, die aussahen, als dienten sie nachts als Schlafanzüge. Er nickte Lynley zu und ging sofort zum Bett. Eine Beamtin folgte ihm. Sie nahm ein kleines Notizbuch aus ihrer Umhängetasche und einen Kugelschreiber aus der Brusttasche ihrer zerknitterten Bluse. Sergeant Barbara Havers, MacPhersons direkte Mitarbeiterin. St. James kannte sie beide.
    »Also, was haben wir hier?« brummte MacPherson. Er strich kurz über das Bettlaken und drehte sich nach dem Rest seiner Mannschaft um, die sich inzwischen ins Zimmer gedrängt hatte. »Sie haben doch nichts verändert hier, Tommy, oder?«
    »Nur das Laken. Sie war damit zugedeckt, als wir kamen.«
    »Ich hab' sie zugedeckt«, sagte Peter. »Ich dachte, sie schläft.«
    Havers zog mit demonstrativer Skepsis eine Augenbraue hoch. Sie schrieb in ihr Büchlein. Sie sah von Lynley zu seinem Bruder, dann zu der Toten auf dem Bett.
    »Ich war beim Einkaufen. Ich hab' Eier geholt. Und Brot«, sagte Peter. »Als ich wiederkam -«
    Lynley trat hinter seinen Bruder und legte ihm die Hand auf die Schulter. Die leichte Berührung reichte, ihn zum Schweigen zu bringen. Wieder sah Havers sie beide an.
    »Als Sie wiederkamen?« Sie sprach völlig ausdruckslos.
    Peter sah seinen Bruder an, als erwarte er eine Anweisung.
    »Lag sie so da«, sagte er dann.
    Sergeant Havers wandte sich wieder zum Bett. MacPherson begann leise und rasch zu sprechen. Sie schrieb konzentriert mit.
    Als MacPherson seine erste Inspektion abgeschlossen hatte, trat er zu Lynley und Peter. Er ging mit ihnen in die gegenüberliegende Ecke des Zimmers, um dem Arzt für seine Untersuchung Raum zu lassen. Der Arzt tastete, fühlte, drückte. In wenigen Minuten war es vorüber. Er machte eine unverständliche Bemerkung zu Havers und überließ dann den Beamten der Spurensicherung das Feld.
    St. James sah ihnen zu, wie sie darangingen, das Beweismaterial sicherzustellen. Das Wasserglas auf der Kiste wurde in einen Plastikbeutel gegeben und gekennzeichnet. Der angelaufene Löffel ebenso. Feine Spuren des weißen Pulvers, die St. James selbst nicht gesehen hatte, wurden vorsichtig in ein Behältnis gefegt. Dann wurde die Kiste zur Seite geschoben und das silberne Fläschchen vom Boden aufgehoben. Es wanderte ebenfalls in einen Plastikbeutel.
    St. James bedeutete Lynley, daß er jetzt ginge.
    Lynley kam zu ihm. »Sie werden Peter mitnehmen«, sagte er. »Ich fahre mit ihm. Das wenigstens muß ich tun, St. James.«
    »Natürlich.«
    »Würdest du Deborah Bescheid geben? Ich habe keine Ahnung, wie lange das alles dauern wird.«
    »Natürlich«, sagte St. James wieder und überlegte, wie er seine nächste Frage formulieren sollte, ohne Lynley hellhörig zu machen, denn er brauchte Details.
    »Gibst du mir aus dem Yard Bescheid?« fragte er vorsichtig. »Sobald man dort Näheres weiß.«
    »Was meinst du?«
    »Nun, die Obduktion. Würdest du mich den Befund wissen lassen? Sobald du kannst?«
    »Du glaubst doch nicht, daß Peter -«
    »Sie werden es für dich besonders schnell machen, Tommy. Das ist alles, was sie unter den Umständen für dich tun können, und das werden sie tun. Wirst du mir also Bescheid geben?«
    Lynley sah zu seinem Bruder hinüber. Peter hatte zu zittern

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