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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mächtigen alten Platanen, die hier, durch eine natürliche Böschung vor dem bisweilen rauhen Südwestwind geschützt, groß und kräftig wurden. Eingefaßt war das gesamte Gelände von der kunstvoll aufgeschichteten Mauer, die die Grenze des eigentlichen Guts markierte, jedoch nicht des Besitzes der Ashertons, der, wie Deborah wußte, Pachthöfe für Milchwirtschaft und Ackerbau und stillgelegte Bergwerke umfaßte, die den Bezirk einst mit Zinn beliefert hatten.
    Angesichts der unleugbaren Realität von Tommys Zuhause - nun nicht mehr Kulisse der Wochenendgesellschaften, über die sie St. James und Helen so viele Jahre hatte sprechen hören - kam Deborah plötzlich ein verrücktes und völlig lachhaftes Bild ihrer selbst - Deborah Cotter, Tochter eines Domestiken, wie sie frischfröhlich das Leben in diesem Haus anpackte, als wäre es Manderley, hinter dessen Mauern irgendwo grübelnd Max de Winter saß und darauf wartete, durch die Liebe einer einfachen Frau erlöst zu werden. Kaum eine Rolle für mich, dachte sie.
    Was um alles in der Welt tue ich hier? Sie kam sich vor wie in einem Traum, in dem sich Hirngespinst auf Hirngespinst häufte. Der Flug nach Süden, der erste Blick auf Howenstow, die Limousine und der uniformierte Chauffeur, die auf dem Rollfeld gewartet hatten. Selbst Helens frotzelnde Begrüßung des Mannes - »Jasper, du lieber Gott! So in Schale! Beim letzten Mal waren Sie nicht mal rasiert!« - trug kaum dazu bei, Deborahs Bedenken zu beschwichtigen.
    Wenigstens wurde auf der Fahrt nach Howenstow nichts weiter von ihr erwartet, als die Landschaft von Cornwall zu bewundern, und das tat sie. Es war ein ungezähmtes Land mit einsamen Hochmooren, felsigen Hügeln, sandigen Buchten, deren verborgene Höhlen lange Zeit Schmugglern als Unterschlupf gedient hatten, mit üppigen Laubwäldern in engen Talmulden und überall wild wuchernd Schöllkraut, Klatschmohn und Immergrün in den hohen Hecken der schmalen Straßen.
    Von einem dieser Sträßchen zweigte, von Platanen überdacht und von Rhododendron gesäumt, die Auffahrt nach Howenstow ab. Am Verwalterhaus vorbeiführend, fuhr man zunächst am Park entlang, dann unter einem prächtigen Tudortor hindurch, vorbei an einem Rosengarten, und endete schließlich vor dem Portal des Hauses, über dem im Wappen derer von Asherton sich ein Hund und ein Löwe in kühnem Kampf maßen.
    Deborah warf nur einen einzigen flüchtigen Blick auf das Haus. Es schien verlassen. Sie wünschte, es wäre so.
    »Ah, da ist Mutter«, sagte Lynley.
    Als Deborah sich umdrehte, sah sie, daß er nicht zur Haustür blickte, wo sie eine elegant gekleidete Gräfin Asherton mit müde zum Gruß dargebotener weißer Hand erwartet hatte, sondern vielmehr zur Südwestecke des Hauses. Von dorther kam eine große, schlanke Frau durch das Gebüsch auf sie zu.
    Deborah war überrascht. Lady Asherton trug einen alten Tennisdreß und über die Schultern ein verblichenes blaues Handtuch, mit dem sie sich energisch den Schweiß von Gesicht, Hals und Armen rubbelte. Drei große Jagdhunde tobten um sie herum, und sie blieb kurz stehen, zog dem einen einen Ball aus dem Maul und warf ihn mit weit ausholender Bewegung zur anderen Seite des Gartens. Lachend sah sie den davonjagenden Hunden einen Moment nach, ehe sie auf die eingetroffenen Gäste vor dem Haus zuging.
    »Tommy!« sagte sie erfreut. »Du trägst dein Haar ein bißchen anders, nicht? Es gefällt mir. Sehr sogar.« Sie berührte ihn nicht. Statt dessen umarmte sie Helen und St. James, ehe sie sich Deborah zuwandte und mit einer schuldbewußten Geste auf ihren Tennisdreß sagte: »Entschuldigen Sie meinen Aufzug, Deborah. Ich empfange meine Gäste sonst nicht so nachlässig gekleidet, aber wissen Sie, ich bin schrecklich faul, und wenn ich meine Gymnastik nicht jeden Tag zur gleichen Zeit mache, fallen mir tausend Entschuldigungen ein, es überhaupt zu lassen. Sie sind doch hoffentlich nicht so eine Gesundheitsfanatikerin, die jeden Morgen bei Tagesanbruch im Jogging-Anzug unterwegs ist.«
    Ein »Willkommen in unserer Familie« war das gewiß nicht. Es war aber auch nicht diese raffinierte Art der Begrüßung, in der sich unumgängliche Höflichkeit mit unmißverständlicher Mißbilligung mischte. Deborah wußte nicht recht, was sie von diesem Empfang halten sollte.
    Als hätte sie Verständnis dafür und wolle ihr über diesen ersten Moment hinweghelfen, lächelte Lady Asherton nur, drückte Deborah kurz die Hand und wandte sich ihrem Vater

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