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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie sieben Jahre jünger als er, aber er hatte sie ihr Leben lang gekannt und immer gemocht. Er wußte, daß sie schwanger gewesen war. Sie hatte geheiratet, weil das Kind unterwegs gewesen war, Mick Cambrey aus Nanrunnel. Das hatte ihm seine Mutter geschrieben. Und einige Monate später hatte er von Nancy selbst eine Geburtsanzeige erhalten. Er hatte mit einem Anstandsgeschenk darauf geantwortet und keinen weiteren Gedanken an sie verschwendet. Bis jetzt, da er sich erschrocken fragte, ob die Geburt eines Kindes eine solche Veränderung bewirken konnte.
    Wunsch erfüllt, dachte er ironisch. Eine weitere Ablenkung. Er trat in das Büro.
    Sie starrte durch eine Ritze der Jalousien vor dem Fenster und kaute selbstvergessen auf den Knöcheln ihrer rechten Hand. Es schien ihr zur Gewohnheit geworden zu sein, denn die Knöchel waren wund und rot, und von Hausarbeit allein kam das gewiß nicht.
    »Nancy!« sagte Lynley.
    Sie sprang auf und verbarg die Hände hinter dem Rücken.
    »Sie wollen zu Dad«, sagte sie. »Ich habe gehofft, daß Sie kommen würden. Nach dem Mittagessen. Ich wollte - ich habe gehofft, Sie vor ihm sprechen zu können, Mylord.«
    Lynley spürte wie immer Verlegenheit bei dem letzten Wort. Manchmal schien ihm, als hätte er die letzten zehn Jahre seines Lebens damit zugebracht, jeder Situation aus dem Weg zu gehen, wo jemand Mylord zu ihm sagen könnte.
    »Sie haben auf mich gewartet? Nicht auf Ihren Vater?«
    »Ja, auf Sie.« Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor und setzte sich auf einen Stuhl unter einer Wandkarte des Guts. Die Hände im Schoß geballt, wartete sie.
    Am Ende des Korridors schlug die Haustür an die Wand, als hätte jemand sie zu heftig aufgestoßen. Schritte hallten auf dem gefliesten Boden. Nancy drückte sich an die Stuhllehne, als wolle sie sich unsichtbar machen. Doch die Schritte kamen nicht näher, sondern verklangen in Richtung Gesinderäume. Nancy atmete auf.
    Lynley setzte sich an den Schreibtisch. »Ich freue mich, Sie zu sehen. Ich bin froh, daß Sie vorbeigekommen sind.«
    Sie richtete die großen grauen Augen auf die Fenster, während sie sprach. »Ich muß Sie um etwas bitten. Es fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.«
    »Waren Sie krank? Sie sind schrecklich dünn geworden, Nancy. Das Kind - braucht es ...«
    Er stellte mit peinlicher Verlegenheit fest, daß er keine Ahnung hatte, welches Geschlecht das Kind hatte.
    »Nein, nein. Molly geht es gut.« Sie sah ihn immer noch nicht an. »Aber ich mach' mir solche Sorgen.«
    »Was ist denn?«
    »Das ist der Grund, warum ich hier bin. Aber ...« Sie fing plötzlich an zu weinen. Ihr Gesicht wurde schamrot. »Mein Vater darf nichts wissen. Auf keinen Fall. Er darf es nicht erfahren.«
    »Es bleibt unter uns, alles, was wir miteinander sprechen.«
    Lynley zog sein Taschentuch heraus und reichte es ihr über den Schreibtisch. Sie drückte es in ihren Händen zusammen, benutzte es aber nicht, um ihre Tränen zu trocknen. »Haben Sie Streit mit Ihrem Vater?«
    »Ich nicht. Aber Mick, mein Mann. Zwischen den beiden hat es nie gestimmt. Wegen des Kindes. Und wegen mir. Und wegen der Heirat. Aber jetzt ist es noch schlimmer als früher.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Nancy? Wenn Sie nicht möchten, daß ich mit Ihrem Vater spreche, weiß ich nicht...«
    Er sprach den Satz nicht fertig, sondern wartete darauf, daß sie ihm die Antwort geben würde. Er sah, wie sie die Schultern straffte und den Atem anhielt wie vor einem Sprung in den Abgrund.
    »Ja, Sie können mir helfen. Mit Geld.« Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als sie das Wort aussprach, fuhr aber dann tapfer fort. »Ich mache immer noch die Buchhaltungsarbeit in Penzance. Und in Nanrunnel. Und abends helfe ich im Anchor and Rose aus. Aber es reicht einfach nicht. Die Ausgaben ...«
    »Was für Ausgaben?«
    »Die Zeitung. Micks Vater ist letzten Winter am Herz operiert worden, und seitdem leitet Mick die Zeitung für ihn. Aber er möchte modernisieren. Er braucht neue Maschinen und so. Er will nicht den Rest seines Lebens in Nanrunnel bei einem kleinen Wochenblatt mit kaputten Druckerpressen und manuellen Schreibmaschinen arbeiten. Er hat eine Menge Pläne. Gute Pläne. Aber das kostet Geld. Er gibt viel aus. Es reicht nie.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Mick den Spokesman leitet.«
    »Das wollte er eigentlich auch gar nicht. Er hat sich was ganz anderes vorgestellt. Er wollte nur ein paar Monate einspringen. Bis sein Vater wieder auf den

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