04 Verhaengnisvolles Schweigen
Glen. »Du verdienst dir eine goldene Nase. Interessierst du dich nur für die materiellen Dinge? Was ist mit deiner Seele, deinen Wurzeln?«
»Hör auf, Glen. Das wird langsam langweilig.«
»Wenn er drüben einen Job gefunden hätte«, fragte Banks, »glauben Sie, er wäre zurückgegangen?«
»Sofort«, antwortete Ian. Die anderen stimmten ihm zu.
»Hat er jemals erwähnt, dass er einen Job in Aussicht hätte?«
»Er hat was davon gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, zurückzukehren«, sagte Glen. »Glücklicher Hund. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte oder nicht.«
»Was war das für eine Möglichkeit?«
»Hat er nicht gesagt. Anscheinend was streng Geheimes.«
»Warum?«
Glen kratzte seine Schulter und versuchte, sein verschwitztes Hemd von den Achseln zu lösen. »Keine Ahnung. Es war in einer von diesen Nächten, als wir ein paar zu viel intus hatten, wenn Sie wissen, was ich meine. Bernie erzählte etwas von einem Plan, wie er wieder in die Heimat zurückkehren könnte.«
»Aber er hat keine Einzelheiten erzählt?«
»Nein. Er wollte es uns sagen, wenn er aus England zurückkam.«
»Hat er einen Job erwähnt?«
»Nicht ausdrücklich, nein. Nur eine Möglichkeit zur Rückkehr. Ich hab aber angenommen, dass es sich um ein vages Jobangebot handelte. Wie sollte er sich sonst durchschlagen?«
»Wie sehr hing er am Lehrerberuf?«
»Bis zu einem gewissen Grad mochte er ihn«, antwortete Glen. »Er war gut darin. Er hätte an der Universität lehren sollen. Gut genug war er, aber es gab nicht ausreichend Stellen. Aber wie die meisten von uns hasste er die Bedingungen, unter denen er arbeiten musste, und er verachtete die mutwillige Ignoranz der Studenten. Sie wissen nichts und wollen auch nichts wissen, es sei denn, es passiert im Baseballstadion oder auf Video. Von uns wird erwartet, ihnen das Wissen löffelweise zu verabreichen und sie dann zu bitten, es in einem Test wieder rauszuwürgen. Dafür sollen sie eine Eins plus kriegen, ganz egal, wie miserabel ihr Gekritzel oder wie ungenau ihre Antworten sind. Ich könnte noch viel mehr ...«
»Das machst du immer«, schnitt ihm Barry das Wort ab, »aber ich glaube nicht, dass Mr Banks es hören will.«
Banks lächelte. »Ehrlich gesagt, läuft mir die Zeit davon«, sagte er. »Ich muss Julie so schnell wie möglich finden. Wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Nein«, sagte Ian. »Sie kommt einfach freitags nach der Arbeit auf ein paar Drinks rein.«
»Ich glaube, sie muss irgendwo in der Nähe wohnen«, meinte Barry. »Sie hat mal davon erzählt, wie sie sich in Kew Gardens gesonnt hat.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie sie mit Nachnamen heißt?«
»Culver, oder?«, sagte Barry. »Oder Cleaver, Carver oder so ähnlich.«
Die anderen wussten es auch nicht besser.
»Wissen Sie, wo sie arbeitet?«
»In einem dieser Türme Ecke King und Bay«, antwortete Ian. »Im TD Centre oder First Canadian Place. Sie klagt immer über die Lifte, in denen sie so einen komischen Druck auf die Ohren kriegt.«
»Eine große Hilfe«, sagte Glen. »Weißt du, wie viele Firmen in diesen Türmen sitzen?«
Ian zuckte mit den Achseln. »Tja, mehr weiß ich nicht. Was ist mit euch?«
Glen und Barry schüttelten beide den Kopf.
»Aber sie wird morgen um sechs hier sein«, sagte Barry. »Bisher kam sie noch jede Woche.«
»Gut. Sie könnten mir einen Gefallen tun. Wenn sie früher auftaucht oder ich zu spät komme, dann sagen Sie ihr bitte nicht, dass ich sie treffen möchte. Das könnte sie verscheuchen. Sie wissen ja, wie manche Leute auf die Polizei reagieren.«
»Sind Sie sicher, dass Sie nichts gegen Julie vorliegen haben?«, wollte Glen misstrauisch wissen.
»Ich brauche nur Informationen. Das ist alles.«
»In Ordnung«, willigte Glen ein. »Wenn es hilft, Bernies Mörder zu schnappen, machen wir, was Sie wollen.« Er hielt einen Moment inne, um sein Glas auf einen Toast zu erheben. »Etwas Gutes hat das ja alles. Immerhin ist Bernie dort gestorben, wo er leben wollte.«
»Ja«, sagte Banks. »Das ist wahr.«
Und sie tranken darauf, dort zu sterben, wo sie leben wollten.
* 11
»John hat mir von Nicholas' Verhalten neulich auf der Party erzählt«, sagte Stephen Collier. »Tut mir leid. Aber ich hatte dich ja vor ihm gewarnt.«
Katie schaute hinab auf den steinigen Weg und errötete. »Ich bin nicht
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