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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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wird, bis wir mehr darüber wissen.«
    »Und was ist mit der Klinge?«
    »Mit ihr geschieht das Gleiche.«
    »Du bist sehr weise, Vater.« Ts’onot bemühte sich zu vergessen, dass derselbe Mann, der dieses Lob verdiente, kurz zuvor den Befehl zu Oxlajs Tötung erteilt hatte.
    »Es ist weise von dir, das zu erkennen«, erwiderte Ah Ahaual.
    7.
    Gegenwart
    Maria Luisa parkte den in die Jahre gekommenen Ford Mondeo auf einem Parkstreifen seitlich des Último Refugio, der eigentlich Gästen vorbehalten war. Aber seit langem schon gab es mehr Parkfläche als zahlende Gäste, sodass es sich eingebürgert hatte, das hoteleigene Auto hier abzustellen. Durch eine Seitentür gelangte man schneller zur Küche und den Vorratsräumen.
    Darauf zu hoffen, dass ihr Vater ihr beim Schleppen der Lebensmittel helfen würde, hatte Maria Luisa aufgegeben. Es war auch besser so, denn mit seinem durch den Alkohol gestörten Gleichgewichtssinn hätte er nur Chaos angerichtet.
    Bevor sie die Einkäufe auslud, schloss Maria Luisa zunächst die Seitentür des Hotels auf. Dann kehrte sie zum Wagen zurück und raffte alles zusammen. Zwei Minuten später tappte sie den trüb erhellten, fensterlosen Korridor Richtung Küche entlang.
    Noch bevor sie dort ankam, geriet ihr Gang ins Stocken.
    Stimmen!
    Die Art von Gespräch, die sofort Unbehagen weckte.
    Zum einen, weil eine Stimme Maria Luisas Vater gehörte und sie diese spezielle Klangfarbe von Unterhaltungen kannte, die er mit zwielichtigen Gästen der Bodega führte; und zum anderen, weil die Stimme des anderen Mannes sogar noch unangenehmer war als die von Álvaro Suárez.
    Maria Luisa witterte sofort Ungemach. Die Nackenhärchen stellten sich ihr auf. Eilig betrat sie die Küche und verfrachtete die Einkäufe auf eine große Arbeitsplatte. Statt sie anschließend wie üblich in die Regale, Schränke oder den Kühlschrank einzuräumen, verließ sie die Küche rasch wieder und huschte auf Zehenspitzen in den Rezeptionsbereich. Hinter einer verstaubten Yucca-Palme mit ausladenden Zweigen blieb sie stehen und spähte nach vorn zum Tresen.
    Statt wie üblich um diese Zeit hinter dem Pult zu thronen, stand Álvaro Suárez davor und gestikulierte wild vor einem Krüppel herum, den Maria Luisa als im ganzen Viertel verschrienen Spitzel kannte.
    Die Fetzen der Unterhaltung, die Maria aufschnappte, bestanden unglücklicherweise nur aus ausufernden Schimpfkanonaden. Wogegen sie sich richteten, blieb hingegen unklar.
    Als der Blick des Spitzels plötzlich in ihre Richtung schweifte, stieß Maria Luisa im reflexartigen Zurückweichen ungeschickt gegen einen Blecheimer. Er fiel scheppernd um, und der Dreck, den Maria Luisa nach dem Fegen hineingeschüttet hatte, verteilte sich über den abgewetzten Teppichläufer. Sie fluchte unterdrückt.
    Ihr Vater schrie: »Maria?« Bei ihrem zweiten Namen rief er sie nur, wenn er sturzbetrunken war. Luisa war der Name von Maria Luisas verstorbener Mutter gewesen.
    Sie gab sich einen Ruck und trat hervor.
    »Was tust du da?«
    »Ich hatte den Eimer vergessen. Ich bin vom Einkaufen zurück und dachte –«
    »Ja, ja, schon gut!«
    Statt Maria Luisa, wie sie es erwartet hatte, zu verscheuchen, legte er den Arm um den Widerling und dirigierte ihn in die Kammer hinter dem Tresen. Das tat er sonst nie. Mit niemandem. Zumindest hatte Maria Luisa es noch nie beobachtet.
    Hier aber schloss er sogar die Tür hinter sich und dem Spitzel. Kurz darauf erklangen wieder Stimmen, nun aber so stark gedämpft, dass Maria Luisa, um etwas zu verstehen, hinschleichen und das Ohr gegen die Tür hätte legen müssen.
    Das aber wagte sie nicht. Zumal sie genug mitbekommen zu haben glaubte, um zu wissen, wogegen sich das Getuschel der beiden richtete.
    Oder gegen wen.
    Ich muss ihn warnen , war ihr einziger klarer Gedanke, den sie in dem Moment fassen konnte.
    Und so stahl sie sich die Treppe hinauf.
    ***
    Juan García Lorca hinkte, seit ihn ein Lebensmüder beim Sprung aus dem dreißigsten Stock eines Hochhauses fast mit in den Tod gerissen hätte. Nichtsahnend war er die Straße unterhalb des Gebäudes entlang geschlendert, als das Schwergewicht ihn traf.
    Der gemeine Hund hatte ihm nicht einmal eine Warnung zugerufen, obwohl er bis zum Aufschlag wahrscheinlich noch bei vollem Bewusstsein gewesen war.
    Wie auch immer, Juan hatte jedenfalls im letzten Moment instinktiv einen seitlichen Ausfallschritt gemacht – vielleicht war es eine göttliche Vorsehung gewesen –, mit dem Resultat, dass

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